Gemeinde und Träger haben Lösung

Kosten-Explosion gedämpft: Elternprotest an Kammersteiner Kita Aurachwiese erfolgreich

Stefan Bergauer

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung

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22.9.2023, 15:00 Uhr
Erfolgreicher Elternprotest vor der KiTa Aurachwiese: Die Gebühren steigen nun doch nicht so stark.

© vnp/Claudia Spachmüller Erfolgreicher Elternprotest vor der KiTa Aurachwiese: Die Gebühren steigen nun doch nicht so stark.

Die Gemeinde Kammerstein und Diakoneo haben sich auf neuen Defizitausgleich für die Kita Aurachwiese in Barthelmesaurach geeinigt. Damit fällt die zweite Gebührenerhöhung im Jahr 2023 geringer aus als von Eltern befürchtet. Die nach Kindesalter und täglicher Betreuung gestaffelten Beiträge steigen jetzt nur noch um maximal 21 Prozent.

"Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Gemeinde doch noch eine Einigung über den Defizitausgleich gefunden haben", sagt Verena Bikas, Vorständin Bildung bei Diakoneo in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Diakoneo und der Gemeinde Kammerstein. Die geplante Erhöhung der Beiträge zum 1. September 2023 könne deshalb deutlich niedriger ausfallen als ursprünglich befürchtet. Waren bislang Beitragssteigerungen zwischen drei und 69 Prozent angekündigt, werden die Beiträge nun um maximal 21 Prozent angehoben.

Für eine Familie, deren Kind neun bis zehn Stunden betreut wird, ist das eine Steigerung um 49 Euro im Vergleich zum bisherigen Beitrag. Die ursprüngliche Erhöhung hätte 137 Euro ausgemacht. Für Kinder, die drei bis vier Stunden betreut werden, müssen die Eltern nun 15 statt 50 Euro pro Monat mehr bezahlen. In der Kinderkrippe bewegen sich die Beitragserhöhungen nun zwischen ein und fünf Prozent.

Kostenexplosion wegen steigender Gehälter, Energie- und Lebensmittelpreise

"Wir sind uns bewusst, dass jede Steigerung eine zusätzliche Belastung für die Eltern ist", sagt Verena Bikas. Umso erfreulicher sei es, dass die Gemeinde Kammerstein nun bereit sei, für ein höhere Defizit als bislang einzustehen. "Deshalb haben wir die Kalkulation noch einmal so deutlich ändern können." Die Beitragserhöhung war mit gestiegenen Kosten beispielsweise für Gehälter, Energie und Lebensmittel begründet worden.

Im Vorfeld war es in der "Aurachwiese" heiß hergegangen. Der Elternbeirat hatte gegen die Erhöhung protestiert, Unterschriften gesammelt und schließlich hatten Dutzende Familien vor der Barthelmesauracher Kita demonstriert - darunter auch Bürgermeister Wolfram Göll und Mitglieder des Gemeinderates.

"Wir freuen uns, dass wir uns mit Diakoneo auf eine deutlich reduzierte Gebührenerhöhung einigen konnten. Ein politisches Hauptziel der Gemeinde sind zumindest einigermaßen vergleichbare Gebühren in der Gemeinde-Kita in Kammerstein und in der Diakoneo-Kita in Barthelmesaurach", betont Kammersteins Bürgermeister Wolfram Göll in der Pressemitteilung. So wolle man auch den Frieden innerhalb der Gemeinde fördern und sichern. Daher habe sich der Gemeinderat in Sachen Defizitübernahme bewegt, um eine Überlastung der Eltern der Barthelmesauracher Kita zu vermeiden.

Kein Blanko-Scheck für Diakoneo

"Die Kinderbetreuung ist nun einmal eine Pflichtaufgabe der Gemeinde", erklärt Göll weiter. "Deshalb haben wir trotz angespannter Haushaltslage zugesagt, mehr Defizit zu übernehmen, um die Kita Barthelmesaurach noch einigermaßen bezahlbar zu halten", so der Bürgermeister. "Nun steigen die Gebühren in den beliebtesten Buchungs-Kategorien im Kindergarten nur um 18 bis 21 Euro - und nicht mehr um 59 bis 70 Euro", betont der Bürgermeister. "Das ist durchaus ein Erfolg im Sinne von Eltern und Kindern."

"Auch mit der neuen Vereinbarung wird die Gemeinde das Defizit nicht unbegrenzt ausgleichen", schränkt Bürgermeister Wolfram Göll allerdings ein. "Wir stellen keine offenen Schecks aus." Erstens gebe es weiterhin eine klare Summen-Deckelung. Und zweitens werde die Gemeinde die Kalkulationen und Abrechnungen selbstverständlich jedes Jahr sehr genau prüfen. Zudem wurden zwischen der Gemeinde und Diakoneo regelmäßige Gespräche zweimal jährlich vereinbart. "Mit den regelmäßigen Kontakten wollen wir frühzeitig die Entwicklung von Buchungen und Finanzen überprüfen und auf diese Weise unschöne Überraschungen vermeiden", betont Göll.

Beiträge decken nur einen Bruchteil der Kosten

Dies war vor der Einigung mit Diakoneo einer der Kritikpunkte Gölls. Denn in der Vergangenheit hatte die Gemeinde maximal 60 des Defizites übernommen gedeckelt auf 50.000 Euro. Nun wollte Diakoneo eine neue Träger-Vereinbarung abschließen unter anderem mit voller Defizitübernahme durch die Kommune. Göll sprach daraufhin von einem "Erpressungsversuch" und stellte Bedingungen für Verhandlungen - unter anderem Einsicht in die Gesamtkalkulation und Mitspracherecht bei der Gebührenfestsetzung.

Tatsächlich decken Elternbeiträge nur einen Bruchteil der Gesamtkosten, die beim Betrieb einer Kindertagesstätte anfallen. Ohne Unterstützung durch den Freistaat Bayern und die Kommune als Aufgabenträger würden sie astronomische Höhen erreichen. "Wie stark wir als Träger die Eltern belasten müssen, hängt in allererster Linie davon ab, wie sehr uns Land und Kommunen unterstützen", erklärt Diakoneo-Vorständin Bikas.

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