
80 Jahre Kriegsende
Kulturzentrum Ostpreußen: Die Flucht der Pferde - Trakhener-Ausstellung in Ellingen
„Indem wir das Schicksal der Pferde in den Blick nehmen, weisen wir auf einen zumeist vernachlässigten Aspekt des dramatischen Fluchtgeschehens am Ende des Zweiten Weltkriegs hin. Gleichzeitig versprechen wir uns mit diesem Blickwinkel einen neuen Zugang und Interesse bei Zielgruppen, bei denen das Thema Flucht und Vertreibung nicht mehr präsent ist“, so Gunter Dehnert, Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen, über die Ausstellung, die am Samstag, 17. Mai, um 14 Uhr eröffnet wird.
Als mit der beginnenden großen Flucht im Januar 1945 zahlreiche Trecks den Weg über das zugefrorene Frische Haff wagten, wurden die Treckwagen schließlich von Pferden der fliehenden Bevölkerung gezogen. Dabei waren die Tiere großen Strapazen ausgesetzt, konnten nicht mit ausreichend Futter versorgt werden, wurden bei der Weiterfahrt per Schiff zurückgelassen oder fielen dem Kriegsgeschehen zum Opfer.
Eine besondere Rolle nahmen im Falle Ostpreußens Trakehner Pferde ein, die im Hauptgestüt Trakehnen bei Gumbinnen (heute: Gussew, Oblast Kaliningrad/Russland) gezüchtet wurden.
Nur 100 Tiere haben überlebt
Vor dem Hintergrund der drohenden Besatzung und ersten Einbrüche im östlichen Ostpreußen wurde das Gestüt bereits im Oktober 1944 komplett evakuiert. Von den insgesamt 1000 Tieren überlebten am Ende lediglich ca. 100 Tiere, die in die westlichen Besatzungszonen gelangten. Mit diesen Tieren wurde die Zucht auch über die Zäsur von Flucht und Vertreibung wiederaufgebaut und letztendlich gesichert.
Nach 1990 wurde dieser Zuchtstrang mit demjenigen aus der ehemaligen DDR, auf deren Gebiet ebenfalls einige Trakehner gelandet sind, zusammengeführt. Noch heute erfreut sich die ostpreußische Warmblutrasse großer Beliebtheit und feiert auf Wettbewerben internationale Erfolge, wie der letztjährige Olympiasieg Jessica von Bredow-Werndls auf der Trakehner-Stute Dalera eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Die Ausstellung, die von der Münchner Kuratorin Martina Kerl in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum konzipiert wurde, steht unter der Schirmherrschaft der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Dr. Petra Loibl.
Sie betont: „Diese Sonderausstellung trägt dazu bei, das Verständnis und die Erinnerung an die tragischen Ereignisse der damaligen Zeit lebendig zu halten – auch für die junge Generation.“
INFO: Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, 17. Mai, um 14 Uhr im Kulturzentrum Ostpreußen statt. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 09141/8 64 40 oder info@kulturzentrum-ostpreussen.de
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