Forderung an den Bund

Trotz ICE-Werk-Aus: Muss die Muna bei Wendelstein saniert werden?

Robert Gerner

Schwabacher Tagblatt

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15.4.2023, 09:00 Uhr
Weite Teile der Muna Nord sind aufgrund der hohen Kampfmittelbelastung nicht öffentlich zugänglich. Nun wird deren Räumung gefordert.

© privat Weite Teile der Muna Nord sind aufgrund der hohen Kampfmittelbelastung nicht öffentlich zugänglich. Nun wird deren Räumung gefordert.

Das ICE-Instandhaltungswerk kommt nicht. Die Sanierungspflicht des alten Muna-Geländes aber bleibt. Das betonen die beiden CSU-Abgeordneten Ralph Edelhäußer (Bundestag) und Volker Bauer (Landtag). Es gehe dabei auch und vor allem um den Grundwasserschutz. In der Verantwortung stehe als Eigentümer der Flächen der Bund.

Bauer hatte sich in den vergangenen Monaten zwischenzeitlich den Unmut der Bürgerinitiativen vor Ort zugezogen. Ähnlich wie die Marktgemeinde Wendelstein hatte er den Bau eines ICE-Ausbesserungswerkes auf der "Muna-Nord", der früheren "Heeresmunitionsanstalt", nicht kategorisch abgelehnt. Wenn dadurch das verseuchte Gelände komplett von Kampfmittelresten aus dem 2. Weltkrieg geräumt werden würde, dann sei der Bau eines solchen Werkes zumindest denkbar, so der Kammersteiner.

Dadurch, dass der Bund gleichzeitig Hauptaktionär der Deutsche Bahn AG und über die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Eigentümer der Fläche ist, wäre es möglich gewesen, hier Synergien zu schaffen.

Hitze könnte gefährlich werden

Insbesondere unter dem sogenannten "Sarkophag" schlummern Bauers Aussagen zufolge zum Teil hochgiftige Stoffe wie Senfgas, wobei – so die Auskunft des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz – "nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine Einwirkung von Hitze aufgrund eines Waldbrandes oder durch einen Blitzschlag eine Umsetzung der dort liegenden Munition bewirkt".

Klingt umständlich, heißt aber wohl: Wenn dort draußen wirklich einmal etwas passiert, dann ist eine Reihe von Detonationen oder die Freisetzung von Giftstoffen nicht ausgeschlossen.

Das erinnert ein bisschen an den großen Waldbrand nahe Berlin 2022, den die dortigen Feuerwehren über Tage hinweg nicht in den Griff bekommen konnten, weil immer wieder alte Munition explodierte – und so neue Brände entfachte.

Vor diesem Hintergrund warnt Bauer davor, auf der Muna jetzt einfach "Gras über die Sache wachsen zu lassen" - und ist sich in dieser Einschätzung mit dem Sprecher der Bürgerinitiative "Kein ICE-Werk im Reichswald", Herbert Fahrnbauer, einig.

Bund zum Handeln aufgefordert

Der Landtag hatte sich bereits 2019 dafür ausgesprochen, dass sich die Staatsregierung auf Bundesebene dafür einsetzen müsse, "dass der Bund seiner Sanierungsverantwortung zeitnahst und umfänglich nachkommt", was kontaminierte, ehemals und aktuell militärisch genutzte Flächen betrifft. Damals hatten in Berlin noch CDU, CSU und SPD das Sagen. Aber jetzt müssten sich eben die Ampel-Parteien, die den Schutz für das Trinkwasser besonders hoch halten, darum kümmern. "Der Sarkophag hat das Problem nur konserviert. Ein ewiges Leben hat er nicht", so Bauer. Brunnen im Abstrombereich der betreffenden Fläche hätten aus diesem Grund bereits 2004 stillgelegt werden müssen.

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Der Bund steht also auch ohne ICE-Ausbesserungswerk nach wie vor in der Pflicht, die Fläche zu sanieren", unterstreicht auch Bundestagsabgeordneter Ralph Edelhäußer aus Roth. Edelhäußer und Bauer kündigten an, noch vor dem Sommer Sanierungsexperten der BImA, alle Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises und Herbert Fahrenbauer als Sprecher der Bürgerinitiativen zu einem runden Tisch "Zukunft auf Muna Nord" einzuladen.

Hoher ökologischer Stellenwert

Allerdings (wie berichtet) hat die Regierung im Zuge des Raumordnungsverfahrens der ökologischen Bedeutung der Muna einen relativ hohen Stellenwert eingeräumt - einen höheren als der Forderung, die mit Kampfmitteln verseuchten Böden zu sanieren. Auch aufgrund der vergleichsweise hohen ökologischen Bedeutung hatte die Bahn einen Rückzieher gemacht, weil sie befürchten musste, im Zuge des Planfeststellungsverfahrens auf unüberwindbare Hindernisse zu stoßen.

Klar ist auch: Sollte es wirklich eine komplette Sanierung des Bodens geben, müsste der in den vergangenen fast 80 Jahren dort gewachsene Wald wohl großflächig gerodet werden. Die nächsten Konflikte mit den Reichswald-Rettern wären programmiert.

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