Nur noch etwa 250 Brutpaare.

Nach über 100 Jahren: Erstmals wieder Bartgeier in Bayern ausgewildert

12.7.2021, 15:06 Uhr
Erstmals nach über 100 Jahren wurden in Bayern Bartgeier ausgewildert. Abgebildet ist ein Geier des Nürnberger Tiergartens. 

© Horst Linke Erstmals nach über 100 Jahren wurden in Bayern Bartgeier ausgewildert. Abgebildet ist ein Geier des Nürnberger Tiergartens. 

Nachdem am Donnerstag bereits das erste der beiden Bartgeierweibchen in Hilpoltstein erfolgreich ausgeflogen war, suchte sich nun "Wally" ihren Weg in die Freiheit. "Wally saß am unteren Ende der Nische in der Sonne und ist um 6:18 Uhr einfach schnurstrakts herausflogen. Sie ist dann ungefähr 100 Meter in einem flachen Streckenflug an der Felswand entlanggesegelt und in einer Felsrinne außerhalb unserer Sichtweite gelandet", sagte der LBV-Projektleiter und Bartgeier-Experte Toni Wegscheider.

Aufgrund der Größe der Bartgeier ist dieser Moment eher ein "großer Hopser" als ein eleganter Flug, so die Experten. Für Michael Knolleisen, seines Zeichens erfahrenster Bartgeierexperte Europas, ist jeder solcher Ausflug ein "absolut ergreifender Moment".

Die beiden Bartgeier sind seit über 100 Jahren die ersten ihrer Art, die in Deutschland ausgewildert werden. Sie waren am Anfang des 20. Jahrhunderts weitestgehend ausgerottet worden. Jetzt sollen sie nach und nach wieder in den bayerischen Alpen angesiedelt werden. In ganz Europa gibt es nur etwa 250 Brutpaare. Bartgeier zählen zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Sie sind hauptsächlich im fernöstlichen Raum, im Gebiet des Himalayas und in Westafrikanischen Ländern zu finden. Seit 1986 werden Bartgeier auch wieder im Gebiet der Alpen ausgewildert.

Besichtigungsmöglichkeiten

"Wally" und "Bavaria" lassen sich ab Mittwoch bei offiziellen Führungen bestaunen. Der Landesbund für Vogelschutz sowie der Nationalpark Berchtesgaden bieten Besichtigungstouren für Interessierte an. Nähere Informationen lassen sich auf den zugehörigen Websiten finden. Wer einen guten Blick auf die beiden erhaschen kann, wird vom LBV darum gebeten, Videomaterial an bartgeier@lbv.de weiterzugeben. Dies dient Forschungszwecken zum Flugverhalten der Tiere. Aber Achtung: Zu nahe sollte man den Greifvögeln nicht kommen. Vor allem Naturfotograf*innen sind angehalten, großen Abstand zu den beiden Bartgeiern zu halten.

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