
Verdiente 1:3-Niederlage
Antistes Traumtor reicht nicht: Elversberg crasht die Jubiläumsparty
Der Trainer schickte seine Mannschaft am Samstagabend irgendwann per Saalmikrofon ins Bett; Miroslav Klose hatte den abendlichen Empfang im Rathaus zwar vorab als mögliche Entschuldigung für ein schwächeres Ergebnis am Sonntagnachmittag gegen die SV Elversberg kategorisch ausgeschlossen, gegen 20.30 Uhr durften sich die Spieler aber trotzdem vorzeitig verabschieden.
Sie wollten ja nicht den Partycrasher geben für die nach Fan-Marsch und grandioser Choreographie euphorisierten Menschen ringsum; beim Aufwärmen liefen auch noch die Frauen und sämtliche NLZ-Kicker ihre Ehrenrunden, sodass die Profis unten auf dem Platz bis 13.30 Uhr zunächst eher als Rahmenprogramm wahrgenommen werden sollten.
Das änderte sich mit dem Anpfiff einer Begegnung, die zunächst wenig Strafraumszenen zu bieten hatte und von taktischen Anweisungen geprägt war. Die Nürnberger überließen ihren Gästen im Zentrum gerne den Ball und versuchten, durch möglichst schnelles Umschalten selbst gefährlich zu werden.
Die ungemein athletischen und überwiegend auch technisch starken Elversberger kontrollierten das Aufeinandertreffen zunächst, hatten durch Damars Kopfball auch die erste Möglichkeit. Beim Club ging nach vorn eigentlich nur etwas, wenn Emreli irgendwie eingebunden war, zudem zischte sein Drehschuss direkt in Kristofs Arme.
Traumtor für den 1. FC Nürnberg
Wenig später bereitete der Aserbaidschaner einen etwas missglückten Abschluss des auffälligen Soares wunderbar vor, auf der anderen Seite musste sich Reichert in der 35. Minute bei Schmahls Distanzversuch zum ersten Mal richtig strecken. Es deutete viel auf ein 0:0 zur Pause hin, ehe Antiste seinen großen Auftritt hatte.
Janders gefühlvolle Hereingabe nahm der Franzose mit dem Kopf an und vollendete seine Aktion per Fallrückzieher zur Führung; für seinen Jubel mit Maske vor der Südkurve sah er noch die Gelbe Karte, was die Schönheit seines 1:0 aber nicht weiter schmälern konnte.
Die zweite Halbzeit stimmte die Nordkurve mit Europapokal-Gesängen ein („Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom“), Drexler ließ nach Justvans Eckstoß auch eine mindestens Conference League-reife Direktabnahme folgen, da fehlte nicht viel. Sieben Minuten nach Wiederanpfiff aber die kalte Dusche: Baum knallte die Kugel nach einem kurz ausgeführten Eckstoß einfach mal von der Strafraumgrenze mit links in den rechten oberen Winkel, das nächste Traumtor.
Die eigene Passivität bei gegnerischen Standards war am Sonntagnachmittag nicht zum ersten Mal ein Thema beim Club, der sich nicht lange mit dem 1:1 aufhalten wollte, in Strafraumnähe aber nicht durchweg clevere Entscheidungen traf oder wie Antiste nach einer Stunde auch mal überrascht wirkte, als der Ball bis zu ihm quer durch den Sechzehner rollte.
Seinen insgesamt ordentlichen Eindruck machte sich der 1. FC Nürnberg mit Nachlässigkeiten beim Verteidigen wieder kaputt; erneut der rechte Verteidiger Baum, geliehen von Eintracht Frankfurt, durfte sich den Ball wenig später im Strafraum in aller Ruhe zurechtlegen und flach ins hintere Eck jagen, das 1:2 (62.) wäre mit etwas mehr Entschlossenheit ebenfalls locker zu verhindern gewesen.
Elversberg war danach dem dritten Treffer näher als der Club dem zweiten, die Zuschauer schimpften aber vor allem mit dem Schiedsrichter, der Soares‘ Fall als nicht elfmeterwürdig einstufte und ein Faible für Gelbe Karten zu haben schien. Dass Elversberg das 3:1 (Zimmerschied, 79.) wie im Training herauskombinieren durfte, ließ nicht wenige aber endgültig auch an der Qualität der eigenen Elf zweifeln.
Größtenteils feierten die Fans aber einfach weiter und noch den spät eingewechselten Herzensnürnberger Valentini - auch wenn man auf das Zweitliga-Rahmenprogramm hätte gut verzichten können am Sonntagnachmittag.
Nürnberg: Reichert; Drexler (67. Karafiat), Knoche, Gruber (90. Valentini) - Janisch (84. Goller), Jander (67. Joachims), Lubach, Soares (84. Yilmaz) – Justvan - Emreli, Antiste
Elversberg: Kristof; Baum, Pinckert, Le Joncour, Neubauer - Sahin, Sickinger (33. Schmahl) - Petkov (59. Feil), Damar, Zimmerschied (85. Schnellbacher) – Asllani.
Schiedsrichter: Heft (Wietmarschen). – Zuschauer: 47.000 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Antiste (45.), 1:1 Baum (52.), 1:2 Baum (63.), 1:3 Zimmerschied (79.). – Gelbe Karten: Lubach, Drexler, Antiste, Soares (5), Gruber, Klose / Le Joncour
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