Zweiter Weltkrieg

Wer kannte diesen Mann? Historiker suchen Spuren des Rother Bauingenieurs Hanns Rössler

22.3.2024, 18:58 Uhr
Bauingenieur Hanns Rössler (1905-1995) wurde in Nürnberg geboren. Ab 1930 war er Mitglied der NSDAP und als Haupttruppenführer der Organisation Todt beteiligt am brutalen Einsatz von Zwangsarbeitern in Griechenland, unter anderem zum Bau einer Bahnstrecke von Athen nach Thessaloniki (hier Bauarbeiten bei Karya). Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Roth.

© Sammlung Andreas Assael Bauingenieur Hanns Rössler (1905-1995) wurde in Nürnberg geboren. Ab 1930 war er Mitglied der NSDAP und als Haupttruppenführer der Organisation Todt beteiligt am brutalen Einsatz von Zwangsarbeitern in Griechenland, unter anderem zum Bau einer Bahnstrecke von Athen nach Thessaloniki (hier Bauarbeiten bei Karya). Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Roth.

Ein griechischer Nachkomme überlebender Juden aus Thessaloniki machte vor einigen Jahren einen einzigartigen Fund, dessen Spur nach Roth führt. Auf einem Flohmarkt in München stieß er auf eine historische Fotosammlung. Die Fotos, so stellte sich dank seiner Recherchen heraus, zeigen Abtragungsarbeiten eines Felsens in Karya an der Bahnstrecke Athen-Thessaloniki, der Hauptstrecke zur Ausplünderung des Landes durch die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg.

Die zirka 300 jüdischen Zwangsarbeiter kamen aus dem Ghetto in Thessaloniki und mussten in Karya unter anderem ein neues Gleis bauen. Das berichtet das Berliner Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in einer Pressemitteilung. Viele waren aufgrund unmenschlicher Arbeit, Hunger und Gewalt rasch entkräftet und starben vor Ort. Die Überlebenden verschleppte die SS im August 1943 mit dem letzten Transport aus Thessaloniki nach Auschwitz.

Rother Ingenieur Hanns Rössler fotografierte Zwangsarbeiter

Durchgeführt wurden die Bauarbeiten am Bahnhof Karya von der Firma Überland im Auftrag der NS-Organisation Todt. Der dort angestellte Bauingenieur Hanns Rössler (1905-1995) – gebürtig in Nürnberg und NSDAP-Mitglied seit 1930 – fotografierte und dokumentierte diese. Er ist mutmaßlich der Urheber und frühere Besitzer des gefundenen Fotoalbums. Später soll er in Roth gelebt haben - und von dort hofft das Dokumentationszentrum nun auf weitere Informationen.

Ausgehend von den bislang nicht publizierten Fotos der Zwangsarbeit jüdischer Männer an der Bahnstrecke wird aktuell unter Federführung des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit eine multiperspektivische Wanderausstellung erarbeitet. Die geplante Ausstellung wird im September 2024 in Berlin und im Oktober 2024 in Athen eröffnet und von dort in verschiedene deutsche und griechische Städte wandern. Die von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und dem Bundesministerium der Finanzen geförderte Ausstellung soll bisher kaum wahrgenommene Aspekte der Geschichte der deutschen Besatzungsherrschaft, der Zwangsarbeit und des Holocaust in Griechenland vermitteln.

Dabei stehen vor allem die Opfer jüdischer Zwangsarbeit für die NS-Organisation Todt im Fokus. Darüber hinaus soll jedoch auch die Rolle des Ingenieurs und Fotografen Hanns Rössler, der selbst auf einigen Fotos zu sehen ist, in den Fokus rücken.

Informationen zu Rother Ingenieur gesucht

Zum ehemaligen Ingenieur der Firma Überland, NSDAP-Mitglied und Haupttruppenführer der Organisation Todt liegen dem Dokumentationszentrum bisher kaum Informationen vor. Da er in Nürnberg geboren ist und nach dem Krieg wohl in Roth gelebt und dort auch verstorben sein soll, gehen die Historiker und Historikerinnen davon aus, dass in der Region jemand weiterhelfen könnte. "Gerne würden wir mehr über ihn erfahren, da er vermutlich einer der zentralen Akteure des Zwangsarbeitereinsatzes in Karya war. Auch sein Nachkriegsleben wäre von Interesse für uns", sagt Iason Chandrinos vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit.

Wer weitergehende Informationen oder Hinweise über Leben und Wirken von Hanns Rössler hat, wird gebeten, sich mit einer Nachricht gerne direkt an das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit (www-ns-zwangsarbeit.de) in Berlin zu wenden - per Mail an chandrinos@topographie.de.

Verwandte Themen


Keine Kommentare