Trauer um Ex-Chef der Siedler

Heinrich Hauer gehörte zur Pegnitzer Lohesiedlung wie ein Baum in einen Garten

Richard Reinl

30.9.2023, 10:55 Uhr
Die Überreichung des Sterns vom Dach der abgerissenen Glückauf-Gaststätte kurz vor seinem Tod empfand Heinrich Hauer als "Ritterschlag" seines Lebenswerks.

© Richard Reinl Die Überreichung des Sterns vom Dach der abgerissenen Glückauf-Gaststätte kurz vor seinem Tod empfand Heinrich Hauer als "Ritterschlag" seines Lebenswerks.

„Das Leben ist für mich wie ein Fußballspiel. Es dauert 90 Minuten und man muss die Regeln beachten. Ein Jahr im Leben ist wie eine Minute im Spiel. Bei mir läuft die zweite Halbzeit, die würde ich auch noch gerne schaffen, denn ich lebe gerne in Pegnitz, fühle mich hier wohl und zufrieden“, hat Hauer zu seinem 70. Geburtstag gesagt. Ganz hat er die zweite Halbzeit im Ruhestand nicht geschafft, aber er konnte auf ein ausgesprochen erfülltes Leben zurückblicken.

"Gemeinnutz geht vor Eigennutz"

Als nach der Wiederinbetriebnahme des 1923 stillgelegten Bergwerks Fachkräfte aus ganz Deutschland rekrutiert wurden, entstand mit Hilfe der Bayerischen Heimstätten GmbH die Lohesiedlung völlig neu, mit 120 Wohn- und vier Geschäftshäusern. Eines der ersten bezog die Familie Hauer und Joseph Hauer war wenig später einer der Gründerväter der Siedlergemeinschaft.

Der langjährige Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Heinrich Hauer, hat ein typisches Siedlerhaus als Modell nachgebaut.

Der langjährige Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Heinrich Hauer, hat ein typisches Siedlerhaus als Modell nachgebaut. © Richard Reinl

Nur kurz hat der heranwachsende Heinrich Hauer als 21-Jähriger Pegnitz verlassen, dann ist er auch aus Rücksicht auf seinen kranken Vater zurückgekehrt. Nicht zuletzt auf Anraten seiner Frau Bärbel: „Du gehörst in die Siedlung wie ein Baum in einen Garten“. Hauer engagierte sich nicht nur als Betriebsrat und Vertrauensmann bei KSB, wo er 45 Jahre lang in der Gießerei gearbeitet hat, sondern auch in der Siedlergemeinschaft. Unter dem Motto „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ fungierte er zunächst als Beisitzer unter dem Siedlerbürgermeister Josef Schmatz, ab 1989 als Kassier unter Martin Böhmer und schließlich von 1991 bis 2004 als Vorsitzender.

Heinrich Hauer, der einstige Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, erinnerte sich lebhaft an zahlreiche Veranstaltungen in der Glückauf-Gaststätte.

Heinrich Hauer, der einstige Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, erinnerte sich lebhaft an zahlreiche Veranstaltungen in der Glückauf-Gaststätte. © privat

„Heiner“ Hauer, wie er von seinen Freunden genannt wurde, führte den Zusammenschluss zu neuer Blüte mit 400 Mitgliedern, darunter 362 Haus- und Grundbesitzer sowie 50 beitragsfreie Altmitglieder. Stolz war er, dass die nicht immer einfachen Grundstücksangelegenheiten allesamt ohne Ausnahme einvernehmlich gelöst werden konnten. Kurz vor seinem Tod hat er dabei dem damaligen Bürgermeister Manfred Thümmler noch ausdrücklich für dessen tatkräftige Mithilfe gedankt.

Stolz auf Halle mit Gerätefundus

Mit Freude erfüllte ihn auch, dass es der Siedlergemeinschaft gelungen ist, einen Glockenturm zu errichten, dass mit der Gründung der Jugendbergmannskapelle ein Aushängeschild geschaffen werden konnte, dass beim Bau der Verbandsschule auch eine Grundschule für die Siedlerkinder mit verwirklicht wurde, dass ein großer Spielplatz geschaffen wurde, für den die Siedler als Paten fungieren und dass heute eine Gerätehalle mit Maschinen und Utensilien im Wert von über 40.000 Euro zur Verfügung steht.

Die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden im Jahr 2005 durch seinen Nachfolger Daniel Rasch war für Hauer Anerkennung für ein Lebenswerk. Noch mehr gefreut hat er sich allerdings wenige Wochen vor seinem Tod, als ihm Stefan Zimmermann, der Geschäftsführer der SIG-Baugesellschaft aus Hersbruck, die am Loheplatz einen Wohnblock errichtet, den Stern vom Dach als letztes Relikt der früheren Glückauf-Gaststätte überreicht hat, die jahrzehntelang das gesellschaftliche Zentrums des Stadtteil dargestellt hat.

Nicht nur für Heinrich Hauer, bei der Übergabe von seiner Krankheit schon schwer gezeichnet, war es ein äußerst bewegender Moment, auch für seinen Sohn Erich: „Es war für meinen Vater wie ein Ritterschlag, das er so etwas in seinem letzten Lebensabschnitt noch erleben durfte, er war so berührt.“

Die Trauerfeier für Heinrich Hauer findet am Donnerstag, 5. Oktober, um 14 Uhr am Neuen Friedhof statt.

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