Aktueller Sicherheitsbericht
Weniger Vergewaltigungen, mehr Stalking: Häusliche Gewalt in Mittelfranken nimmt zu
11.7.2023, 12:40 UhrErneut sind die Zahlen zu häuslicher Gewalt in Bayern gestiegen. 400 Fälle mehr als im Vorjahr wurden 2022 zur Anzeige gebracht. Damit steigt die Zahl auf insgesamt 3500 Fälle. Die meisten Delikte im Freistaat wurden wie bereits in den Vorjahren von mittelfränkischen Polizeidienststellen bearbeitet. Pro 100.000 Einwohnern waren es knapp 190. Das sind etwas mehr als im Vorjahr mit 180, allerdings genauso viele wie vor der Corona-Pandemie.
Von häuslicher Gewalt ist die Rede bei Vorkommnissen innerhalb einer ehelichen oder nichtehelichen Lebensgemeinschaft, aber auch, wenn sie sich nach einer Trennung ereignet oder noch in direkten Bezug zu einer früheren Partnerschaft steht. Mehr als ein Drittel aller Tatverdächtigen sind Ex-Lebensgefährten. "Gerade während oder kurz nach Trennungssituationen werden häufig Gewalttätigkeiten oder Einschüchterungen als Druckmittel benutzt", teilt das Polizeipräsidium Mittelfranken mit.
Jedes fünfte Opfer ist männlich
Dabei sind nach wie vor größtenteils Frauen betroffen: Wie auch in den Vorjahren sind etwa 80 Prozent der Geschädigten weiblich und circa 20 Prozent männlich. In knapp 40 Prozent der Fälle waren Kinder anwesend. Knapp ein Viertel der Tatverdächtigen stand währenddessen unter Alkoholeinfluss. Mehr als 63 Prozent der Opfer hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, 60 Prozent der Tatverdächtigen waren Deutsche.
Weniger Vergewaltigungen
Während Bedrohungen seltener vorkommen, ist die Zahl der angezeigten Beleidigungen um 13 Prozent gestiegen. Bei Körperverletzungs- und Tötungsdelikten gab es eine Zunahme von 8,6 Prozent. Vergewaltigungen im häuslichen Kontext sind um 20 Fälle zurückgegangen auf insgesamt circa 40 Anzeigen. Mehr Stalkingdelikte führten zu 140 angezeigten Fällen.
"Polizeiliche Einsätze wegen häuslicher Gewalt stellen Polizeibeamte und -beamtinnen noch immer vor große Herausforderungen", heißt es im aktuellen Sicherheitsbericht. "Zum einen können sie jederzeit mit einer hocheskalativen und emotionsgeladenen Situation konfrontiert werden, zum anderen zeigt sich die Brisanz oft auch bei der Intensität der Tathandlungen."
Am Dienstag präsentierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Berlin die bundesweite Statistik zu häuslicher Gewalt.
Hier bekommen Opfer Hilfe
In Mittelfranken arbeiten zahlreiche Einrichtungen gemeinsam gegen häusliche Gewalt und bitten schnelle und langfristige Hilfe. Polizei und Familiengerichte können einen Gewalttäter für längere Zeit aus der gemeinsamen Wohnung verweisen und ihm verbieten, sich der Frau zu nähern oder mit ihr Kontakt aufzunehmen.
Frauen Beratung Nürnberg: Beratung und Unterstützung bei Missbrauchs- und Gewalterfahrung von Mädchen und Frauen.
Telefon 09 11/82 44 00
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Rat und Hilfe bei Gewalt gegen Frauen rund um die Uhr, anonym, in insgesamt 18 Sprachen.
Telefon 08000/116 016 (kostenlos)
Frauenhaus Nürnberg: Verein Hilfe für Frauen in Not e.V. Notruf und Aufnahme rund um die Uhr
Telefon 09 11/33 39 15
Nürnberger Kinderschutz-Hotline: Kinder und Jugendliche finden hier rund um die Uhr Aufnahme und Schutz. Rat und Hilfe auch für Eltern, Angehörige, Fachkräfte, Nachbarn.
Telefon 09 11/2 31-33 33
Jungenbüro Nürnberg: Beratung und Unterstützung für gewaltbetroffene männliche Jugendliche in Krisensituationen vom Jugendhilfeverbund Schlupfwinkel e.V..
Telefon 09 11/52 81 47 51
Wildwasser Nürnberg e.V.: Fachberatungsstelle für Mädchen & Frauen gegen sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt.
Telefon 09 11/33 13 30
Deutscher Kinderschutzbund: Kreisverband Nürnberg e.V.
Telefon 09 11/92 91 90 00
Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer: Polizeipräsidium Mittelfranken
Telefon 09 11/21 12 13 31
AURA! Selbststärken - Selbstbehaupten - Selbstverteidigen: Kurse, Information, Beratung von Frauen für Frauen und Mädchen
Telefon 09 11/28 46 29
Gewaltberatung Nürnberg: Beratung für (angehende) Täter und Täterinnen und Opfer von Beziehungsgewalt
Telefon 09 11/2 31-55 56