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Feuchtbiotop im Wald: Wie ein Tümpel südlich von Schwabach gegen den Klimawandel helfen soll

vnp

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9.4.2024, 14:56 Uhr
Tümpel wie in der Maisenlach bei Schwabach wirken als Regenauffangbecken.

© AELF, Markus Täufer Tümpel wie in der Maisenlach bei Schwabach wirken als Regenauffangbecken.

In Zeiten des Klimawandels werden anhaltende Trockenperioden im Sommer immer häufiger. Stellen, an denen Tiere ganzjährig Wasser finden, werden seltener. Auch die Bäume in der Maisenlach bei Schwabach leiden unter den extremen Trockenphasen innerhalb der Vegetationsperiode.

Der Forstanwärter Markus Täufer veranschaulichte diese Problematik bei einer Waldführung anhand vieler bereits abgestorbener Bäume. Etliche Kiefern sind zudem von der Mistel befallen, die als Halbschmarotzer ihrem Wirtsbaum das ohnehin schon knappe Wasser entzieht und somit die Situation für den Baum verschärft, teilt der Forstbetrieb Allersberg in einer Pressemitteilung mit.

Wasserrückhalt spielt immer wichtigere Rolle

Richard Kral vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth/Weißenburg erklärte den Teilnehmern, wie der Wasserkreislauf im Wald funktioniert. So wird ein Teil des Regenwassers bereits von den Baumkronen aufgehalten und verdunstet von hier wieder in die Atmosphäre. Das Wasser, das am Boden ankommt, fließt teilweise wieder oberirdisch über Gräben und Bäche ab. Nur der übrige Anteil des Regenwassers sickert in den Boden ein und kann so von den Wurzeln der Bäume und Pflanzen aufgenommen werden. Das überschüssige Wasser, das nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, trägt zur Grundwasserneubildung bei.

Forstanwärter Markus Täufer erläutert die Vorteile des neu angelegten Feuchtbiotops in Bezug auf den Wasserrückhalt und Artenschutz im Wald. Im Hintergrund zu sehen ist Richard Kral vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg.

Forstanwärter Markus Täufer erläutert die Vorteile des neu angelegten Feuchtbiotops in Bezug auf den Wasserrückhalt und Artenschutz im Wald. Im Hintergrund zu sehen ist Richard Kral vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg. © AELF, Hubert Riedel

Fehlt im Sommer allerdings über eine längere Zeit der Niederschlag, können weder die Pflanzen Wasser aus dem Boden aufnehmen, noch kann neues Grundwasser gebildet werden. Aus diesem Grund spielt der aktive Wasserrückhalt eine zunehmende Rolle im Wald. Eine Möglichkeit, den oberflächlichen Wasserabfluss im Wald zu bremsen, stellen Feuchtbiotope dar. Solche Tümpel wirken wie ein Regenauffangbecken. Gerade nach extremen Trockenphasen im Sommer sind die Waldböden nur begrenzt wasseraufnahmefähig. Bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen tragen Feuchtbiotope deshalb auch zum Hochwasserschutz bei.

Neuer Lebensraum für viele Arten

Die Waldtümpel stabilisieren aber nicht nur den Wasserhaushalt, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Vor allem Amphibien, wie die Gelbbauchunke oder der Bergmolch, sind auf solche Wasserstellen angewiesen. Im Frühjahr legen sie ihren Laich in das Gewässer ab. Die Eier entwickeln sich hier zu Kaulquappen und Larven und schließlich zum ausgewachsenen Tier. Neben Amphibien profitieren von Feuchtbiotopen auch Reptilien, wie die Ringelnatter, und Insekten, darunter viele geschützte Libellenarten. Der seltene Schwarzstorch nutzt solche Tümpel zur Nahrungssuche. Und nicht zuletzt erfreuen sich Säugetiere wie Rehe oder Wildschweine über die neu geschaffene Tränke und Suhle.

Das neu angelegte Feuchtbiotop in der Maisenlach weist verschiedene Strukturen  auf und soll damit vielen Arten Lebensraum bieten

Das neu angelegte Feuchtbiotop in der Maisenlach weist verschiedene Strukturen auf und soll damit vielen Arten Lebensraum bieten © AELF, Markus Täufer

Die Baggerarbeiten zur Anlage des Feuchtbiotops in der Maisenlach fanden im März statt. Markus Täufer erläuterte, worauf bei der Ausformung des Tümpels geachtet wurde: So wurden beispielsweise südlich ausgerichtete Flachwasserzonen geschaffen, damit sich das Wasser bei Sonneneinstrahlung schneller erwärmt. Diese Wärme wird nämlich von den Amphibieneiern und -larven benötigt, um sich besser entwickeln zu können. An anderer Stelle entstand eine tiefere Zone, die im Winter frostfrei bleibt und somit das Überleben der Tierchen sichert.

Mit geschwungenen Uferlinien, einer Insel und einer Ausbuchtung wurden Strukturen geschaffen, die den Tieren möglichst unterschiedliche Lebensraumnischen bieten. An den Rändern des Tümpels abgelegte Wurzelstöcke und Totholzhaufen schützen vor Frost und Fressfeinden und dienen damit als Überwinterungs- und Versteckmöglichkeit. Aktuell sieht das Areal um das neu angelegte Feuchtbiotop noch wüst aus. In einem Jahr wird sich die Natur allerdings erholt haben und sich die Erdhaufen mit Gräsern und Moosen zurückerobert haben.

Hintergrund

Mit dem Aktionsprogramm "Der Wald blüht auf" erhalten und fördern die Bayerischen Staatsforsten bayernweit die Lebensräume und Artenvielfalt von heimischen Insekten. Dazu gehören auch Feuchtbiotope. Dieses Naturschutzprojekt wird gefördert vom Freistaat Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus) aus Mitteln für besondere Naturschutzleistungen im Staatswald.

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