Erste Hilfe für Vögel

LBV-Umweltstation demonstriert: So lässt sich die Gefahr der "Todesfalle" Glasfläche reduzieren

Tobias Tschapka

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29.2.2024, 11:00 Uhr
Mit einer Spezialfolie wurde die LBV-Umweltstation am Rothsee mit einer nach neuesten Stand der Technik entwickelten Vogelschutzfoliie nachgerüstet.

© Tobias Tschapka, NN Mit einer Spezialfolie wurde die LBV-Umweltstation am Rothsee mit einer nach neuesten Stand der Technik entwickelten Vogelschutzfoliie nachgerüstet.

Millionen Vögel fallen jährlich den Gefahren von Fensterscheiben, verglasten Gebäudefassaden und anderen senkrechten Glasflächen zum Opfer. Als Reaktion darauf wurde nun die LBV-Umweltstation am Rothsee mit modernster Vogelschutzfolie ausgestattet. Diese Maßnahme, initiiert vom LBV-Ökologen Dr. Peter Stimmler und den Mitarbeitern der Umwelteinrichtung, stellt einen bedeutsamen Schritt dar, um den neuesten Erkenntnissen der Technik gerecht zu werden.

Zusätzlich hielt Stimmler einen informativen Vortrag mit dem Titel „Vogelschlag an Glas in urbaner Umgebung", in dem detailliert erläutert wurde, wie Vogelschlag entsteht und welche Glasstrukturen für Vögel gefährlich sind. „Schätzungen zufolge finden jedes Jahr in Deutschland über 100 Millionen Vögel ihren Tod an Glasscheiben", erklärt der Experte vom LBV-Referat Artenschutz. „Viele dieser Opfer werden schnell von Katzen, Krähen oder Mardern beseitigt, noch bevor sie von Menschen entdeckt werden können, wodurch die tatsächliche Anzahl der verunglückten Vögel weit höher liegt als die sichtbare", fügt er hinzu.

Eine der drei Hauptgefahren

„Mit dem stetigen Ausbau von Glasflächen ist sogar noch ein Anstieg der Opferzahlen zu erwarten", warnt der Experte weiter, „sodass der Vogelschlag an Glas neben dem Verlust von Lebensraum und der Präsenz von Katzen zu den drei Hauptgefahren für Vögel zählt." Schließlich betont er: „Im Vergleich dazu sind Windräder mit ‚nur' etwa 100.000 Vogelopfern pro Jahr weniger bedrohlich, wobei jedoch hauptsächlich Beutegreifer betroffen sind, was angesichts der geringeren Population dieser Greifvögel ebenfalls eine besorgniserregende Entwicklung darstellt.“

LBV-Referent Dr. Peter Stimmler, stellv. Landrätin Ursula Klobe, LBV-Mitarbeiterin Katharina Liebel und Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster.

LBV-Referent Dr. Peter Stimmler, stellv. Landrätin Ursula Klobe, LBV-Mitarbeiterin Katharina Liebel und Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster. © Tobias Tschapka

Tatsächlich seien es nicht die Privathaushalte, sondern vielmehr öffentliche Gebäude, die das Hauptproblem darstellen. Insbesondere jene mit großflächigen Glasinstallationen wie Stadthallen, Turnhallen, Schwimmbäder, Bürokomplexe und Museen. Für Vögel ist transparentes Glas unsichtbar, wodurch sie es als Hindernis nicht erkennen können. Frühere Ansätze wie UV-Schutz und Greifvogelsilhouetten haben sich als absolut ineffektiv erwiesen, wie Stimmler betont: „Auch wenn sich dieses Gerücht hartnäckig hält, ist es inzwischen wissenschaftlich widerlegt."

Fast unsichtbare Folien

Der aktuelle Stand der Technik sind transparente Folien, die mit Vogelschutzmarkierungen bedruckt sind und vollständig auf die Glasoberfläche aufgebracht werden. Nach dem Entfernen der Trägerfolie bleiben lediglich reflektierende Markierungen zurück.

Die von Stimmler vorgestellte Folie, die mit wenigen Handgriffen gleich angebracht wurde, weist Aluminiummarkierungen auf, deren Deckungsgrad auf der Glasfläche nur bei etwa 0,8 Prozent liegt - „also praktisch kaum wahrnehmbar", wie Stimmler erklärt. Diese spezielle Variante kostet zwischen 50 und 70 Euro pro Quadratmeter, wobei auch deutlich preiswertere Alternativen auf dem Markt erhältlich sind.

Im Einklang mit der Anerkennung besonders vorbildlicher Privatgärten durch den LBV mit der Auszeichnung des „Vogelfreundlichen Gartens“, wurde nun die Plakette „Vogelfreundliche Glasstruktur“ für öffentliche Gebäude eingeführt. Diese wurde von Stimmler nicht nur der Umweltstation am Rothsee verliehen, sondern auch dem Zweckverband Rothsee, der die Kosten für die Nachrüstung übernommen hat. „Mit dieser Auszeichnung möchten wir nicht nur den aktiven Schutz für Vögel würdigen, sondern auch über Hintergründe und praktische Lösungen informieren sowie Öffentlichkeitsarbeit leisten“, erklärt Stimmler.

Diese Initiative ist auch dringend erforderlich, da das Interesse an dem Vortrag überschaubar blieb. Neben einigen Mitarbeitern des LBV waren lediglich der neue Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster und die stellvertretende Landrätin Ursula Klobe anwesend, die beim Anbringen der Folie halfen, und die Auszeichnung für den Zweckverband entgegennahmen. „Es ist seltsam, dass heute keine Architekten oder Stadtbaumeister aus der Region hier sind“, bemerkte Klobe verwundert.

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