Lesung mit Verena Auffermann

Weibliche Weltliteratur in der Laufer Stadtbücherei

11.3.2023, 12:00 Uhr
Verena Auffermann (links) sprach bei ihrer Lesung am Weltfrauentag in der Laufer Stadtbücherei über große Autorinnen aus aller Welt.

© Hertlein Verena Auffermann (links) sprach bei ihrer Lesung am Weltfrauentag in der Laufer Stadtbücherei über große Autorinnen aus aller Welt.

Neben Kolleginnen wie Sigrid Löffler, Ursula März oder Iris Radisch prägte sie das Sprechen über Bücher in den meist männlich dominierten Talkrunden mit Kritikern wie Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek und Co. „Aber zumindest eine Frau sollte ja dann doch immer dabei sein“, erinnert sie sich bei ihrer Lesung.

Ihre Karriere habe das enorm nach vorn gebracht, erzählt die 79-Jährige, die unter anderem für die Frankfurter Rundschau, die Süddeutsche Zeitung, den Hessischen Rundfunk, Die Zeit, die Zeitschrift Literaturen und das Deutschlandradio arbeitete.
Gemeinsam mit vier Kolleginnen – Julia Encke, Gunhild Kübler, Ursula März und Elke Schmitter – brachte Verena Auffermann 2021 das Buch „100 Autorinnen in Porträts“ heraus, das sie in der Stadtbücherei im Gespräch mit Ina Gombert vorstellte: ein Kanon von Weltliteratur aus weiblicher Feder.

Es erzählt von zweieinhalb Jahrtausenden weiblichen Schreibens – von Jane Austen bis Juli Zeh, von Margaret Atwoods bis Sappho. Die Porträts zeigen die literarische Qualität der vorgestellten Autorinnen im Kontext ihrer Zeitgeschichte: Sie berichten von Widerständen und Vorurteilen, abgetrotzten Schreibstunden und Schattenleben, aber auch vom Selbstbewusstsein und vom Erfolg weiblicher Stimmen.

Eine der Textstellen, die Verena Auffermann vorlas, handelte von der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (2004 war sie zu Gast bei den Literaturtagen Lauf), die nach der Verkündung des Preises erfreut und resolut gesagt haben soll: „Ich werde mich doch jetzt nicht ändern, nur weil ich den Nobelpreis bekommen habe!“ Die beiden Damen treffen sich regelmäßig in Berlin, wo sie denselben Friseursalon besuchen.

Nie zu spät zum Lesen

Ein leidenschaftliches Plädoyer hielt Auffermann nicht nur für die zu oft nicht wahrgenommenen Autorinnen der Weltliteratur, sondern auch für das Lesen: das Eintauchen in andere Leben, das empathische Einnehmen fremder Perspektiven. „Ich hab so viel gelesen in meinem Leben, manchmal überlege ich schon: Hätte ich nicht auch etwas anderes machen können?“ Aber andererseits sei es einfach die schönste Art, die Welt zu entdecken. Und: Es sei nie zu spät, damit anzufangen!

Dann erzählt sie von einem 90-jährigen Freund, den sie gerade an das Lesen von Romanen heranführt: „Man muss ein bisschen dranbleiben, aber da ist so viel möglich! Wir sprechen fast jeden Tag über Literatur oder schreiben per E-Mail. Herrlich!“

Ein inspirierender Abend in der Stadtbücherei Lauf, der Lust aufs Lesen machte.