1963 feierte der Heimat-und Trachtenverein Pegnitz sein zehnjähriges Bestehen mit Fahnenweihe am Wiesweiher.
© privat, NN
1963 feierte der Heimat-und Trachtenverein Pegnitz sein zehnjähriges Bestehen mit Fahnenweihe am Wiesweiher.

Am 4. November Jubiläumsabend

Trachtler plattelten sich vor 70 Jahren in der ungeheizten Pegnitzer Schloßberghalle warm

Trachtentänze, Musik und Unterhaltung sind angesagt, wenn die Trachtler für Samstag, 4. November, ab 19 Uhr zu einem bunten Abend in das evangelische Gemeindehaus in Pegnitz einladen. Abgerundet wird das Fest mit einem musikalischen Weißwurst-Frühschoppen am Sonntag, 5. November, wenn die Trachtenkapelle ab 10 Uhr im "Wirtshaus am Gnock" in Elbersberg aufspielt.

Sechs Gründungsmitglieder

Zwei Jahre nach seiner Gründung präsentierte sich der Trachtenverein im Mai 1955 schon bei einem Gaufest in Weiden.

Zwei Jahre nach seiner Gründung präsentierte sich der Trachtenverein im Mai 1955 schon bei einem Gaufest in Weiden. © privat, NN

Zur 70-Jahr-Feier wird sicher auch auf die Geschichte des Vereins zurückgeblendet. Liebe zur Heimat und zum Volkslied waren der Grundgedanke, als der Verein 1953 gegründet wurde. Mit viel Idealismus hoben sechs Gründungsmitglieder am 16. April 1953 den Verein aus der Taufe: Ullrich Strömsdörfer, Manfred Körber, Josef Gößner, Robert Koukal, Reinhold Kitzhofer und Ludwig Koukal gaben die ersten Impulse. Josef Prell, der später einige Jahre als Vorsitzender und als Kapellmeister fungierte, gehörte dem Verein ebenfalls seit seiner Gründung an.

Der Pegnitzer Trachtenverein, der sich damals noch "Enzian" nannte, an Pfingsten 1955 auf dem Fest der Vereinigung bayrischer Volkstrachtenvereine links der Donau in Weiden.

Der Pegnitzer Trachtenverein, der sich damals noch "Enzian" nannte, an Pfingsten 1955 auf dem Fest der Vereinigung bayrischer Volkstrachtenvereine links der Donau in Weiden. © privat, NN

Nach wochenlangem Training traten die jungen Mitglieder bei einer Sonnwendfeier am Schießhaus das erste Mal öffentlich auf. Für die gezeigten Plattler bekamen die Burschen viel Beifall — und in der Folge neue Mitglieder dazu. Der erste Vorstand wurde am 1. September 1953 gewählt. Zusammen mit dem Bruderverein „Edelweiß“ aus Bayreuth wurde noch im gleichen Monat der erste Heimatabend organisiert. Bald wurde eine eigene Musikkapelle gegründet, zum ersten Mal der Maibaum aufgestellt und der Verein in die „Vereinigung bayerischer Volkstrachtenverbände links der Donau“ aufgenommen.

Im Lauf seiner 70-jährigen Geschichte hat der Pegnitzer Trachtenverein schon mehrere große Feste ausgerichtet mit bis zu 2000 Teilnehmern.

Im Lauf seiner 70-jährigen Geschichte hat der Pegnitzer Trachtenverein schon mehrere große Feste ausgerichtet mit bis zu 2000 Teilnehmern. © privat, NN

Einen Höhepunkt stellte 1955 die Wiedereinführung der Pegnitzer Tracht von etwa 1700 dar. Gezeigt wurden die volkstümlichen Kleider erstmals bei der 600-Jahr-Feier der Stadt Pegnitz im Jahr 1955.

Stolz können die Trachtler auf ihre Nachwuchsarbeit sein.

Stolz können die Trachtler auf ihre Nachwuchsarbeit sein. © Boehm, NN

Nach zehn Jahren eigene Fahne

Zum zehnjährigen Jubiläum mit Fahnenweihe wurde den Pegnitzer Trachtlern die Ausrichtung des 15. Oberfränkischen Bezirkstrachtenfestes übertragen. Erstmals in der Geschichte der Stadt Pegnitz konnte der damalige Bürgermeister und Schirmherr Christian Sammet über 1000 Trachtlerinnen und Trachtler willkommen heißen, die aus ganz Ober- und Mittelfranken und der Oberpfalz angereist waren.

1963 konnte stolz eine eigene Fahne geweiht werden. Anna Rauh (2.v.r.) fungierte als Fahnenmutter.

