Stadtwerke: "Keine Panik"

Die Gasversorgung ist gesichert

Günther Wilhelm

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23.2.2022, 06:00 Uhr
Was wird aus den Gaspreisen?Lange hatte Kanzler Scholz das Wort Nord Stream 2 am liebsten nicht in den Mund genommen. Doch angesichts der russischen Eskalation der Ukraine-Krise reagiert er schnell. Nord Stream 2 ist gestoppt. 

© imago stock&people, imago/Christian Ohde Was wird aus den Gaspreisen?Lange hatte Kanzler Scholz das Wort Nord Stream 2 am liebsten nicht in den Mund genommen. Doch angesichts der russischen Eskalation der Ukraine-Krise reagiert er schnell. Nord Stream 2 ist gestoppt. 

Die erste Reaktion der Stadtwerke Schwabach und Roth sowie der Gemeindewerke Wendelstein in Bezug auf die Situation vor Ort ist eindeutig:
Sie sehen die Gasversorgung nicht in Gefahr. Es werde 2022 auch keine weitere Preiserhöhung geben. Zu Jahresbeginn wurden die Gaspreise erhöht, aber vergleichsweise moderat.

Ein wichtiger Grund dafür ist die langfristige Einkaufsstrategie. Die sorge für Versorgungssicherheit und Preisstabilität ohne ganz große Ausschläge. Dies zeige sich auch in Krisensituationen.

Winfried Klinger, Geschäftsführer Stadtwerke Schwabach:„Ich bin kein Weltpolitiker“, betont der Stadtwerke-Chef. „Natürlich verfolge auch ich die Nachrichten mit großer Sorge, aber nicht nur als Energieversorger.“ Schließlich drohe in der Ukraine ein Krieg, das lasse niemanden kalt.
Akute Auswirkungen auf die Stadtwerke und deren Kunden aber befürchtet Winfried Klinger nicht: „Wir sollten jetzt keine Horroszenarien an die Wand malen.“

Noch nicht mal genehmigt

Schließlich sei durch Nord Stream 2 ja noch gar kein Gas geflossen. Die umstrittene Energiepipeline ist noch nicht einmal genehmigt. „Kurzfristig sehe ich also keine Änderungen“, sagt Winfried Klinger. „Ich mache mir nicht zu viele Sorgen um die Gasversorgung.“
Obwohl Russland der größte Erdgaslieferant für Deutschland ist? „Natürlich gibt es eine gewisse Abhängigkeit. Sicher wäre es deshalb eine sehr große Hausforderung, würde Russland die Lieferungen tatsächlich einstellen“, sagt Winfried Klinger. „Aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich.“

Denn: „Es gab schon viele Krisen, ohne dass diese Auswirkungen auf die Lieferungen gehabt hätten. Russland war immer ein zuverlässiger Lieferant.“
Der Grund: Russland sei vom Export seiner Energierohstoffe wie Kohle, Öl und Gas abhängig. „Mit einem Lieferstopp würden sie sich selbst massiv schaden.“ Außerdem verfüge Deutschland über Gasspeicher und andere Lieferanten.
Klingers Fazit: „Kurzfristig für heuer sehe ich keine Auswirkungen. Und was in einem, zwei oder drei Jahren ist, lässt sich seriös nicht prognostizieren.“

Dr. Gerhard Brunner, Geschäftsführer der Stadtwerke Roth, bringt seine erste Reaktion in zwei Worten auf den Punkt: „Keine Panik.“
Mit dem Stopp von Nord Stream 2 sende die Bundesregierung ein politisches Signal an Russland. „Aber die Gasversorgung läuft auch ohne diese Pipeline ganz gut.“
Gerhard Brunner geht davon aus, dass das auch so bleibt: „Auch Russland muss von etwas leben. So weit ich das beurteilen kann, ist Russland vom Verkauf von Rohstoffen abhängig. Ich glaube nicht, dass Russland wirtschaftliches Harakiri betreiben will.“
Einen Stopp der Lieferungen erwartet er also nicht. „Die Befürchtung ist eher, dass die Preise in einer Krise weiter steigen.“

Die angestrebte Energiewende könne aber auch zu mehr Unabhängigkeit führen. „Beim Strom haben wir mit Windkraft und Solarenergie ja bereits ein ganzes Stück Eigenversorgung. Im Wärmebereich aber steht die Energiewende weitgehend noch bevor.“
Gerhard Brunner plädiert deshalb für den „Ausbau lokaler Energieversorgung durch Nahwärmenetze“. Dabei könne Holz aus der Region ein wichtiger Rohstoff sein.

Matthias Dollinger, Vorstand der Gemeindewerke Wendelstein: „Kein Gas mehr für Wendelstein? Diese Befürchtung haben wir nicht“, betont Dollinger.
Denn: „Für 2022 haben wir die nötigen Mengen eingekauft und auch für 2023 bereits den größten Teil. Auswirkungen auf die Preise wird es in diesem Jahr keine geben. Und 2023 eher moderat.“
„Natürlich ist das eine unschöne Entwicklung“, sieht auch Dollinger die Nachrichten aus der Ukraine mit sehr gemischten Gefühlen. Aber Grund zur Panik? „Überhaupt nicht.“

Stopp ändert nichts

Daran ändere auch der Stopp von Nord Stream 2 nichts. Wie Winfried Klinger und Gerhard Brunner, so verweist auch Matthias Dollinger auf „das größte Interesse Russlands, Energie in die EU-Staaten zu verkaufen. Deshalb will Russland die Pipeline ja am liebsten sofort“. Und in einem weiteren Punkt sind die lokalen Energieexperten einig: „Bisher haben die Gaslieferungen auch ohne Nord Stream 2 funktioniert. Am Status Quo ändert sich also nichts.“ Zudem gebe es für Erdgas auch noch andere Lieferländer.

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