Thümmler Rücken freigehalten

Trauer um langjährigen Pegnitzer Stadtrat und CSU-Vorsitzenden Michael Overbeck

Hans-Jochen Schauer

Richard Reinl

9.3.2023, 17:55 Uhr
Michael Overbeck (r.) war maßgeblich beteiligt an der Wahl von Manfred Thümmler zum Pegnitzer Bürgermeister.

© NN-Bildarchiv Michael Overbeck (r.) war maßgeblich beteiligt an der Wahl von Manfred Thümmler zum Pegnitzer Bürgermeister.

„Freund Hein hat vorbeigeschaut, und ich habe zurückgewinkt“, sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende seinen Parteifreunden schon im Jahr 2001, als er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurückgezogen und nicht mehr für Stadtrat und Kreistag kandidiert hat.

Einen Tag vor Weihnachten 1941 in Würzburg geboren, hat Overbeck in Bamberg sein Abitur abgelegt und danach in seiner Heimatstadt studiert. 1970 kam er an das Gymnasium Pegnitz, wo er bis zum Jahr 2002 die Fächer Deutsch, Geschichte und Sozialkunde unterrichtete. Von 1973 bis 1981 war er dort auch Vorsitzender des Personalrats und Fachbetreuer für Geschichte und Sozialkunde.

Erfolgreicher Wahlkampf für Thümmler

Sein Einstieg in die Kommunalpolitik erfolgte 1978 – als Schriftführer. Der Politnachwuchs musste in Wahlkämpfen Plakate kleben und politische Überzeugungsarbeit leisten. Im Laufe der Jahre absolvierte Overbeck rund 300 Wahlkampfveranstaltungen und war so maßgeblich am Erfolg von Manfred Thümmler beteiligt, der als Außenseiter 1982 überraschend die Bürgermeisterwahl für sich entschieden hat. Overbeck, der 1981 zum Ortsvorsitzenden der CSU Pegnitz aufgestiegen war, zog am Vorabend des Triumphes mit einem Lautsprecherwagen durch alle Pegnitzer Ortschaften und warb für den Kandidaten. Auch später sind Thümmler und Overbeck unter dem Namen „die Zwei“ unentwegt über die Dörfer und Wirtshäuser getourt, um für die Ziele der CSU zu werben.

Verzicht auf Bundestagskandidatur

1988 zum CSU-Fraktionssprecher aufgestiegen, vertrat Overbeck nachhaltig die Positionen seiner Partei und die des Stadtoberhaupts. 1991 wurde er zum Kreisvorsitzenden der CSU Bayreuth-Land gewählt. Seine Polit-Karriere hätte 1993 womöglich steil nach oben gehen können, wenn er nicht aus Parteiräson seine Ambitionen zurückgestellt und zu Gunsten von Hartmut Koschyk auf eine Kandidatur für den Bundestag verzichtet hätte.

Mit seiner politischen Meinung hielt Overbeck, der die letzte Zeit im neuen Pflegeheim beim Posthalter verbrachte, nie hinter dem Berg. Offen und ehrlich waren die Redebeiträge des CSU-Kommunalpolitikers, kraftvoll seine Sprache. So hielt er Bürgermeister Thümmler den Rücken frei, glänzte durch geschickte Argumentation und frei vorgetragene Reden. Besonders freute ihn, dass die CSU-Fraktion in der Zeit als geschlossenes Team aufgetreten ist.

Städtepartnerschaften mitbegründet

Schon vor der Wende besuchte Overbeck zusammen mit Pegnitzer Gymnasiasten die DDR, damit die Schüler das repressive System selbst kennenlernen sollten. Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten war für ihn ein besonderes Anliegen. Die Schulpartnerschaft mit Slany begründete er 1989 ebenso mit wie die Städtepartnerschaft mit Guyancourt.

Für seine kommunalpolitische Arbeit wurde Overbeck mit den silbernen Ehrenmedaillen des Landkreises und des Stadtrates ausgezeichnet. Bei seiner Verabschiedung redete er den Räten ins Gewissen: „Der Stadtrat ist kein Boxring und auch keine Showveranstaltung – dafür bieten die Talkshows im Fernsehen genügend Stoff.“

Streit im Stadtrat lehnte er ab. Besser sei es, Entscheidungen vorher fraktionsübergreifend gemeinsam zu erarbeiten. So sei mit richtungsweisenden Investitionen viel bewegt worden. Die Finanzkraft der Kommune bereitete ihm aber damals schon große Sorgen. Sein größter Wunsch war Frieden im Kleinen wie in der Welt: „Ohne Frieden ist alles nichts“.

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