Erfolgreiches Kalender-Unternehmen: Claudia Teichert ist mit Pen & Pages vergangenes Jahr von Berlin nach Weißenburg gezogen und vertreibt von hier aus ihre hochwertigen Ringbuch-Kalender.
© Miriam Zöllich, NN
Erfolgreiches Kalender-Unternehmen: Claudia Teichert ist mit Pen & Pages vergangenes Jahr von Berlin nach Weißenburg gezogen und vertreibt von hier aus ihre hochwertigen Ringbuch-Kalender.

Claudia Teichert und ihre Kalender

Der stilvolle Begleiter im Alltagschaos

Vor fünf Jahren hat Claudia Teichert den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Sie wohnte damals noch in ihrer Geburtsstadt Berlin, war gerade aus der Elternzeit zurück in ihren alten Job als Mediengestalterin gekommen. Das Unternehmen, für das sie arbeitete, gestaltete Blechschilder – solche, wie man sie vielerorts in Dekoläden kaufen kann. Seit acht Jahren war Claudia Teichert bereits mit dieser Aufgabe betraut, und irgendwie hatte sie im Lauf der Jahre den Spaß daran verloren.

Als sie 2014 in Elternzeit mit ihrem dritten Kind war, beschäftigte sich Teichert viel mit dem sogenannten „Filofaxing“, einer Art, wie Kalender aufgebaut und strukturiert sind (benannt nach dem Unternehmen Filofax, einem der Marktführer in dieser Sparte). Dabei werden in Ringbücher Kalenderseiten und weitere Elemente je nach Bedarf eingeheftet, viele nutzen noch gestalterische Elemente zur Individualisierung und Strukturierung ihrer Kalender.

Neuer Kalender, neuer Anfang

„Kalender habe ich schon immer geliebt, schon in der Schule war es mein absolutes Highlight, am Schuljahresanfang einen neuen Schülerkalender anzufangen“, sagt Claudia Teichert. „Das vermittelt irgendwie ein Gefühl von: Alles ist frisch, alles ist neu, jetzt kann es losgehen.“

Begeistert fing sie also mit dem Filofaxing an, störte sich jedoch bald an dem oftmals altbackenen Design der Kalenderblätter. „Und wer braucht bitte eine Übersicht mit Verkehrszeichen und Auto-Kennzeichen?“

Also designte sich die ausgebildete Mediengestalterin ihre Kalenderseiten selbst. Das Ergebnis stellte sie in der Filofaxing-Community online – und plötzlich kamen die Anfragen. Claudia Teichert druckte zunächst am heimischen Drucker weitere Exemplare aus und verkaufte sie, das erwirtschaftete Geld wiederum investierte sie in die weitere Produktion – und ein nebenberufliches Business war geboren.

Eines, das zunehmend Zeit und Platz in Anspruch nahm. „Am Anfang hab‘ ich quasi in meinem Lager geschlafen – das ganze Schlafzimmer stand voller Kartons, Drucker und Schneidemaschinen“, erzählt die Unternehmerin. Und als sie nach der Elternzeit wieder in ihren alten Job zurückkehrte, war auch die Doppelbelastung kaum noch zu stemmen. „Ich kam auf dem Zahnfleisch daher.“

Plötzlich Unternehmerin

Ihr Vorgesetzter riet ihr, den Schritt in die komplette Selbstständigkeit zu wagen – und kommunizierte das auch umgehend im Unternehmen. Ein freundschaftlicher Schubs, für den Claudia Teichert heute sehr dankbar ist. „Ich wollte eigentlich nur Spaß haben – und plötzlich war ich Unternehmerin.“

Ein weiterer Schub für ihr Business war der Umzug nach Weißenburg 2020. Claudias Mann bekam ein Jobangebot in Mittelfranken, und die Familie zog mitsamt dem Unternehmen „Pen & Pages“ nach Weißenburg. „Von wo ich die Sachen verschicke, ist schließlich egal – ich kann das überall machen“, sagte sie sich damals.

Nach knapp 1,5 Jahren zieht die 38-Jährige aber ein überraschend positives Fazit. „Ich fühle mich hier viel wohler als in Berlin, habe eine ganz andere Energie und viel mehr Selbstbewusstsein. Es fühlt sich schon wie zu Hause an.“

Teichert hat mittlerweile zwei Mitarbeiterinnen und ein großzügiges, Loft-artiges Büro mit Lagerbestand am Westrand der Stadt. Und sie weiß, dass die Marktführer sehr wohl auf dem Schirm haben, was Pen & Pages macht. „Die großen Hersteller haben seit meinem Markteinstieg 2015 definitiv qualitativ ebenfalls nachgezogen“, hat Claudia Teichert beobachtet. Einerseits ein Ritterschlag, andererseits manchmal auch ärgerlich – denn preislich ist die Weißenburgerin natürlich nicht konkurrenzfähig.

Produktion in der Region

Auch deshalb, weil Teichert möglichst viel in Deutschland und idealerweise regional produzieren lässt. Nach ihrem Umzug nach Franken hat sich die Unternehmerin auch eine neue Druckerei in Erlangen gesucht, denn der persönliche Kontakt zu den Partnern ist ihr sehr wichtig. Als Pfund gegen die übermächtigen Marktführer wirft die 38-jährige dreifache Mutter jedoch Kreativität und Flexibilität in die Waagschale.

Stets entwickelt sie ihr Produkt weiter und bringt neue Anpassungen auf den Markt. Vieles läuft da auch nach dem Prinzip Versuch-und-Irrtum: Eine Crowdfunding-Kampagne für eine neues Ringbuch-Design etwa ist Ende September ohne Erfolg ausgelaufen. Andere Produktsparten laufen hingegen wie am Schnürchen.

„Für viele ist das nicht nur ein Kalender. Sie organisieren darin Projektplanungen, Finanzen, Haushaltsplanung, Stundenpläne der Kinder. Man läuft weniger in Gefahr, sich im Alltag zu verlieren – und der Kalender kann sich den Lebensveränderungen sofort anpassen“, erklärt Claudia Teichert. Einfach alte Blätter raus, neue Blätter rein. Das ist nicht nur praktisch, sondern unterm Strich auch nachhaltiger.

Viele von ihren Kunden sind weiblich. Denn den Alltag einer Familie organisieren, Beruf und Privates im Blick behalten – das ist noch immer etwas, das meist Frauen betrifft. Von Kundinnen bekommt die 38-Jährige dann oft ein sehr persönliches Feedback. „Auch bei mir ist nicht alles perfekt, ich bin auch mal chaotisch oder überfordert – aber das ist authentisch und viele können sich damit identifizieren.“

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