
Preissteigerungen
Weißenburger Gastronom zur Mehrwertsteuererhöhung: „Keiner weiß, wie es im nächsten Jahr weitergeht“
Alfons Pröls und sein Sohn Matthias sind Gastwirte aus Leidenschaft. Vater und Sohn stehen gemeinsam in der Küche des Gasthauses „Schwarzer Bär“ und sind ein eingespieltes Team. Inzwischen hat Alfons Pröls die Gaststätte an seinen Sohn übergeben, der inzwischen der Inhaber ist und sich über das laufende Jahr, das bald endet, nicht beklagen konnte.
Dem kommenden Jahr, wenn der reduzierte Steuersatz auf Speisen in Gaststätten von bislang sieben wieder auf 19 Prozent angehoben wird, sehen beide mit Bauchgrimmen entgegen. Alfons Pröls rechnet vor, was die zwölf Prozent Unterschied letztlich für den Gast in der Praxis bedeuten.
19 Euro fürs Schäufele
„Ein Schnitzel, das mit Beilagen bei uns jetzt 15 Euro kostet, würde ab dem nächsten Jahr 16,80 Euro kosten.“ Das beliebte Schäufele, das es derzeit noch für 17 Euro gibt, würde 19 Euro kosten. Ein Preisanstieg, der viele Gäste vergraulen könnte, befürchten die gelernten Köche.
„Keiner weiß, wie es im nächsten Jahr weitergeht“, sagt Matthias Pröls, der in seinem noch jungen Leben als Gastwirt schon einige Krisen gemeistert hat – zuletzt den Lockdown und die Corona-Flaute.
Dass sich es etliche Familien nicht mehr leisten können, gemeinsam essen zu gehen, ist für die Pröls klar. Rund 75 Euro für eine vierköpfige Familie mit Essen und Trinken müsse man schon rechnen, wenn man in guten Gaststätten wie dem „Schwarzen Bär“ essen geht.
"Wir haben absolut kein Verständnis"
Die Schnellimbiss und Take-away-Geschäfte, die weiterhin nur sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen zahlen müssen, sehen die Weißenburger Gastronomen dabei gar nicht als echte Konkurrenz an. Der wahre Feind sitzt für viele Gastonomen, die im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) vertreten sind, wie die Pröls auch, eher in Berlin.
„Respekt und Wertschätzung für das, was unsere Gastgeber mit ihren Beschäftigten leisten, hat die Politik mit dieser Entscheidung nicht gezeigt“ poltert etwa Guido Zöllick, der Präsident des Dehoga-Bundesverbands.
Dehoga-Kreisvorsitzende Berta Jäger vom „Jägerhof“ in Asberg will ihm da nicht nachstehen – sieht aber eine Ausnahme: „ Wir haben absolut kein Verständnis für die 19 Prozent auf Essen in Gaststätten. Essen muss überall gleich besteuert werden, egal, wo es hergestellt und verzehrt wird.“
Neue Preise sind vorprogrammiert
Deshalb sei sie über die Einigung der Ampelspitzen, den reduzierten Mehrwertsteuersatz wieder anzuheben, absolut „entsetzt“. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, was Jäger logischerweise nicht erwartet, werde es ab dem 1. Januar 2024 in allen Gaststätten im Landkreis ziemlich sicher neue Speisenkarten geben. Mit neuen Preisen, die vermutlich nicht allen Gästen schmecken werden.
Einflussmöglichkeiten sieht sie nur bedingt, auch wenn jeder in der Dehoga organisierte Gastwirt derzeit alles tue, um das Damoklesschwert Steuererhöhung noch abzuwehren. „Leider wird das ja nicht in Bayern entschieden, sondern in Berlin“, seufzt Jäger, die nicht wirklich glaubt, dass sich die Ampelspitzen noch einmal umentscheiden und der Deutsche Bundestag dann letztlich anders entscheidet.
Vor allem kleine und mittelständische Familienbetriebe könnten im nächsten Jahr ins Straucheln geraten und vielleicht für immer verschwinden, fürchtet der Verband. Berta Jäger appelliert deshalb noch einmal mit aller Deutlichkeit: „Das Essen muss für unsere Gäste bezahlbar bleiben.“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen