Tschechisch-kanadische Pianistin tritt auf
Rednitzhembach: Warum Radka Hanákowá in der Oberfichtenmühle Bach spielt
18.9.2023, 13:23 UhrWenn die in Tschechien geborene und in Kanada lebende Pianistin Radka Hanáková an diesem Samstag, 23. September, in der Rednitzhembacher Oberfichtenmühle den Bösendorfer-Flügel erklingen lässt, hat sie ein zentrales Werk der Literatur für Tasteninstrumente im Gepäck: Johann Sebastian Bachs "Goldberg-Variationen". Wie kommt man als Künstler zu Bach? Und warum muss es ausgerechnet ein solches Titanenwerk sein? Darauf findet Radka Hanáková im Interview schlüssige Antworten.
Frau Hanáková, wann haben Sie angefangen, Klavier zu spielen?
Ich habe mit sieben Jahren angefangen, als mich meine Eltern in die Musikschule brachten. In diesem Alter fangen die meisten tschechischen Kinder an, ein Instrument zu spielen. Ich war keine Ausnahme.
Was hat Sie zu Bach gebracht?
Es war mein künstlerischer Weg, der schon in der Kindheit mit Bach eingeleitet wurde. Von Anfang an spürte ich in seiner Musik eine große Kraft und Intensität. Es dauerte ziemlich lange, bis ich mich von all den Anweisungen und Ratschlägen gelöst habe, wie man Bach zu spielen oder nicht zu spielen hat und bis ich dann meinen ganz eigenen Weg zu ihm gefunden habe. Dabei spielte Kanada eine grundsätzliche Rolle, vor allem der kanadische Pianist Glenn Gould, der die Goldbergvariationen so berühmt gemacht hat. In dieser Phase meines künstlerischen Lebens stellt Bach für mich die musikalische Perfektion, das Unerreichbare dar - und zwar technisch, inhaltlich und auch was die musikalische Ausdrucksweise betrifft. Bach war ein sehr gläubiger Mensch und seine Musik ist wie ein endloses Gespräch mit dem Göttlichen. Auch deshalb ist seine Musik sehr menschennah, demütig, aber gleichzeitig transzendent.
Warum kommen Sie jetzt mit Bach nach Deutschland?
Ich freue mich sehr auf das Konzert, es wird das erste Mal sein, dass ich die Gelegenheit habe, Bach vor Zuhörern in seinem eigenem Land zu spielen. Ich bin gespannt und freue mich auf das Publikum!
Gibt es Unterschiede in der künstlerischen Wahrnehmung Bachs in Europa und Kanada?
Ich würde nicht sagen, dass es einen grundsätzlichen Unterschied in der Wahrnehmung der Zuhörer bei uns und in Kanada gibt. In die Konzerte kommen sowohl Menschen, die musikalische Bildung haben als auch Menschen, die einfach nur neugierig sind oder Musik mögen. Eines haben sie gemeinsam: Sie kommen mit offenem Herz und offenen Sinnen.
Welche anderen Komponisten spielen Sie gern?
Es gibt viele, die ich gerne spiele, aber von den Komponisten, die meine Herzenssache sind, kann ich Franz Schubert, Leoš Janáček, Ludwig van Beethoven, Dmitrij Shostakovich und Johannes Brahms nennen.
Was unterschiedet Kanadas Musikszene von jener in Europa?
Europa stellt in der klassischen Musik eine riesige Tradition dar, einen Schatz, den wir aus der Vergangenheit weitertragen. Eine "Tradition" kann aber gleichzeitig eine gewisse Last bedeuten, die neben Werten auch tief verwurzelte Vorurteile mit sich bringt. In Nordamerika ist die Tradition der klassischen Musik nicht so alt und die musikalische Landschaft ist - wenigstens in meinen Augen - offener für die Suche nach neuen Wegen und dadurch ist sie etwas freier und dynamischer. Beide Welten haben ihre Werte und sind mit anderen Herausforderungen verbunden und ich bin unheimlich dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, beides zu erleben.
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