Von Million zu Milliarde

Weil die Notenpressen ausgelastet waren: Bei der Hyper-Inflation 1923 sprang die Maxhütte mit ein

Walter Schraml

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20.11.2023, 15:00 Uhr
Man rechnete nicht mehr mit Hundertern und Tausendern, sondern mit Millionen und Milliarden - später gab es sogar die Billmark, die aber kaum mehr als einen Dollar wert war.

© privat Man rechnete nicht mehr mit Hundertern und Tausendern, sondern mit Millionen und Milliarden - später gab es sogar die Billmark, die aber kaum mehr als einen Dollar wert war.

Eine bis dahin nie gekannte Geldentwertung führte zur Verarmung großer Teile der Bevölkerung, des Mittelstandes und letztlich zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft. Ihre Ursachen hatte diese in der durch den Ersten Weltkrieg bedingten Ausweitung der Staatsverschuldung und in den Reparationen.

Im Herbst 1923 nahm die Geldentwertung schier astronomische Ausmaße an. Fast stündlich stiegen die Preise. Kostete etwa das Pfund Fleisch um 10 Uhr noch eine Million Mark, so stieg dessen Preis - keinesfalls ausgeschlossen - bis um 12 Uhr auf fünf Millionen. Als Verbraucher musste man quasi einen Koffer voll fast wertloser Geldscheine zum Einkauf beim Händler mitbringen.

Massiver Wertverfall

Die Notenpressen kamen dem Druck von Banknoten nicht mehr nach, nicht selten wurde aus einem Tausendmarkschein lediglich durch einen Aufdruck eine Milliarde Mark.

Der unvorstellbare Wertverfall und die dadurch bedingte Papiergeldverknappung führte Gemeinden, Behörden und Firmen mit staatlicher Duldung dazu, in Eigenregie Ersatz- oder Notgeld herzustellen und auszugeben. Auch die Eisenwerkgesellschaft Maxhütte im damaligen Rosenberg betätigte sich als Emittent von Notgeld (Gutscheine und Schecks), um ihren Arbeitern und Angestellten die Löhne und Gehälter ausbezahlen zu können.

Stabilisierung der Währung

Dieses Ersatzgeld war im Gegensatz zu den amtlichen Banknoten von der Gültigkeit her regional und zeitlich begrenzt. Der Name des Inhabers war auf dem Papier handschriftlich vermerkt. Zu den auf der Rückseite genannten einlösenden Stellen gehörten etwa die Städtische Sparkasse Sulzbach und die Bayerische Vereinsbank Sulzbach.

Mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 sollte die Währung stabilisiert werden. Es war die wohl einschneidendste Währungsreform in der jüngsten deutschen Geschichte.

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