Uwe Ritzer verfolgte Thomas Middelhoffs Aktivitäten über viele Jahre und verfolgte auch den Prozess in Essen.
© Rainer Lentz
Uwe Ritzer verfolgte Thomas Middelhoffs Aktivitäten über viele Jahre und verfolgte auch den Prozess in Essen.

Wirtschaftsexperte

Der Weißenburger Journalist Uwe Ritzer spricht über Hochstapler und Blender in ZDF-Doku

"Die smarten Verführer" heißt eine vierteilige ZDF-Doku, die vergangene Woche beim TV-Kanal ZDF info erstmals ausgestrahlt und in der Mediathek des Senders abrufbar ist.

Es geht um "Hochstapler und Blender" in der deutschen Wirtschaft. Als Experte für diese Klientel tritt auch der Weißenburger Wirtschaftsjournalist Uwe Ritzer auf, von dem bald sein neues Buch erscheint.

Schillernden Figuren der deutschen Wirtschaft

In der ZDF-Doku gibt Ritzer Auskunft zu zwei schillernden Figuren der deutschen Wirtschaft, die er für die Süddeutsche Zeitung seit Jahren begleitet, oft interviewt und getroffen hat, und dementsprechend gut kennt.

Lars Windhorst, der einstige Zögling von Kanzler Helmut Kohl, der immer wieder beispiellose Abstürze als Investor hingelegt hat. Zuletzt setzte er beim Fußballklub Hertha BSC Berlin 360 Millionen Euro in den Sand und in Schleswig-Holstein fuhr Windhorst gerade zwei Schiffswerften an die Wand.

Prominenter Ex-Manager

Der zweite, einst prominente Ex-Manager, mit dem sich Ritzer beschäftigt, ist Thomas Middelhoff. Der frühere Chef des Medienriesen Bertelsmann und des untergegangenen Handelskonzerns Arcandor (Karstadt-Quelle), wurde 2014 vom Landgericht Essen zu drei Jahren Haft wegen Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt und musste ins Gefängnis. Inzwischen lebt Middelhoff zurückgezogen im Ausland.

Ritzer verfolgte Middelhoffs Aktivitäten über viele Jahre und verfolgte den Prozess in Essen. Der Weißenburger war auch der einzige Journalist, den der Ex-Manager noch vor seiner Verurteilung auf seinem mondänen Landsitz an der Côte d‘Azur zur zum Interview empfangen hatte.

Über schillernde und fragwürdige Figuren aus der Wirtschaft zu schreiben, ist für Ritzer kein ungewohntes Gebiet. Seit anderthalb Jahren recherchiert und schreibt der Weißenburger viel über René Benko, den mittlerweile in Untersuchungshaft sitzenden, tief gefallenen Investoren-Star aus Österreich. "Ich bewundere Typen wie Windhorst, Middelhoff oder Benko nullkommanull, finde sie aber journalistisch hoch spannend", sagt Ritzer.

Genie und Wahnsinn

"In der Regel tragen solche Leute ein extremes Spannungsfeld aus Genie und Wahnsinn, geschäftlichem Gespür und kriminellen Anwandlungen in sich, von ihrem Ego, ihrer Hybris und ihrem Narzissmus ganz abgesehen."

Häufig wundere er sich, wie gerade im Fall Benko, "wie andere superreiche und wirtschaftlich erfolgreiche Menschen mit zum Teil klangvollen Namen immer wieder auf solche Typen hereinfallen und gewaltige Millionengeschäfte mit ihnen machen, die dann oftmals nicht gut ausgehen".

Bei der ZDF-Doku wird es für Ritzer, der früher Redaktionsleiter des Weißenburger Tagblatts war, in diesem Jahr nicht bleiben. Nach seinem Spiegel-Bestseller "Zwischen Dürre und Flut" erscheint am 1. Mai sein neues Buch: "Der Ausverkauf" heißt der Titel, Vorbestellungen im Buchhandel sind bereits möglich.

Zulasten des Gemeinwohls

Es beschäftigt sich an den Beispielen Wasser, Boden und Rohstoffe damit, wie einige wenige Konzerne und Geschäftemacher Allgemeingüter rücksichtslos ausbeuten und dabei riesige Gewinne einstecken – zulasten des Gemeinwohls, der Gesellschaft und auch weiten Teile unserer Wirtschaft. "Diese Ausverkäufer agieren aus dem Schatten heraus und verdienen Milliarden", sagt Ritzer.

Der SWR und Deutschlandfunk Kultur haben Ritzer bereits zu Sendungen über das neue Buch im Mai eingeladen. Auch zahlreiche Veranstaltungen wird es geben, unter anderem im Mai in Weißenburg. Termin und Ort werden noch bekannt gegeben. Mit seinem Buch "Zwischen Dürre und Flut" tourt Ritzer seit zwei Jahren durch Deutschland und brachte es bislang auf mehr als 50 Lese- und Vortragsabende. ste/wt

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