
Helfen macht Freude
Gemüsemesser statt Bleistift: Landratsamts-Azubis helfen bei der Hilpoltsteiner Tafel mit
Antonia Korn strahlt, als sie an einem Mittwochvormittag in der Hilpoltsteiner Tafel-Ausgabestelle hilft, Obst und Gemüse auszusortieren. Es ist ein schöner Gedanke, dass später bedürftige Menschen kommen und sich das holen können, sagt die angehende Verwaltungswirtin. Korn und ihre Kollegin Judith Kipf, ebenfalls Auszubildende im Rother Landratsamt, nehmen an einem Projekt teil, das sie ins Awo-Zentrum geführt hat, um dort für einen Tag zu arbeiten. Sie werden später ihren ungewöhnlichen Arbeitstag als „super interessant“ bezeichnen.
Der startet morgens mit dem Sortieren von Äpfeln, Salat und Tomaten, wie es für das Gemüseteam jeden Mittwoch der Fall ist. Beide sind von der Auswahl und der einladenden Präsentation der Lebensmittel überrascht. „Wir sind in der Tat ein kleines Lebensmittelkaufhaus“, schmunzelt Lothar Pauli, Vorsitzender der Rother Tafel, die die Außenstelle betreibt. Die Tafel versorgt etwa 80 Haushalte, rund 160 bis 170 Personen, und die Nachfrage steigt.
Die Das Klientel wandelt sich dabei: Die Ukrainer sind fast weg, bemerkt Pauli. Viele haben inzwischen Arbeit gefunden. 3 Ehrenamtliche beginnen bereits um 7.30 Uhr Lebensmittel von umliegenden Märkten und Bäckereien einzusammeln, um die Ausgabe um 13.30 Uhr reibungslos starten zu können. Ab 9.30 Uhr übernehmen die Frauen die Vorbereitung. Dank des Personals muss jeder nur einmal im Monat arbeiten.
„Wir machen's gern“, betonen die Ehrenamtlichen, die Korn und Kipf an diesem Tag begleiten. Die Motivation: Wenn’s einem gut und anderen schlechter geht, sollte man was tun. Dankbarkeit wird oft mit dem Satz ausgedrückt: Wir sind so froh, dass wir euch haben. Dennoch gibt es Bedenken. Ehrenamtliche sorgen sich um Menschen, die sich nicht trauen, zur Tafel zu gehen, insbesondere ältere Frauen mit geringer Rente. Diese Einsichten machen den Tag für Korn und Kipf besonders wertvoll: Man hat vorher keine Vorstellung, wie das abläuft.

Beim Verteilen dürfen Kunden nur auf das deuten, was sie möchten. Die Menge wird basierend auf der Haushaltsgröße zugeteilt: Ein Single bekommt weniger als eine Frau mit der Personenzahl „4 plus“ am Ausweis, erklärt Kipf. Die Kunden werden in Gruppen eingeteilt, deren Reihenfolge rotiert, um allen die Möglichkeit zu geben, die besten Angebote auszuwählen. Besonders begehrte Waren wie Garnelen, sind schnell vergriffen.
Alle waren total nett, dankbar und geduldig, fassen Korn und Kipf die Erfahrung zusammen. Laut Pauli ist das keine Ausnahme. Einer von 100 ist mal dabei … Meist gibt es Verständnis, wenn Wünsche beim Einkauf erklärt und nicht einfach abgelehnt werden.
Die Tafel in Hilpoltstein profitiert von einem starken Netzwerk aus Supermärkten, Bäckereien und einem Biohof, die regelmäßig Lebensmittel spenden. Zwei Hühnerfarmen liefern jährlich tausende Eier, und Gartenbauvereine spenden Obst und Apfelsaft. Weitere Nahrungsmittel stammen aus Sammellagern oder Angeboten aus Überproduktionen. Während Produkte wie Sahnejoghurt meist verfügbar sind, bleiben Milch und Butter oft rar. Für solche Fälle hat der Verein ein spenden basiertes Budget, mit dem Pauli in lokalen Supermärkten einkauft. Das alles ermöglicht Bedürftigen, für einen kleinen Obolus Lebensmittel zu erwerben: Einzelpersonen zahlen zwei Euro, Paare drei, und Familien mit mindestens drei Personen vier Euro.
Besonders ist auch der „Wer will, der kann-Bereich“ der Tafel im Awo-Zentrum, den Pauli als Geschenk Gottes bezeichnet. Tagsüber wird dieser Bereich stetig geleert, denn hier sind Angebote zu finden, die andernorts oft unerschwinglich sind: Blumen, Hefte, Kleidung. Dinge, die nicht nur materielle Bedürfnisse, sondern auch die Seele berühren. Judith Kipf und Antonia Korn erleben dies hautnah und sehen, dass ihre Arbeit, ob sie in die Stellenbeschreibung passt oder nicht, hier einen tiefen Sinn erfüllt, indem sie Menschen ermöglicht, kleine Freuden zu genießen, die sie sich sonst nicht leisten könnten.
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