Rother Fundkatzen

Die Rathaus-Katzen: Es wurde Liebe auf den ersten Blick

4.10.2019, 06:06 Uhr
Die Rathaus-Katzen: Es wurde Liebe auf den ersten Blick

© Foto: Lidia Piechulek

"Ich glaub, sie ist es", sagte die Frau und adoptierte Maria am Tag darauf. Es ist eine beispielhafte Geschichte aus dem Rother Tierheim für das, was Tierheime weltweit leisten: Bündnisse für’s Leben knüpfen. Im Falle der Rathaus-Katzen, die hinter einem Mülleimer ausgesetzt worden waren, lief alles wie im Bilderbuch ab. Das ist nicht immer der Fall, erklärt Mitarbeiterin Kristina Fürst. Trotzdem ist Vermittlung erfreulich, denn nun sei wieder Platz, um die anderen Katzen in das Vermittlungszimmer zu setzen.

"Tausende tolle Tiere"

Tiere und ihre Halter zusammenzuführen, sodass die Bedürfnisse beider Seiten gedeckt würden, ist seit jeher Aufgabe der Tierheime. Der diesjährige "Welttierschutztag" (der 4. Oktober, die Redaktion) steht ganz im Zeichen dieses Auftrags. Mit dem Motto "Lieblingstier – Tierheimtier" wird heuer der Arbeit aller Tierheime gedacht und gleichzeitig daran erinnert, dass dort "tausende tolle Tiere sehnsüchtig auf ein neues Zuhause warten". Deshalb, erklärt der Deutsche Tierschutzbund im Vorfeld auf seiner Internetseite, sollte "für jeden, der sich ein Tier wünscht, der erste Gang ins Tierheim führen".

Ein lachendes und ein weinendes Auge gibt es allerdings auch bei der Geschichte der Rother Rathaus-Katzen: Von der Katzenmutter gibt es weiterhin keine Spur. Zwar hatte der Vorsitzende des Tierschutzvereins Roth, Ulrich Pfeiffer, sie herumlaufen sehen, als er Max und Moritz einfing. Er konnte sie allerdings nicht fassen und seitdem ist die Katzenmutter verschwunden.

Die ganze Geschichte begann Mitte August mit der Entdeckung von Max und Moritz. Sie wurden in der Nähe der Mülltonnen vor dem Rathaus geborgen. Einige Tage später brachte eine Finderin zwei Tiere vorbei, die den Katern zum Verwechseln ähnlich sahen. "Das waren eindeutig Hauskatzen", erklärt Fürst. Das ruhige Wesen, das gepflegte Fell – es gab zahlreiche Indizien dafür, dass der gesamte Wurf aus einem Haushalt stammte und gemeinsam ausgesetzt wurde.

Besitzer meldete sich nicht

Die Geschichte wirft viele Fragen auf, man könne aber, wie bei allen Fundtieren, nur mutmaßen. Vielleicht war die Mutter der Tiere trächtig geworden und "der Halter mit so viel Nachwuchs überfordert", so Fürst. 28 Tage hatte der Besitzer Zeit, doch er meldete sich nicht.

An der Reaktion der Tiere konnte man indes so einiges ablesen: "Wir haben gesehen, dass sie sehr aneinander hängen", erklärt Fürst. Die Geschwister hätten viel geschmust, sich geputzt und beieinander gelegen. Wenn die Pflegerin ein Tier aus dem Käfig nahm, fing das andere an, zu Heulen. So wurden Max und Moritz, Mike und Mia je paarweise in Käfigen untergebracht. Auch bei der Vermittlung wollte das Tierheim sie unbedingt zusammenhalten.

Etwa vier Tage später kam unverhofft erneut eine Katze. Fundort: Eine Wohnung am Rathaus. Sie war nachts durch ein Badezimmerfenster gestiegen. Auch bei dieser Katze, getauft auf den Namen "Maria", passte alles zusammen: Die Größe, das Muster und die Gesichtsform. Ein bisschen klein war sie geraten, das sei aber "bei einem so großen Wurf nicht verwunderlich", so Fürst. Letztlich wurden alle fünf Kitten an einem Tag erfolgreich vermittelt.

Ein Wermutstropfen bleibt

Es war der erste Schultag. Eine Mutter, deren Tochter an jenem Tag eingeschult wurde, rief am Vormittag an. Sie überraschte ihr Kind am Nachmittag mit zwei neuen Familienmitgliedern. Auch das andere Geschwisterpaar konnte an eine Familie abgegeben werden, Maria fand alleine eine neue Besitzerin, bei der die Chemie auf Anhieb stimmte.

Ein Wermutstropfen bleibt bei der Geschichte. Kristina Fürst bedauert sehr, dass sie nicht alle Tiere gefunden haben: "Die Mama kam leider nie zu uns."

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