"Messer in den Rücken gestochen"

ICE-Werk: Feuchter CSU stinksauer auf MdL Bauer und Kandidat Edelhäußer

10.9.2021, 06:04 Uhr
Die farblich markierten Bereiche zeigen die Flächen, die die Bahn untersucht.

© Markt Wendelstein, NN Die farblich markierten Bereiche zeigen die Flächen, die die Bahn untersucht.

„Muna Nord – oder nix!“ Diese Botschaft haben die Mandatsträger der CSU im Kreis Roth Anfang der Woche nach München und Berlin geschickt. Wenige Tage nach dem Ausscheiden von sechs Standorten für das geplante ICE-Ausbesserungswerk positionieren sich der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Volker Bauer, Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer, der auch Bundestags-Direktkandidat des Wahlkreises Roth/Nürnberger Land ist, und Wendelsteins Rathaus-Chef Werner Langhans klar für das Gebiet der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (Muna). Damit stellen sich die Parteikollegen offen gegen den Standpunkt der Feuchter – bereits zum zweiten Mal.

In ihrer Pressemitteilung betonen die drei CSUler, dass es eine positive Begleitung des Projekts nur für den Standort Muna Nord geben werde. Bauer: „Das kann man schon machen, wenn man die ausgestreckte Hand der Kommunen und Parteien vor Ort annimmt, die sich offen zeigen für eine Sanierung der durch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg stark kontaminierten Fläche.“

Von welchen ausgestreckten Händen er genau spricht, erläutert er nicht. Denn die CSU Feucht ist alles andere als einverstanden mit der Absprache in Roth. Wie der Ortsverband in einer Stellungnahme mitteilt, hätten die Christsozialen „schockiert den Presseartikel auf nordbayern.de zur Kenntnis genommen“. Der CSU-Ortsvorsitzende und Feuchter Altbürgermeister Konrad Rupprecht hat daraufhin den Vorstand kontaktiert und seinen Unmut gegenüber Volker Bauer und Ralph Edelhäußer deutlich gemacht.

Dünkel unterstützt Vorstoß nicht

Vorsichtiger drückt sich Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel aus: „Ich sehe sehr viele Fragezeichen, die ein Ja zu einem Standort Feucht zum heutigen Kenntnisstand sicherlich nicht zulassen.“ Viele Punkte wie Naturschutz und Entsorgungskosten seien noch ungeklärt, zur Dekontamination liege das Gutachten der Bahn noch nicht vor. „Der Markt Feucht und die betroffene Bevölkerung wird ihre Einwendungen im Zuge eines Raumordnungsverfahrens schriftlich einbringen. Die Regierung von Mittelfranken muss das würdigen und bewerten“, sagt Dünkel. Erst danach könne eine qualifizierte und seriöse Position bezogen werden.

Laut der Feuchter CSU ist es verständlich, gegen den eigenen Standort zu argumentieren. Wiederholt mit dem Finger auf andere zu zeigen, verbiete sich indes, wenn man ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis wolle. „Aber dies ist offensichtlich nicht gewollt“, heißt es in der Presseerklärung. Das habe sich seit Beginn der Diskussion gezeigt. Es gebe keine Gesprächsbereitschaft über die Ortsgrenzen hinweg. „So hat man wieder einmal den Feuchter Parteikollegen, die mehrmals signalisiert haben, gesprächsbereit zu sein, das Messer in den Rücken gestochen“.

"Ärgerlicher" Vorstoß

„Ärgerlich“ nennen die Feuchter die Positionierung des Bundestagskandidaten Edelhäußer, der den Standort als „akzeptierte, nachhaltige Lösung“ bezeichnete. Edelhäußer selbst versicherte seinen Parteikollegen, dass die Ausführungen von ihm nicht freigegeben worden seien. Bei unserer Zeitung, die die Pressemitteilung am Mittwoch veröffentlicht hat, kam diese Richtigstellung allerdings bisher nicht an.

Auch sprach sich Edelhäußer bereits im Juli für einen Fokus auf den Standort Muna-Nord aus: „Dieses Areal ist für die Menschen im Verdichtungsraum sicherlich die am wenigsten belastende Fläche, und der Umwelt könnte dadurch eine Win-win-Situation zugute kommen.“ Einen Monat später sicherte er bei einem Besuch in Feucht den Betroffenen in ihrem Kampf gegen die Vernichtung von Bannwald seine Unterstützung zu. Außerdem einigten sich die Beteiligten, dass eine Vorfestlegung nicht hilfreich sei.

Nach Ansicht der Feuchter CSU werde Edelhäußer mit seinen Aussagen Schwierigkeiten haben, „dass sich dies in Feucht nicht auf das politische Stimmungsbild auswirken wird“. Da bisher jedes Direktmandat des Wahlkreises an die CSU ging, wird der Rother mit großer Wahrscheinlichkeit künftig nicht mehr nur Roth, sondern den ganzen Wahlkreis im Bundestag vertreten. Und damit auch den Markt Feucht.

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