Mitglieder präsentieren sich

Schwabacher Künstlerbund: "Die Neuen" stellen aus

1.9.2022, 11:17 Uhr
Frank Gerald Hegewald (li.) und Stefan Atzl sind neben Susanne von Janda und Manon Heupel zwei der vier neuen Mitglieder des Künstlerbundes, deren Werke in der Städtischen Galerie zu sehen sind.

© Robert Schmitt, NN Frank Gerald Hegewald (li.) und Stefan Atzl sind neben Susanne von Janda und Manon Heupel zwei der vier neuen Mitglieder des Künstlerbundes, deren Werke in der Städtischen Galerie zu sehen sind.

Nun aber spürt der Künstlerbund frischen Wind unter seinen Flügeln, denn er hat vier neue Mitglieder aufgenommen. Sie stellt er nun in einer eigenen Ausstellung vor. „Die Neuen“, so ihr Titel, das sind Susanne von Janda aus Schwabach, Manon Heupel aus Heilsbronn, Stefan Atzl aus Nürnberg und Frank Gerald Hegewald aus Ansbach. Die Werkschau in der Städtischen Galerie im Bürgerhaus bietet vier ganz unterschiedliche, aber jeweils sehr frische Positionen.

Susanne von Janda ist Kunsterzieherin am Adam-Kraft-Gymnasium. Ihre Konstante ist das überraschend Andere. Sie experimentiert gern, probiert aus, kombiniert das zunächst Ungewöhnliche miteinander. Von Janda reißt Material aus dem ursprünglichen Kontext und schafft dadurch Metaphern für etwas Neues.

Diese theoretische Beschreibung wird ihrer Kunst aber nicht gerecht. Denn die Praxis ist im besten Sinne abgefahren und sehenswert, weil ebenso hintersinnig und witzig wie durchdacht.

So hat sie für ihre erste Künstlerbund-Präsentation alten Fenstern neues Leben eingehaucht. Mit Acryl hat sie auf alte Vorhänge Porträts gemalt, die hinter Glas „Alltagsspionage“ betreiben. Beobachtungen hinter der Gardine sind ein essentieller Bestandteil kleinstädtischer Kultur.

Für die jüngste „Ortung“ in Schwabach hat sie, Bezug nehmend auf Wagners Rheingoldmythen, ein Kostüm aus Moos gefertigt und eine Robe aus Wein-Etiketten, das mit einem goldenen Insekten-Collier geschmückt war.

Manon Heupel hat erst jüngst eine Ausstellung in der evangelischen Stadtkirche bestritten. Die 72-jährige Medizinerin zielt bei ihren „Tronies“, also Bilder einer Gattung, die eine anonyme Person zeigen, manchmal mit einem übertriebenen Ausdruck oder extravaganter Kleidung, nicht auf die Darstellung einzelner Personen im Verständnis der Porträtmalerei ab. Vielmehr sollen sie eine fiktive Charakterisierung menschlichen Leids darstellen. Der Kunsthistoriker Harald Tesan hat sie „Identifikationsfiguren“ genannt, „die stellvertretend für bedrohte oder verletzte Integrität von uns allen stehen“.

Einer der spannendsten Künstler der Metropolregion im Metier „Fotografie““ ist Frank Gerald Hegewald aus. Als an der Hochschule Berlin ausgebildeter Grafiker und Designer weiß Hegewald, worauf es ankommt, wenn etwas in Szene gesetzt werden soll. Er beherrscht aber nicht nur das Handwerk der Fotografie von Grund auf, sondern entwickelte schon früh einen besonderen Blick auf die Dinge. Seit 2004 ist er als Fotokünstler freischaffend tätig, wobei sein Schwerpunkt auf historischen und alternativen Foto-Prozessen liegt, mit denen er sich intensiv beschäftigt.

Seine Werke sind vielfältig: Er kombiniert historische Methoden der Bildherstellung wie analoge Fotoprozesse und druckgrafische Techniken wie Linolschnitt, Holzdruck, Transferdruck mit zeitgenössischen Methoden wie Mischtechniken und innovativer digitaler Fertigung. Er zeigt Collagen in Blaudrucktechnik und menschliche Körperdetails auf schmalen Kaschmirpapierbahnen.

Künstler mit vielen Heimaten

Stefan Atzl ist ein Künstler mit vielen Heimaten. Der in Adis Abbeba geborene Maler, Grafiker und Bildhauer hat in Österreich, Lindau und schließlich Nürnberg gelebt. Der 61-Jährige zeigt in Schwabach Bronzeskulpturen und experimentelle Radierungen. In seinen experimentellen Druckgrafiken spielt Stefan Atzl mit den gestalterischen Möglichkeiten dieser Technik und definiert sie somit quasi neu. Mindestens ironisch-spielerisch, manchmal aber sogar provozierend stellt er in Sachen „westlicher Werte“ Fragen an die katholische Kirche.

„Doppelkopf reloaded“ heißt die andere Reihe von Kupferstich- Druckgraphiken. Hier behandelt Atzl das Thema „Mensch und Tier“. Allerdings muss man schon sehr genau hinsehen, um das menschliche Porträt samt Gepard, Wolf oder Hund zu erkennen. Atzl überlässt bei der Gestaltung der Druckplatte mittels Säure viel dem Zufall.

Die Skulpturen kommen sehr viel klarer daher. Klein, aber äußerst detailreich und aussagekräftig kombiniert Atzl hier ebenfalls menschliche Physiognomie mit tierischen Formen: Ein Schneckenkopf und die Geburt Pans mit Widder-Kopf. Zu sehen bis zum 18. September.

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