Bauinnung Schwabach-Roth-Hilpoltstein
"Unglaubliche Preissprünge": So beurteilt die Innung die Lage im Baugewerbe
15.6.2022, 10:55 Uhr
„Wie in anderen Wirtschaftszweigen, so nimmt auch die Digitalisierung im Baugewerbe Fahrt auf“, leitete Obermeister Horst Humpenöder aus Schwabach zunächst einen Vortrag des Berufsgenossenschafts-Referenten David Eißner ein. Dieser stellte Aufgaben und Angebote der Bau-BG vor und berichtete von konstanten Unfallzahlen im Bauhauptgewerbe. Um diese zu senken, seien sowohl technische, als auch organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen erforderlich.
"Unglaubliche Preissprünge"
Die seit 1996 im Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung sei dabei maßgeblich, so Eißner. Hier müsse der Arbeitgeber das Arbeitsumfeld auf Gefahren hin beurteilen und Maßnahmen ergreifen. Um dies zu erleichtern, habe die Berufsgenossenschaft eine digitale Gefährdungsbeurteilung erarbeitet, die auch auf der Baustelle erstellt werden könne.

Anschließend blickte Obermeister Humpenöder auf das Innungsgeschehen im vergangenen Jahr zurück. Auch kam er auf die Kostenentwicklung im Bausegment zu sprechen. Dabei entspann sich eine breite Diskussion über die Lage des Baugewerbes „Wir haben große Bedenken, wie es am Bau weitergeht: hohe Grundstückspreise, steigende Material- und Baukosten und dazu noch ein gewaltiger Zinsanstieg sowie hohe Entsorgungs- und Beprobungskosten von Erdaushub“, klagte der Obermeister.
„Stahl, Bitumen und Treibstoffe erleben unglaubliche Preissprünge", so Humpenöder weiter. „Deshalb geben die Zulieferer meist nur Tagespreise ab, was es aber den Betrieben unmöglich macht, Angebote abzugeben. Die nun anzuwendenden Preisgleitklauseln gelten nur verpflichtend bei Auftragsvergaben des Bundes, also meist für Autobahnen und Kasernen“, beklagte er.
Der Staat investiert zu wenig
Zur Sprache kam auch die schlechte Auftragslage im Straßenbau, gefolgt vom Tiefbau. Seit Corona habe man einen starken Rückgang der Ausschreibungen in diesen Bereichen festgestellt. Trotz des enormen Sanierungsstaus im Straßenbau sowie im Kanalnetz und bei Brückenbauten trete der Staat auf die Investitionsbremse, so ein Versammlungsteilnehmer.
Darüber hinaus hole man mit ÖPP-Projekten (Projekten in öffentlicher und privatwirtschaftlicher Partnerschaft) wie an der A3 ausländische Konzerne für Großbaustellen ins Land. Parallel dazu würden Garten- und Landschaftsbaubetriebe im Bereich des Straßenbaus wildern.
„Es werden unter anderem Großparkplätze asphaltiert beziehungsweise gepflastert, drei Bäume gepflanzt und dann als Garten- und Landschaftsbaumaßnahme deklariert“, ärgerte sich ein Firmeninhaber. Das Problem sei nicht der Konkurrenzpreis, sondern unterschiedliche Kostenstrukturen im Bereich der Lohntarifverträge und Sozialkassen, die Baufirmen stärker als die Mitbewerber belasten würden.
Bei den Neuwahlen wurden Obermeister Horst Humpenöder ebenso wie seine beiden Stellvertreter Klaus Engelhard aus Spalt und Karl-Heinz Metzger aus Greding (Kleinnottersorf) in ihren Ämtern bestätigt. Das Amt des Lehrlingswarts und Prüfungsmeisters übernimmt für weitere drei Jahre Frank Wittmann aus Roth.
Wiedergewählt wurden auch die Beisitzer Willi Assenbaum (Thalmässing), Rainer Gerner (Roth), Mario Netter (Greding-Obermässing), Christian Schütz (Heideck) sowie Erik Heinemann (Schwabach) und Bernhard Lehnert (Rohr-Nemsdorf). In ihren Ämtern als Kassenrevisoren wurden Martin Langer (Roth) und Richard Zeller (Kammerstein) erneut bestätigt.