Verbandstreffen in Mannholz

Preisschwankungen und Auflagen-Wettrüsten: Darum kritisieren Roths Milchbauern die EU-Agrarpolitik

10.9.2023, 15:00 Uhr
Betriebsleiter Thomas Schiele führte durch den Stall.

© BDM Roth und Umgebung, NN Betriebsleiter Thomas Schiele führte durch den Stall.

Harsche Kritik an hohen Preisschwankungen und einem Auflagen-Wettrüsten auf der einen, ein Vorzeigebetrieb auf der anderen Seite: Fast 200 Gäste kamen zum Treffen des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) Roth und Umgebung auf den Hof der Familie Schiele nach Mannholz bei Pleinfeld.

Dort stellte Thomas Schiele zunächst seinen Hof vor. Den Familienbetrieb führen derzeit drei Generationen - neben dem Betriebsleiter sowohl dessen 30-jähriger Sohn mit Familie und sein 75-jähriger Vater. Der Hof hat mehrere Standbeine, darunter neben dem Milchviehlaufstall eine Photovoltaik- und eine Biogasanlage sowie ein Lohnunternehmen.

Mit der Plastikkuh "Faironika" als Gastgeschenk bedankten sich die BDM-Kreisvorsitzenden bei der Familie Schiele für  die Einblicke bei der Hofbesichtigung.

Mit der Plastikkuh "Faironika" als Gastgeschenk bedankten sich die BDM-Kreisvorsitzenden bei der Familie Schiele für  die Einblicke bei der Hofbesichtigung. © BDM Roth und Umgebung, NN

Die Landwirte zeigten sich einer Pressemitteilung des BDM zufolge vor allem von der modernen Technik und dem Baukonzept beeindruckt. So berichtete Schiele über die kürzlich neu eingebaute Schlauchbelüftung im Milchviehstall mit seinen 70 Kühen inklusive Nachzucht. Diese sorge selbst an heißen Tagen für ein hervorragendes Stallklima. Das Melken und Füttern erfolge automatisiert per Melkroboter und Futterschieber. Das Stalldach wurde komplett mit PV-Modulen bestückt, die eine Gesamtleistung von 500 Kilowatt peak (kWp) haben. Das entspricht einem Ertrag von durchschnittlich rund einer halben Million Kilowattstunden (kWh) im Jahr.

Mehrere Standbeine für Landwirte

Auch bei der Biogasanlage, die mit einem 190-kW-Aggregat ausgestattet ist und demnächst in Betrieb geht, setzte die Familie Schiele auf ein besonderes Konzept. So wurde der gesamte Technikraum unterkellert, sodass bedeutende Leitungen und Messinstrumente für Wartung und mögliche Störungen schnell und frei zugänglich sind.

Darüber hinaus bietet die Familie Schiele mit ihrem Lohnunternehmen bereits seit vielen Jahren Ernte- und Häckselarbeiten für andere Landwirte an. Dafür stehen zwei Mähdrescher, zwei Selbstfahrhäcksler, drei Transportfahrzeuge und ein Radlader zum Silowalzen bereit.

Nach der Führung berichteten BDM-Vorstandsmitglied Johannes Pfaller und Landesvorsitzender Manfred Gilch über die aktuelle Marktsituation und die Verbandsaktivitäten. Gilch verdeutlichte, wie sensibel der Milchmarkt derzeit auf geringe Mengenveränderungen reagiere. So habe die größte deutsche Molkerei DMK ihren Milchpreis seit Jahresbeginn von 60 auf 34 Cent pro Liter gesenkt. Dieser Preiseinbruch um fast die Hälfte sei jedoch lediglich durch ein um zwei Prozent geringeres Milchaufkommen bei gleichzeitig stabiler Nachfrage im vergangenen Jahr sowie einen Anstieg des Milchangebots in Europa um knapp ein Prozent bei rückläufiger Nachfrage in diesem Jahr entstanden.

Immer schärfere Auflagen für Viehhalter

Pfaller kritisierte überdies die starke Zunahme von Sonderprogrammen der Molkereien, die sich im Wettlauf um die schärfsten Produktionsauflagen regelrecht überbieten würden. "Für die betroffenen Bauern bedeutet das eine verstärkte Abhängigkeit mit zusätzlichen Kosten", so Pfaller. Die Thalmässinger Molkerei "Goldmilch" sei dabei aufgrund ihrer umsichtigen Geschäftsführung noch eine Ausnahme.

Für die Bauern in Holland sei die Lage indes noch dramatischer, führte das BDM-Vorstandsmitglied den Besuchern mit Blick auf eine Lehrfahrt seiner Jugendgruppe vor Augen. Die dortige Politik sehe sich durch den zu hohen Viehbesatz und regional hohe Umweltbelastungen gezwungen, mindestens 30 Prozent der Landwirte über Ausstiegsprogramme zum Aufgeben zu bewegen. Schuld daran seien nicht die Bauern, sondern eine fehlgeleitete EU-Agrarpolitik, die die Bauern ins immer stärkere Wachstum drängte, so Pfaller.

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