Großprojekt

Hetzner Online will Serverzentrum in Ellingen bauen

18.12.2021, 10:57 Uhr
Hetzner Online hat Interesse an einem Grundstück in Ellingen, um dort ein Rechenzentrum zu bauen. In Gunzenhausen ist man mit dem Vorhaben gescheitert.

© Hetzner Online GmbH, NN Hetzner Online hat Interesse an einem Grundstück in Ellingen, um dort ein Rechenzentrum zu bauen. In Gunzenhausen ist man mit dem Vorhaben gescheitert.

Eine Bauvoranfrage liegt der Stadt vor und wurde bereits nicht öffentlich im Stadtrat diskutiert. Das Ergebnis: Das Gremium ist verhandlungsbereit und will in weitere Gespräche gehen. Derweil formieren sich allerdings erste Gegner. Die Bauvoranfrage bezieht sich auf Flächen auf dem sogenannten Karlshofplateau, die der Stadt gehören.

„Ellingen ist einer von mehreren Standorten in der Region, mit denen wir im Moment verhandeln“, bestätigte Daniel Biller von Hetzner Online auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir sind da aber in einem ganz frühen Stadium“, betonte er.

Es geht um viel Geld

Fakt ist: Es geht bei den Verhandlungen um eine Menge Geld und eine Menge Fläche. Biller: „Wir suchen weiterhin eine Fläche von 15 Hektar für einen Serverpark und von 35 Hektar für eine Photovoltaikanlage.“

Allein der Grundstücksverkauf würde mehrere Millionen Euro in die Stadtkasse spülen. In Gunzenhausen hatte Hetzner Online zuletzt 16 Euro für den Quadratmeter geboten. Umgerechnet auf 50 Hektar in Ellingen wären das acht Millionen Euro.

Ausreichend Fläche hat die Stadt Ellingen. Rund 86 Hektar – überwiegend nördlich des Karlshofs – sind im Besitz der Kommune. Die Flächen haben planerisch bereits einiges hinter sich. Unter anderem sollte hier schon ein Golfplatz und der Freizeitpark Limespark entstehen.

Eine Chance, die man prüfen muss

„Da ist schon viel geplant worden, und es ist immer noch Acker“, gab sich Ellingens Bürgermeister Matthias Obernöder (CSU) betont ruhig.

Man habe verschiedene Anfragen für das Gelände und Hetzner sei eine davon. Man werde sich nun im Stadtrat damit beschäftigen und abwägen, was aus der Sicht des Gremiums für die Stadt am besten sei. Grundsätzlich könne man frei entscheiden. „Wir müssen da oben auch gar nichts machen“, so Obernöder. Er selbst sehe die Anfrage aber als Chance, die man prüfen müsse.

„Wenn man in die Programme der Parteien bei der letzten Kommunalwahl schaut, dann muss man schon sagen, da stand bei allen drin, dass man sich um Gewerbeansiedlungen bemühen will.“ Und ein Serverpark und eine Photovoltaikfläche sei von den Beeinträchtigungen was Verkehr, Lärm oder Gestank betrifft zu vernachlässigen.

„Da kann ich mir eigentlich fast keine Nutzung vorstellen, die weniger schädlich wäre“, so Obernöder.

Anwohner sind kritisch

Anders sei das für die Eingliederung in die Landschaft zu beurteilen. „Da müssen wir sehen, ob das verträglich sein kann.“ Mit den direkten Anwohnern habe man bereits erste Gespräche geführt. Hier sieht man die Nutzung kritisch. Man hält das Projekt für überdimensioniert und für eine Zäsur in der Nutzung der Landschaft.

Dass man eine solche Größenordnung gut einbinden kann, schließen manche Kritiker aus. Eine Gruppe von Anwohnern will dem Stadtrat ein eigenes Konzept zur weiteren Verwendung des Areals auf dem Karlshofplateau vorstellen.

In der Tat geht es um gewaltige Flächen. 50 Hektar entspricht in etwa der Fläche von 70 Fußballplätzen im Profifußball oder ist 1,2 mal die Münchner Theresienwiese, auf der das Oktoberfest stattfindet.

Gewaltiger Stromverbrauch

Und es geht auch um gewaltige Mengen an Strom. Das Serverzentrum von Hetzner Online in Nürnberg verbraucht nach Angaben des Unternehmens den Strombedarf einer Kleinstadt. Und es ist erheblich kleiner als das nun in Ellingen geplante. Der Photovoltaikpark werde daher auch nur einen Teil des Energieverbrauchs decken können, stellte Hetzner fest.

Die Energie werde vor allem durch den Betrieb von Tausenden an Computern verbraucht, die in den langen Hallen dicht an dicht stehen. Bei der Kühlung sei man mittlerweile sehr effizient geworden und könne in großen Bereichen mit Umgebungsluft kühlen.

Hetzner Online betreibt Rechenzentren in Nürnberg, im sächsischen Falkenstein und Finnland. Dort buchen die Kunden von Hetzner Speicherplatz und Rechenleistung. Darüber wickeln zum Beispiel Streamingdienste oder App-Anbieter ihren Datenverkehr ab, oder es lassen Firmen ihre Homepages über die gemieteten Server laufen.

Einer der größten Anbieter in Europa

Im Laufe eines normalen Arbeitstags dürften bei fast jedem Arbeitnehmer Daten über einen Hetzner-Server gehen. Das Gunzenhausener Unternehmen ist einer der größten Rechenzentren-Anbieter in Europa.

An Stammsitz zahlt die Firma jedes Jahr mehrere Millionen Euro an Gewerbesteuer an die Stadt Gunzenhausen. Das könnte auch eine Perspektive für Ellingen sein. Immerhin hatte Hetzner Online bei der geplanten Ansiedlung in Gunzenhausen klargestellt, dass man am Standort eines Serverzentrums Gewerbesteuer bezahlen werde.

Es soll um erhebliche Beträge gehen. Mittelfristig könnten zudem rund 100 Arbeitsplätze in einem solchen Serverpark entstehen.

Grundsätzlich könnte man den Serverpark auch woanders bauen, hatte Firmengründer Martin Hetzner festgestellt. In seiner altmühlfränkischen Heimat nach einem Standort zu suchen sei auch „ein emotionales Anliegen“.