Bund Naturschutz bittet zu gießen

Stadtbäume vertrocknen: So kann man den grünen Riesen helfen

RHV/ST-Redaktion

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9.8.2022, 09:00 Uhr
Auch in Nürnberg bitten die Behörden um Mithilfe beim Gießen der Stadtbäume - hier sogar eigens mit Gießkanne. 200 Liter pro Standort sind die optimale Gießmenge - aber auch täglich nur zwei, drei Eimer helfen dem Baum schon.

© Eduard Weigert, NN Auch in Nürnberg bitten die Behörden um Mithilfe beim Gießen der Stadtbäume - hier sogar eigens mit Gießkanne. 200 Liter pro Standort sind die optimale Gießmenge - aber auch täglich nur zwei, drei Eimer helfen dem Baum schon.

Jeder, der an einem heißen Sommertag schon einmal den angenehmen Schatten von Bäumen im Unterschied zu unbegrünten Flächen genossen hat, ahnt, wie wichtig Bäume für das Klima und vor allem in den eh schon heißeren Städten sind. Stadtbäume machen extreme Temperaturen für Menschen erträglicher.

Allerdings leiden auch die grünen Riesen unter der anhaltenden Hitze und Trockenheit. Schon jetzt ist klar: Einige Bäume werden diesen heißen Sommer nicht überleben. Nur Wasser bietet Überlebenschancen. Das Gießen der Städte und Gemeinden muss den fehlenden Regen kompensieren.

Aber auch jeder Einzelne kann die Rettungsmaßnahmen unterstützen, wenn er Verantwortung zeigt für die Stadtbäume vor der Haustür und zu Gartenschlauch und Gießkanne greift. Darauf weist die Kreisgruppe Roth des Bund Naturschutz (BN) in einer Pressemitteilung hin.

Hitze macht Menschen zu schaffen

Die anhaltende Hitze mit extrem hohen Temperaturen macht vielen Menschen zu schaffen. Auch nachts kühlen Häuser und Wohnungen oft zu wenig ab. Im Schatten dichter Baumkronen heizen sich Häuser weniger stark auf. Durch Verdunstung über die Spaltöffnungen auf der Unterseite der Blätter sorgen Bäume für eine Abkühlung der umgebenden Luft.

Die Kühlwirkung wird besonders deutlich in Laubwäldern, die an heißen Sommertagen immer deutlich niedrigere Temperaturen haben als ihre Umgebung. Diesen positiven Einfluss auf das Kleinklima haben Laubbäume auch in den Städten. Der Aufenthalt in Biergärten und Parks wird gerade deshalb im Sommer so geschätzt.

Positiver Einfluss von Laubbäumen

Das Funktionieren der "natürlichen Klimaanlage Laubbaum" ist ein komplexer Mechanismus. Bei intensiverer Sonneneinstrahlung haben Bäume verschiedene Möglichkeiten zum Schutz vor zu starker Austrocknung: Die Spaltöffnungen werden geschlossen, um die Verdunstung von Wasser zu reduzieren. Blätter werden umgedreht, da die Blattunterseite das Sonnenlicht reflektiert. Manche Bäume klappen ihre Blätter zusammen, andere rollen ihr Blattwerk ein, um die Verdunstungsfläche möglichst gering zu halten.

Bei anhaltendem Wassermangel kann der Stoffwechsel allerdings nicht mehr aufrecht erhalten werden, und das Laub wird frühzeitig abgeworfen. Die grüne Klimaanlage muss ihren Betrieb einstellen – gerade wenn Abkühlung so nötig ist. Auch in der Region leiden die Bäume unter Trockenstress. Sie zeigen zunehmend Schäden durch großen Wassermangel: welke Blätter, frühzeitig verfärbtes trockenes Laub, vertrocknete Zweige.

Das Problem ist zunächst nur in der Krone des Baumes erkennbar. Die eigentliche Ursache liegt allerdings tiefer – im Wurzelbereich. Je nach Baumart verfügen die grünen Riesen über ein unterschiedlich tief reichendes Wurzelwerk, welches neben der Verankerung im Boden für die Wasseraufnahme über die Feinwurzeln zuständig ist. Diese werden nur so lange ausgebildet, bis sie wasserführende Bodenschichten erreichen. Ändert sich der Wasserhaushalt im Boden, müssen die Wurzeln aber wieder nachwachsen, um die Versorgung der grünen Krone sicher zu stellen. Dies ist allerdings nicht immer möglich.

Mehr Totholz, mehr Schädlinge

Die langfristigen Folgen der Sommertrockenheit werden sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Der Trockenstress führt zu vermehrter Totholz-Bildung, den Bäumen fehlt Energie zur Schädlingsabwehr. Die Anfälligkeit für Krankheiten und den Befall durch Insekten wird erhöht. Einige Bäume werden bereits im nächsten Jahr nicht mehr austreiben.

"Bei der derzeitigen extremen Hitzewelle sind die Gemeinden und Städte gefordert, unsere Bäume zu gießen", betont der BN deshalb. "Wir bitten aber auch die Mitbürger: Wer die Möglichkeit hat, sollte die Bäume vor der eigenen Haustüre gießen", so BN-Kreisgeschäftsführer Richard Radle. "Mit einigen großen Gießkannen Wasser am Tag kann man den Bäumen bei dieser Trockenheit helfen. Jeder kann dazu beitragen, die natürlichen Klimaanlagen in unseren Straßen zu erhalten. Abkühlung brauchen wir in diesen Tagen alle."

Weitere Informationen zum Thema gibt es in der BN-Geschäftsstelle in Roth, Telefon (09171) 63886 oder unter roth@bund-naturschutz.de.

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