Vortrag über biologische Vielfalt in Leinburg

Wie die Landwirtschaft Biodiversität fördern möchte

11.10.2022, 18:21 Uhr
Sogenannte Beetle Banks sind aufgepflügte Erdwalle, auf denen bestimmte insektenfreundliche Pflanzenmischungen ausgesät werden.

© Fritz Höfler Sogenannte Beetle Banks sind aufgepflügte Erdwalle, auf denen bestimmte insektenfreundliche Pflanzenmischungen ausgesät werden.

Biodiversität, also biologische Vielfalt, ist ein Thema, das alle etwas angeht. Darin waren sich die Anwesenden beim Vortrag im Leinburger Gemeindezentrum einig. Fritz Höfler von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf, Abteilung Pflanzenbau und Versuchswesen, sprach dort am Samstag zum Thema „Biodiversität in einer effizienten Agrarlandschaft“. Eingeladen hatte die Gemeinde Leinburg zusammen mit dem Imkerverein Leinburg und Umgebung.

Neben der Öffentlichkeit waren für einen gemeinsamen Dialog auch gezielt Vertreter aus der Landwirtschaft eingeladen. So konnte Leinburgs Bürgermeister Thomas Krausser neben stellvertretenden Landrat und Hersbrucker Bürgermeister Robert Ilg auch Kreisbäuerin und stellvertretende Bezirksbäuerin Marion Fischer und Andreas Geistmann, Mitglied in der Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbands (BBV), unter den Gästen begrüßen.

„Thema braucht Öffentlichkeit“

„Das Thema braucht viel mehr Öffentlichkeit. Wir sitzen schließlich alle in einem Boot und vielleicht entstehen aus der Begegnung ja auch gemeinsame Projekte“, betonte Dr. Astrid Schneider bei ihren Begrüßungsworten. Sie dankte Thomas Kraußer ganz herzlich für die Kooperation und die Bereitschaft, den Vortrag zu einem solch interessanten Thema als Gemeindeveranstaltung einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, anstelle nur bei einer Mitgliederversammlung der Imker.

Sowohl Leinburgs Bürgermeister als auch Robert Ilg betonten, wie wichtig das Thema Biodiversität auch für die Kommunen sei und dass man stets um eine konstruktive Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Interessengruppen bemüht sei. Die vermehrte Anlage von gemeindlichen Blühflächen sei dabei ein Beispiel, bei dem dann auch als Kommune nicht nur Lob, sondern auch Kritik aushalten müsse, weil nicht alle Blühflächen immer so bunt und schön aussehen wie es sich mancher Bürger vorstellt. Diese Flächen leisten aber auf jeden Fall einen wertvollen Beitrag für die biologische Vielfalt.

Dies bestätigte auch Fritz Höfler bei seinem Vortrag. Er stellte ebenfalls gleich zu Beginn heraus, dass das Thema die Gesellschaft als Ganzes betrifft und keineswegs die Landwirtschaft als alleiniger Verursacher und Problemlöser ausgemacht werden könnte.

Spagat zwischen Urproduktion und Weiterentwicklung

Das Projekt Agrobiodiversität der Triesdorfer landwirtschaftlichen Lehranstalten, das er dann im Detail vorstellte, hat zum Ziel, einerseits die landwirtschaftliche Urproduktion nicht einzuschränken, und andererseits Strategien zu entwickeln, biodiverse Bereiche zu erhalten und weiterzuentwickeln. In Triesdorf werden verschiedene Maßnahmen ausprobiert und in Zusammenarbeit, unter anderem mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Abteilung Bienenhaltung der Tierhaltungsschule Triesdorf sowie Saatgut-Herstellen, ausgewertet und wissenschaftlich begleitet.

Ein Beispiel, das Fritz Höfler näher erläuterte, sind sogenannte Beetle Banks, das sind aufgepflügte Erdwalle, auf denen bestimmte insektenfreundliche Pflanzenmischungen ausgesät werden. Unter anderem mit Hilfe von Pollenanalysen und Bodenfallen können dann zum Beispiel Rückschlüsse auf den Pestizideintrag, die Bestäubungsdienstleistung und die Artenvielfalt gezogen werden. Ein weiteres Triesdorfer Projekt, das er dem Leinburger Publikum vorstellte, ist die Erprobung der gezielten Bestäubung mit Mauerbienen in den Obstanlagen in Triesdorf.

Fritz Höfler bei seinem Vortrag in Leinburg.

Fritz Höfler bei seinem Vortrag in Leinburg. © Daniel Decombe

Ziel dabei sei es, so Höfler, herauszufinden, ob der punktgenaue Einsatz von Wildbienen die Erträge quantitativ und qualitativ verbessern kann. Auch Untersuchungen der Wechselwirkungen zwischen Honig- und Wildbienen spielen im Rahmen des Projektes eine Rolle und sollen zu entsprechenden Handlungsempfehlungen führen.

Künftig mehr Fördermittel in Aussicht gestellt

Die Umsetzung des Modell- und Demonstrationsvorhaben Agrobiodiversität in Triesdorf, über das Fritz Höfler sprach, wird im Zeitraum von Herbst 2020 bis ins Frühjahr 2024 durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert. Auch erwähnte Höfler in Leinburg, dass sich auch bei den Fördermitteln für die Landwirtschaft für Biodiversitätsmaßnahmen einiges bewege und sicherlich zukünftig auch noch mehr Gelder bereitgestellt würden.

Diesen Aspekt griff am Ende der Veranstaltung Andreas Geistmann, selbst Landwirt und Mitglied in der Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbands (BBV), noch einmal auf, um auf die grundsätzliche Problematik hinzuweisen, dass die EU-Förderpolitik nicht abgestimmt sei, auf die kleinteilige Landwirtschaft wie sie im Nürnberger Land vorherrsche.

Wie er haben viele Landwirte, so Geistmann, ihre zu bewirtschaftende Fläche verteilt auf viele kleinere Pachtflächen, was mitunter das Beantragen von Fördermitteln sehr erschwere. Außerdem wies Geistmann auch noch darauf hin, dass man die Wiesen auch mit insektenfreundlichen Maschinen mähen könne, was ebenfalls ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt sei.

Zum Abschluss der Veranstaltung wies Thomas Kraußer auch noch einmal darauf hin, dass auch jeder Einzelne die heimische Landwirtschaft durch den Kauf regionaler Lebensmittel unterstützen könnte.