Wegen Corona: Praktikumsplätze sind dünn gesät

13.11.2020, 16:31 Uhr
Die Betriebe sind auf zukünftige Azubis angewiesen, deshalb sollten sie Schülern trotz erhöhter Hygienevorschriften eine Chance auf einen Praktikumsplatz geben. Und die Schüler können so ausprobieren, ob ihnen der Beruf zusagt.  

© picture alliance/dpa Die Betriebe sind auf zukünftige Azubis angewiesen, deshalb sollten sie Schülern trotz erhöhter Hygienevorschriften eine Chance auf einen Praktikumsplatz geben. Und die Schüler können so ausprobieren, ob ihnen der Beruf zusagt.  

Wie sieht die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt aus? Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf Schulabsolventen und Ausbildungsbetriebe? Mit diesen Fragen beschäftigen sich derzeit viele Firmen- und Schulvertreter des Landkreises Roth und der Stadt Schwabach. Bei der letzten, erstmals hybrid durchgeführten, Sitzung des Arbeitskreises "Schulewirtschaft" Roth-Schwabach bei der HTI Gienger KG in Röttenbach beschäftigte man sich mit diesen Fragen. Zunächst gab es Zahlen und Informationen und anschließend einen regen Austausch.

Als IHK und Kreishandwerkerschaft ihre Berichte vorstellten, wurde klar, dass Corona Spuren auf dem Ausbildungsmarkt hinterlässt: Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Rückgang an Neuverträgen zu verzeichnen. "Dies ist aber nicht nur auf pandemiebedingt vage Zukunftsaussichten zurückzuführen", so Lars Hagemann, IHK Nürnberg für Mittelfranken und Sebastian Dörr von der Kreishandwerkerschaft übereinstimmend, "sondern auch auf die geburtenschwachen Jahrgänge, deren Folgen nun langsam spürbar werden. Denn einige Betriebe hätten eingestellt, wenn Bewerber vorhanden gewesen wären."


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Im Verlauf der Sitzung wurde klar, dass virtuelle Formate bei der Berufsorientierung immer größere Bedeutung gewinnen. Das Schwabacher Azubi-Speed-Dating, dieses Jahr erstmals rein virtuell, darf als Erfolg gewertet werden. Es wurde sowohl von den Betrieben als auch den Jugendlichen, die teilnahmen, überwiegend positiv bewertet. Ferner ergab eine Umfrage bei den Schulen des Arbeitskreises, dass großes Interesse an einer virtuellen Berufsmesse besteht. Nicht nur die Vorbereitung, sondern auch die Durchführung könnten in den Unterricht integriert werden.

In der anschließenden offenen Diskussionsrunde der Sitzungsteilnehmer stellte sich heraus, dass das Thema neben dem Geburtenrückgang durch eine weitere Problematik befeuert wird: Fehlende Praktikumsplätze. Die Hygienevorschriften und Vorsichtsmaßnahmen in den Betrieben haben dazu geführt, dass das regionale Angebot an Praktika in diesem Jahr zurückgegangen ist und auch für die nahe Zukunft bestehen seitens der Betriebe Bedenken.

"Es ist nachvollziehbar, dass Betriebe ihre eigenen Mitarbeiter und auch etwaige Praktikanten gesundheitlich nicht gefährden und das Ansteckungsrisiko minimieren möchten, aber für junge Menschen ist es wichtig, sich ausprobieren zu dürfen, um Sicherheit in der Berufswahl zu erlangen," so Isolde Krahle, Geschäftsführerin des Arbeitskreises. Sie pflegt auch die Ausbildungsdatenbank www.ausbildung-roth.de, auf der nicht nur viele Ausbildungsangebote der regionalen Ausbildungsbetriebe zu finden sind, sondern eben auch Praktikumsstellen.

Gerade in Zeiten, in denen die Zahl der Schulabsolventen demographisch bedingt sinkt, sollte erst recht auf Praktika gesetzt werden, um den zukünftigen Auszubildenden eine Chance zu bieten, auf dem regionalen Ausbildungsmarkt fündig zu werden - auf diesen Grundtenor verständigten sich die Mitglieder des Arbeitskreises.
Aufgrund der deutlich sinkenden Geburtenzahlen in den Jahren 2005 bis 2015 stehen dem Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren im Mittel nur noch 950 Schüler zur Verfügung.


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Noch etwas deutlicher drückte es Karl Scheuerlein aus, der Geschäftsführer der Unternehmerfabrik Landkreis Roth: "2020 kommen wir noch mit einem blauen Auge davon. Für 2021 sind Schüler, Eltern, Schulen und Betriebe gleichermaßen gefordert und müssen handeln. Die Zeit läuft uns davon. Ohne Praktikum ist die Berufswahl eine riskante Sache für den Azubi und für den Ausbilder."

Gefällt mir der Beruf? Bin ich dafür geeignet? Wie ist das Klima im Betrieb? All diese Fragen lassen sich nur vor Ort im Tagesgeschäft zufriedenstellend beantworten. Sein Vorschlag lautet daher: Im Vorfeld gut recherchieren und anschließend im Praktikum teste

Infos
Jeder Unternehmer, der einen Beitrag zum aktuellen Angebot an Ausbildungs-, Praktikums- oder Dualen Studienplätzen bieten kann, ist aufgerufen, sich bei der Geschäftsstelle des Arbeitskreises in der Unternehmerfabrik Roth unter Telefon 09171/853830 zu melden - gerne natürlich auch, um sich aktiv in den Arbeitskreis "Schulewirtschaft" Roth-Schwabach einzubringen.

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