Gründer der Herzchirurgie Bayreuth

Trauer um Dr. Norbert Friedel: Zahlreiche hoffnungslose Fälle erfolgreich operiert

1.6.2023, 08:55 Uhr
Überraschend gestorben: Der Bayreuther Herzchirurg Dr. Norbert Friedel.

© privat Überraschend gestorben: Der Bayreuther Herzchirurg Dr. Norbert Friedel.

„Ein hervorragender Chirurg. Ein vorbildlicher Arzt, der sich Zeit genommen hat für die Patienten. Und menschlich ein großes Vorbild.“ Das sagt Professor Dr. Walter Wagner über einen Mann, der völlig unerwartet im Alter von 69 Jahren gestorben ist: Dr. Norbert Friedel, über lange Jahre Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie, der nach seinem Ruhestand noch einmal eingesprungen ist und als Leitender Arzt der Herzchirurgie im Einsatz war.

Einer ohne Chefarzt-Allüren

Norbert Friedel war eine Ausnahme-Erscheinung. Durch sein Auftreten, das fernab jeder Chefarzt-Allüren war. Einer, der sein Können und sein Bemühen um den Patienten nicht in den Vordergrund gestellt hat. Einer, der einfach da war, ruhig, besonnen, im Hintergrund.

Friedel war zum Jahresbeginn 1995 nach Bayreuth ans Klinikum gekommen, war vorher als Oberarzt der Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum in Berlin, eine der führenden Einrichtungen dieser Disziplin in Deutschland, wie Frank Schmälzle, Pressesprecher der Klinikum Bayreuth GmbH, mitteilt. Er habe „außerordentliche Kompetenz“ mit nach Bayreuth gebracht: „Friedel war einer der ersten Herzchirurgen deutschlandweit, die einen Bypass mit einer Brustschlagader gemacht haben“, das sei heute noch Standard.

Viele gemeinsame Operationen

Friedel sei „der Gründer der Bayreuther Herzchirurgie gewesen. Nur so ist das Klinikum Schwerpunkt-Krankenhaus geworden“, sagt Professor Klaus Henneking, der nicht nur Nachbar Friedels und für den Friedel „einer meiner engsten Freunde war“, sondern der „auch viele Operationen mit ihm zusammen gemacht hat, immer in großem Einvernehmen, was bei Chirurgen durchaus nicht selbstverständlich ist“, wie er sagt.

Walter Wagner, der ebenfalls über Jahrzehnte mit Friedel zusammengearbeitet hat, fügt an: Friedel habe die schwierigen, „die hoffnungslosen Fälle, die als inoperabel galten, bekommen - und hat sie erfolgreich operiert“.

Friedel sei als Arzt aber nicht nur wegen seines Könnens, wegen seiner Präzision, eine Ausnahmeerscheinung gewesen, sondern auch wegen seines Umgangs mit den Menschen, die sich zu ihm in Behandlung begeben haben: „Er hat sich oft stundenlang zu den Patienten ans Bett gesetzt, um mit ihnen zu sprechen“, sagt Wagner.

Fit durch Sport

Friedel habe sich mit den verschiedensten Sportarten fit gehalten für die körperlich aufreibenden Operationen, die über viele Stunden dauern können, teilt Schmälzle mit: Der passionierte Taucher, Skifahrer und Fallschirmspringer sei gerne zusammen mit seiner Frau Susanne in der ganzen Welt unterwegs gewesen, obwohl er sich in Bayreuth und der Region tief verwurzelt gefühlt habe, wie Pühl sagt.

„Unheimlich gerade, ehrlich, bodenständig. Und gesellig“, so beschreibt nicht nur Pühl den Bayreuther Herzchirurgen, der jetzt unter tragischen Umständen beim Sport gestorben ist. Friedel, der auch in Speichersdorf Fallschirm gesprungen ist, hatte sich einen kleinen tschechischen Flugplatz „als Homebase“ ausgesucht, den er seit Jahren immer wieder besucht hat, um dort ganz einfach im Wohnwagen zu übernachten und bei günstigen Bedingungen schnell im Flieger zu sein. Trotz seiner inzwischen 69 Jahre habe es ihm „unheimlich viel Spaß gemacht, Fallschirm zu springen. Bei Formationssprüngen war er weltweit unterwegs“, sagt Pühl.

Wie gelähmt von der Nachricht

Da jetzt zu dem Zeitpunkt, als er und seine Formationskollegen eine neue Form üben wollten, das Wetter zu schlecht gewesen sei, habe man sich entschieden, im Windkanal in Prag zu trainieren. Dort ist Friedel an einer medizinischen Ursache gestorben und konnte auch durch Reanimation nicht mehr gerettet werden. Klaus Weber hatte sich sofort nach dem Anruf von Friedels Frau Susanne ins Auto gesetzt und war zusammen mit Henneking nach Prag gefahren: „Alle Bemühungen waren vergebens“, sagt Weber, der wie viele enge Freunde „wie gelähmt von der Nachricht von Norbert Friedels Tod ist“, wie er tief betroffen im Gespräch mit unserer Zeitung sagt.

Aufbauhilfe in Kuba

Friedel war zusammen mit Weber Teil der Bayreuther Cooperation Corazon, die seit 2002 in regelmäßigen Abständen Kuba besucht: „Norbert war sich in seiner Freizeit nicht zu schade, mit einigen Freunden viel Zeit in Kuba zu verbringen und die dortige Herzchirurgie mit aufzubauen“, sagt Weber. Durch Lieferung von gespendeten Herz-Lungen-Maschinen oder durch „einige Operationen am offenen Herzen“.

Umso tragischer, dass Friedel jetzt, kurze Zeit vor dem zweiten Start in den Ruhestand, auf den er sich sehr gefreut, „für den er sehr viele Pläne hatte“, wie Henneking sagt, aus dem Leben gerissen wurde.

Hier geht es zum Trauerportal auf nn.de

Keine Kommentare