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Trauer um einen Sozialdemokraten der alten Schule: Walter Engelhardt ist tot

21.4.2022, 19:23 Uhr
Trauer um einen Sozialdemokraten der alten Schule: Walter Engelhardt ist tot

© Foto: privat

"Ein überzeugter Sozialdemokrat der alten Schule", sagt sein Weggefährte, der frühere Abgeordnete Christoph Rabenstein. "Er hat das Wort Gerechtigkeit gelebt."

Schon früh hatte sich Engelhardt den Sozialdemokraten zugewandt. Geboren 1939 in Würzburg, besuchte er die Pädagogische Hochschule in Bayreuth und wurde Volksschullehrer. Mit seiner ausgleichenden Art wurde er Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Bayreuth-Land und Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bayreuth. In seinem Wohnort Mistelbach war er viele Jahre lang Gemeinderat. Pragmatische Politik machte er auch als Kreis- und Bezirksrat.

Von 1978 bis 1998, also zwei Jahrzehnte lang, war er Mitglied des Bayerischen Landtags. Dort gehörte er dem Ausschuss für den Öffentlichen Dienst, dem kulturpolitischen und dem Haushaltsausschuss an. Zudem war Engelhardt Mitglied des Ältestenrates und zuletzt Vize-Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

Mit seiner gewinnenden und ruhigen Art gelang ihm ein schneller Aufstieg. Der ehemalige Heinersreuther Bürgermeister Hans Dötsch erinnert sich, als Engelhardt vom damaligen Heinersreuther Bürgermeister Hans Wölfel für den SPD-Kreisvorsitz vorgeschlagen und dann auch gewählt wurde: "Gegen den Willen des Partei-Establishments."

Verbot für Laudatio

Um seine Arbeit hat Walter Engelhardt nie viel Aufhebens gemacht. Christoph Rabenstein erinnert sich an die Feier des 50. Geburtstages: "Er hat allen Gästen verboten, eine Laudatio zu halten." Nur Bürgermeister Konrad Kilchert habe einen Ausweg gefunden, indem er ein Gedicht auf Engelhardt verlas.

Die Bundestagsabgeordnete Anette Kramme hat Walter Engelhardt 1988 kennengelernt. "Er hatte meine Rechnung in einer Gastwirtschaft in Mistelbach übernommen, und als ich ihm sagte, das ginge doch nicht, antwortete er, doch", sagt sie. Er wisse, wie schwer es Studenten falle, dafür Geld aufzubringen. Kramme: "Er sagte, gib das dadurch zurück, dass du das auch tust, wenn du Geld verdienst.

Nach dem Tod meines Vaters war er mir ein väterlicher Freund und kluger Ratgeber. Walter agierte immer sauber und gradlinig. Auch nach dem politischen Leben hat er viele Menschen in Nöten betreut. Er lebte ein wahrlich sozialdemokratisches Leben. Der Verlust für die Bayreuther Sozialdemokratie ist groß. Das macht mich sehr traurig."

Mistelbachs Bürgermeister Matthias Mann schreibt, er habe Engelhardt noch als Schulleiter in der Volksschule kennengelernt und erinnere sich, dass er eine "unwahrscheinliche Respektsperson" gewesen sei.

In Manns Jugend sei er des Öfteren zu Gast in dessen Elternhaus gewesen. "Mein Vater und er saßen 24 Jahre lang gemeinsam für die SPD im Gemeinderat." Als Mann 2002 erstmals für den Gemeinderat kandidierte und einen Sitz errang, habe ihm Engelhardt am Tag nach der Wahl gesagt: "Wir brauchen eine neue Vorstandschaft, Du solltest da mitarbeiten." Er war Mentor, Kritiker und väterlicher Freund: Ich werde unseren Smalltalk am Gartenzaun vermissen."

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