Betrug in Millionenhöhe?

Razzia bei fränkischem Fußball-Regionalligisten: Forensiker im Einsatz

Georgios Tsakiridis

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26.5.2023, 13:36 Uhr
Das Hauptzollamt Schweinfurt in Unterfranken.

© imago stock&people Das Hauptzollamt Schweinfurt in Unterfranken.

Besuch vom Zoll wünscht sich im Regelfall niemand. Auf dem Vereinsgelände eines Fußball-Regionalligisten würde man Beamte der Behörde wohl am wenigsten vermuten - genau dieser Fall ist aber am Donnerstag beim TSV Aubstadt in Unterfranken eingetreten. Das Hauptzollamt Schweinfurt hat laut einer Pressemitteilung "umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen" bei dem Verein durchgeführt - im Fokus der Ermittlungen: vermeintliche Schwarzgeldzahlungen an Spieler des Vereins. Spieler und Trainer des TSV wurden im Rahmen der Maßnahmen als Zeugen befragt.

Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat ein Verfahren gegen einen Beschuldigten des Regionalligisten wegen des Verdachts auf Schwarzlohnzahlungen eingeleitet, Hintergrund: Trainerteam und Spieler seien im Rahmen von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen (sogenannte "Minijobs") als Vertragsamateure zur Sozialversicherung gemeldet. Doch dem Hauptzollamt lägen Erkenntnisse vor, "dass neben der offiziellen Entlohnung zusätzliche Zahlungen als sogenanntes 'Schwarzgeld' an die Spieler ausgezahlt wurden."

Für diese Zahlungen seien keine Lohnsteuer oder Sozialversicherungsabgaben entrichtet worden. Deshalb besteht der Verdacht, Geld vorenthalten und veruntreut zu haben. Nach derzeitigem Ermittlungsstand liegt der entstandene Schaden alleine für das Kalenderjahr 2022 im sechsstelligen Bereich. An der Durchsuchung waren nach Polizeiangaben rund 270 Einsatzkräfte des Zolls beteiligt. Es sei zahlreiches Beweismaterial sichergestellt worden, "darunter auch mobile Endgeräte, die nun durch Spezialisten für digitale Forensik des Hauptzollamtes Schweinfurt ausgewertet werden."

Auch dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) stattete der Zoll einen Besuch ab. Der BFV schreibt in einer Stellungnahme: "Im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg zum Regionalligisten TSV Aubstadt hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) die seitens des Zoll bei ihm geforderten Unterlagen zum TSV Aubstadt zur Verfügung gestellt. Der BFV ist nicht Beschuldigter oder sonst Beteiligter an dem Ermittlungsverfahren und kooperiert ebenso selbstverständlich wie vollumfänglich mit den Behörden."

Aktuell können die Behörden nach eigenen Angaben keine weiteren Details nennen, um die laufenden Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen. Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung. Im vergangenen Jahr hat die "ARD"-Doku "Milliardenspiel Amateurfußball" erstmals das Ausmaß der Schwarzgeld-Affäre bis in die Kreisligen beleuchtet. Die Online-Befragung hatte die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt mit Unterstützung des gemeinnützigen Recherchezentrums "Correctiv" durchgeführt.


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