Gebäudemodernisierung

Dämmen spart Engerie und Geld: Das Landratsamt Roth räumt auf mit Irrtümern der Hauseigentümer

19.9.2023, 10:56 Uhr
Sein Haus zu Dämmen spart nicht nur Heizkosten sondern ist auch absolut nachhaltig. 

© Kai Remmers/dpa-tmn Sein Haus zu Dämmen spart nicht nur Heizkosten sondern ist auch absolut nachhaltig. 

Die größte Energieeinsparung am Haus kann durch eine moderne Dämmung der Außenhülle erreicht werden. Doch hier kursieren falsche Annahmen und Informationen unter den Hauseigentümern. Die Energiekosten senken und gleichzeitig das Klima schützen, das geht mit einer guten Gebäudedämmung. Eine effiziente Dämmung der Gebäudehülle sorgt dafür, dass weniger Energie verloren geht und die Behaglichkeit steigt.

Die Dämmung ist einer der ersten Schritte für die Modernisierung eines Gebäudes und in den meisten Fällen die Voraussetzung für den Einsatz moderner Heizsysteme, wie zum Beispiel Wärmepumpen. Zum Thema Gebäudedämmung kursieren jedoch noch viel Falschinformationen und Vorurteile. Das Landratsamt Roth räumt mit Irrtümern auf:

Irrtum 1: Dämmung ist zu teuer und rechnet sich finanziell kaum: Wie schnell sich eine Dämmung rechnet, ist abhängig von verschiedenen hausspezifischen Faktoren. Hier spielen das Hausalter, der Zustand der Bauteile und der Energiepreis eine Rolle. Je schlechter der Zustand und je teurer die Energie, desto schneller amortisiert sich die Dämmung.

Es gibt Durchschnittswerte (Studie zur Wirtschaftlichkeit von wärmedämmenden Maßnahmen vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW)): Für eine Fassadendämmung mit einem Wärmeverbundsystem ergibt sich für ein Gebäude, das vor 1977 errichtet wurde, eine Amortisationszeit von vier bis zehn Jahren, im Durchschnitt sind es sechs Jahre. Bei Häusern die zwischen 1977 und 1995 errichtet wurden, liegt die Spannweite zwischen neun und 22 Jahren, typischerweise ist mit 15 Jahren zu rechnen. Die energetische Sanierung von Dachflächen amortisiert sich in der Regel nach sechs bis 16 Jahren und steigert zusätzlich den sommerlichen Wärmeschutz. Über die gesamte Lebensdauer betrachtet, spart Dämmen.

Irrtum 2: Dämmmaterial ist Sondermüll: Seit 2016 dürfen in Deutschland keine mit HBCD behandelten Hartschaumplatten aus Polystyrol mehr verbaut werden. Zahlreiche andere Dämmmaterialien, wie Mineralwolle oder Naturdämmstoffe sind ohnehin kein Sondermüll. Früher wurden Hartschaumplatten aus Polystyrol mit dem giftigen Flammschutzmittel HBCD behandelt. Diese Art der Dämmplatten, die bei Sanierungen als Abfall anfallen können, müssen seit 2016 als Sondermüll entsorgt werden.

Irrtum 3: Dämmstoffe aus Glaswolle sind gesundheitsschädlich: Bereits seit 2005 wird in Deutschland keine Glas- oder Steinwolle mehr verkauft, die krebserregend ist. Die Beschaffenheit der Fasern wurde geändert, wodurch sie nicht mehr kritisch sind. Dennoch kann es bei der Berührung mit der Haut zu Reizungen kommen, weshalb beim Umgang mit diesen Dämmmaterialien Handschuhe ratsam sind.

Irrtum 4: Dämmung erhöht das Brandrisiko: Statistiken zeigen, dass Polystyrol (Styropor) nur in äußerst seltenen Fällen einen Einfluss auf den Brandverlauf von Gebäuden hat. Die seltenen Fälle, wo es zu Bränden an der Fassade kommt, resultieren zudem vielfach aus dem unsachgemäßen Zustand des gesamten Wärmedämmverbundsystems, wie noch fehlendem oder abgelöstem Ober-Putz. Andere Dämmstoffe, wie Mineral- oder Steinwolle, sowie Mineralschaumdämmstoffe, sind nicht brennbar.

Irrtum 5: Wärmedämmung führt zu Schimmel: Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Bauteile, wie Wände oder Decken, nach der Dämmung zu dicht sind und eine Feuchteregulierung nicht mehr stattfinden kann - frei nach dem Motto „Die Wand muss atmen“! Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Schimmel entsteht vor allem dann, wenn feuchtwarme Luft auf kalte Bauteil-Oberflächen trifft. Die Außenwände einer gedämmten Fassade sind innen deutlich wärmer als die eines ungedämmten Hauses – Schimmel hat deshalb schlechtere Chancen. Wände atmen nicht – gedämmt oder ungedämmt. Die Diffusion von Feuchtigkeit aus den Innenräumen funktioniert bei sach- und fachgerechter Ausführung sowohl bei gedämmten, wie auch ungedämmten Wänden.

Irrtum 6: Gebäudedämmstoffe haben eine negative Energiebilanz: Falsch! Dämmen ist aus ökologischer Sicht absolut sinnvoll. Während ihrer Nutzungsdauer sparen Dämmstoffe wesentlich mehr Energie ein, als für ihre Herstellung aufgewendet werden muss. Die beste Energiebilanz haben Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holzfaser, Hanf, Schafwolle oder Zellulose. Sie sind oft schon nach wenigen Monaten oder Jahren im Plus. Länger dauert es bei Spezialdämmstoffen, wie Polystyrol-Platten, Holzfasermatten oder anderen Dämmstoffen in Platten- oder Mattenform. Bei ihnen verlängert sich der Zeitraum gegebenenfalls auf mehrere Jahre. Betrachtet man jedoch Renovierungszyklen von 30 bis 50 Jahren, ist auch bei Dämmstoffen mit höherem Energieeinsatz die Bilanz positiv.

Keine Kommentare