1963 konnte stolz eine eigene Fahne geweiht werden. Anna Rauh (2.v.r.) fungierte als Fahnenmutter. © privat, NN

Auf große Resonanz stießen stets die Heimatabende. 2002 war das Interesse so groß, dass der Abend wiederholt werden musste.

1973 feierte der Verein sein 20-jähriges Jubiläum mit einem dreitägigen Fest. Es gab einen Heimatabend und zum ersten Mal einen Festzug. Über 30 Trachtenvereine feierten mit, fünf Musikkapellen aus Ober- und Mittelfranken und der Oberpfalz und über 1000 Trachtler waren gekommen.

25 Jugendgruppen im Festzug

Ein knappes Jahr später richtete der Heimat- und Trachtenverein den Oberfränkischen Trachtenjugendtag in Pegnitz aus. Acht Jahre bestand da schon die Jugendgruppe, deren Jungen und Mädchen ebenso in Pegnitzer Volkstracht gekleidet waren. Neben der heimischen Jugend gestalteten 25 Jugend- und Kindergruppen sowie drei Musikkapellen den Festzug und das Programm im Festzelt.

Infolge des Festes verzeichnete die Vereinsjugend einen verstärkten Zulauf. Neben dem Brauch des Osterbrunnenschmückens, den der Verein 1979 wiederbelebte, wurde auch das alljährliche Aufstellen des Maibaums übernommen.

Die wiederbelebte Trachtenkapelle hat sich unter der musikalischen Leitung von Daniel Rupprecht (r.) einen guten Ruf erspielt, hier bei einem Böhmischen Abend in Creußen.

Die wiederbelebte Trachtenkapelle hat sich unter der musikalischen Leitung von Daniel Rupprecht (r.) einen guten Ruf erspielt, hier bei einem Böhmischen Abend in Creußen. © Richard Reinl

Beim 40-jährigen Gründungsjubiläum 1993 wurde in Verbindung mit dem Oberfränkischen Trachtenfest kräftig gefeiert. Es wurde alles geboten, was man von einem fränkischen Fest erwarten darf: Bieranstich, Festgottesdienst und Trachtenmodenschau. Es gab den bisher größten Festzug in der Geschichte der Stadt Pegnitz: Acht Musikkapellen mit 63 Trachtenvereinen aus Ober-, Mittel-, und Unterfranken, Thüringen, Oberpfalz und Stuttgart marschierten durch die Straßen sowie sechs ortsansässige Vereine mit weit über 2000 Teilnehmern.

Mit dem Rad zu Festen gefahren

"Sepp" Prell leitete jahrelang den Verein und die Trachtenkapelle.

"Sepp" Prell leitete jahrelang den Verein und die Trachtenkapelle. © Richard Reinl

Bei der 50-Jahr-Feier in der Sammet-Halle ließ der damalige Vorsitzenden "Sepp" Prell die Erinnerungen weit zurückschweifen: „Müh’ und Arbeit hat sich der Verein von Beginn an gemacht. In der ungeheizten Schlossberghalle mussten wir uns warm platteln, und wegen chronischem Geldmangel wurden immer wieder bunte Abende veranstaltet, die sich aber in der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuten. Mit dem Fahrrad sind wir bis nach Gößweinstein gefahren, um Plakate anzubringen. In Elbersberg kam man oft wegen dem Schnee nimmer durch. Niemand hätte je geahnt, dass wir einmal so groß werden“.

Beim Aufstellen des Maibaums zeigen die Trachtler alljährlich ihre Tanzkünste.

Beim Aufstellen des Maibaums zeigen die Trachtler alljährlich ihre Tanzkünste. © Richard Reinl

Als Prell vor einigen Jahren wegen gesundheitlicher Probleme die Trachtenkapelle nicht mehr leiten konnte, drohte der Musikgruppe das Aus. Doch der langjährige Dirigent hatte sich kurz vor seinem Tod noch um einen Nachfolger im Amt des musikalischen Leiters gekümmert. Für die Verantwortlichen bei den Trachtlern war dies Auftrag, mit Daniel Rupprecht, einem seit Jahrzehnten in der Region bekannten Musikanten, „Nägel mit Köpfen“ zu machen.

Für ihn war es eine Ehre, in die Fußstapfen von Anton Schiller, Harry Gropengießer und Josef Prell treten zu können, auch wenn es nicht leicht war, rund um die beiden einzigen Verbliebenen aus der einstigen Trachtenkapelle, Waldemar Horn und Gerhard Küffner, einen neuen Klangkörper zusammenzustellen.

Inzwischen hat sich die wiederbelebte Trachtenkapelle mit ihrem Repertoire aus traditioneller böhmischer und moderner Blasmusik in der Region einen guten Ruf erarbeitet.

Keine Kommentare