
Prominent besetzt
Podiumsdiskussion: Umstrittener Straßenname in Allersberg - wie geht der Ort mit der NS-Zeit um?
In vielen Kommunen in Deutschland hat die Aufarbeitung ihrer Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus begonnen. Die damals handelnden Personen rücken in den Blickpunkt. Oft resultieren daraus schmerzhafte Erkenntnisse. Etwa die, dass angesehene Bürger, denen man nach ihrem Tod Straßen oder Plätze gewidmet hat, eine "braune" Vergangenheit haben.
Für bundesweite Diskussionen hat vor zwei Jahren die Entscheidung der Marktgemeinde Allersberg gesorgt, eine Straße in einem neuen Baugebiet nach Wilhelm Burkhardt zu benennen, der 1945 kurzzeitig kommissarischer Bürgermeister gewesen war.
Der ehemalige Gemeindechef Bernhard Böckeler (CSU) hatte dazu im Nürnberger Staatsarchiv geforscht und herausgefunden, dass Burkhardt in der NS-Zeit Mitglied von Hitlers SA ("Sturmabteilung") gewesen war. Später wurde er wegen "politischer Unzuverlässigkeit" aus der SA ausgeschlossen und "wegen demokratischer Einstellung von der Wehrmacht entlassen".
Zudem belegte der Erlanger Geschichtsstudent Gregory Bey in seiner mit der Note "sehr gut" ausgezeichneten Bachelor-Arbeit, dass Bürgermeister Burkhardt sich nicht nur in Widersprüche und Falschaussagen verstrickt, sondern zudem nur mittelmäßige Arbeit als Gemeindeoberhaupt geleistet hatte. All dies sorgte für heftige Auseinandersetzungen im Gemeinderat. Seit Februar 2024 jedoch stehen die Straßenschilder mit Burkhardts Namen im Neubaugebiet "Im Keinzel II".
NN-Chefredakteur moderiert das Podium
Die Initiative "Allersberg ist bunt" und die "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg" laden deshalb zu einem Informations- und Diskussionsabend nach Allersberg am Donnerstag, 17. Oktober, um 19 Uhr in den Saal des Kolpinghauses (Marktplatz 10) ein. Unter dem Titel "Deutsche Erinnerungskultur: Welche Verantwortung tragen Kommunen für die Aufarbeitung der NS-Zeit? Das Beispiel der Wilhelm-Burkhardt-Straße" findet eine Podiumsdiskussion statt.
Teilnehmen werden Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, die Bezirksheimatpflegerin Dr. Annett Haberlah-Pohl, die früher das Allersberger Archiv geleitet hatte, der stellvertretende Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus Dieter Rosner sowie der Historiker Gregory Bey, der die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit zu Wilhelm Burkhardt vorstellt. Die Diskussionsrunde moderiert Michael Husarek, Chefredakteur der "Nürnberger Nachrichten".
Der Bürgermeister sagte seine Teilnahme ab
Eingeladen wurde auch Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch, er hat jedoch abgesagt, weil er die Themensetzung für zu einseitig hält und die Seriosität der Bachelorarbeit Gregory Beys anzweifelt.
Nach der Diskussionsrunde besteht die Möglichkeit für die Besucher, Fragen zu stellen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
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