Die Malerin zeigt eine Werkschau

Manon Heupel: Leid und Hoffnung

Robert Schmitt

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29.6.2022, 17:19 Uhr
Manon Heupels Arbeiten sind in der Stadtkirche in Schwabach zu sehen.

© Robert Schmitt, NN Manon Heupels Arbeiten sind in der Stadtkirche in Schwabach zu sehen.

Im Kunstraum der Stadtkirche wurde eine Ausstellung der Heilsbronner Malerin Manon Heupel eröffnet. Diese findet in Zusammenarbeit mit dem Schwabacher Künstlerbund statt und widmet sich einer der bedeutendsten Fragen, die der Glaube an einen allmächtigen Gott seit jeher aufwirft: Welchen Sinn hat das Leid in dieser Welt?

Allerdings nähert sich Heupel der Theodizee – der Begriff Theodizee benennt das Problem der Rechtfertigung Gottes angesichts einer gegen ihn vorgetragenen Anschuldigung wegen des in der Welt begegnenden Übels – nicht ausschließlich aus der Sicht menschlicher Verzweiflung. Schließlich ist der Mensch selbst des Menschen bedrohlichster Wolf. „Wir, das Kreuz auf Gottes Schultern – Vergib uns unsere Schuld“, hat die Künstlerin ihre Werkschau mit fünf Bildern genannt. „Gott trägt uns, obwohl wir unerträglich sind“, lautet die Botschaft. In Heupels großformatigen Ölgemälden kann beides empfunden werden: Leid und Hoffnung.

Zugleich aber findet die 72-Jährige im Leiden auf unsere Welt eine Fortsetzung der Passion. „Indem wir weiter direkt oder indirekt Menschen quälen und töten wiederholen wir immer und immer das Leiden Jesu“, sagt Heupel. Für Künstlerbund-Chef Frank Hegewald ist die Ausstellung sogar der Versuch, zwischen Kunst- und Gottesdienst thematisch eine Übereinstimmung herzustellen. „Für mich ist jedes Kunstwerk ein Gebet, in dem man bestenfalls Gott wie ein fernes Dröhnen wahrzunehmen meint“, sagte er.

In den beiden Kinderportraits, so genannte „Tronies“, zielt Heupel nicht auf die Darstellung einzelner Personen im Verständnis der Porträtmalerei ab. Vielmehr sollen sie eine fiktive Charakterisierung menschlichen Leids darstellen. Der Kunsthistoriker Harald Tesan hat sie „Identifikationsfiguren“ genannt, „die stellvertretend für die bedrohte oder verletzte Integrität von uns allen stehen“. Zu sehen in der evangelischen Stadtkirche bis 24. Juli täglich von neun bis 18 Uhr.

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