Ambitionierte Mitgliederkampagne

Der Club soll wachsen: Wie Rossow 50.000 Menschen an den Verein binden will

Uli Digmayer

Sportredaktion

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23.11.2022, 10:11 Uhr
Niels Rossow auf der Jahreshauptversammlung 2022.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Niels Rossow auf der Jahreshauptversammlung 2022.

Mag die sportliche Realität auch eher trist sein, hindert das den 1. FC Nürnberg keineswegs daran, in größeren Dimensionen zu denken - zumindest, was die Vereinsstruktur betrifft. Bei der Hauptversammlung am Samstag verkündete Niels Rossow ein ambitioniertes Ziel. Zu seinem 125-jährigen Bestehen im Jahr 2025 will sich der Club „selbst beschenken“, wie es der Kaufmännische Vorstand formulierte, und 50.000 Mitglieder etabliert haben.

Sollte das gelingen, wäre es fast eine Verdopplung. 25.950 Menschen dürfen sich derzeit dem 1. FCN offiziell zugehörig fühlen. „Verglichen mit anderen Traditionsvereinen sind wir klein“, sagt Rossow. Mit Blick auf die Bundesliga mag das zumindest teilweise stimmen. Lässt man die Branchenriesen FC Bayern München (293.000) und Borussia Dortmund (168.163) außen vor, folgen mit Schalke 04 (160.023), dem 1. FC Köln (123.313), Eintracht Frankfurt (110.000), Borussia Mönchengladbach (94.100) und dem VfB Stuttgart (77.000) Vereine, die in diesem Jahrtausend durchaus auch schon mal abgestiegen waren.

Selbst die nach wie vor eher als Underdogs wahrgenommenen (aber sportlich umso erfolgreicheren) Union Berlin und SC Freiburg können auf je 46.000 Mitglieder bauen. Freilich würde der Club im Oberhaus in dieser Kategorie immerhin Rang 13 belegen - vor Bochum, Wolfsburg, Augsburg, Mainz, Hoffenheim und Leipzig.

In der Zweiten Liga zählt man sogar zu den Top Five - hinter dem Hamburger SV (90.000), dem FC St. Pauli (30.400) und Fortuna Düsseldorf (27.200). Trotzdem: „Der 1. FCN hat weit mehr Mitglieder verdient“, findet Rossow, die angestrebte Zahl hält er keineswegs für astronomisch.

"Potenzial ist da"

Sein Optimismus gründet auf einer simplen Rechnung. „Es gibt ganz viele Menschen, die Zeit oder Geld investieren, um regelmäßig näher am Club zu sein“, sagt Rossow und verweist neben den knapp 26.000 Mitgliedern etwa auf 18.500 Dauerkarteninhaber, 6000 Mitglieder der Community-Plattform „Unser Club“, 350 Sponsoren, 35.000 Fanclub-Mitglieder, 3000 Teilnehmer an den Fußballcamps - in der Summe rund 90.000 „Kontakte“, wie der 46-Jährige diese zum Teil sich natürlich überlappenden FCN-Interessenten nennt. Dazu kämen 800.000 Follower auf diversen Social-Media-Kanälen. „Das Potenzial ist definitiv da.“

Und auch die Strategie, wie man diese ehrgeizige Vision umsetzen möchte. Um Kräfte zu bündeln und die Bemühungen zu kanalisieren, wurden die zuvor autarken Abteilungen Mitgliederverwaltung, Fanbetreuung, Fußballerlebnis, CSR und Unternehmenskommunikation zu einer Art übergeordneten, von Katharina Fritsch geleiteten Stabsstelle „Community & Membership“ vereint.

„Wir müssen Mitgliedschaft neu erfinden“, betont Rossow, sie dürfe „nicht mehr so formell und ideologisch“ sein. Deshalb möchte er Mitgliedern noch mehr Informationen und Exklusivität bieten, Netzwerke aktivieren und eine Form der Vereinszugehörigkeit anbieten, die nicht auf monetären Beiträgen fußt, sondern durch soziales Engagement „bezahlt“ werden kann. Umfragen der Universitäten Erlangen und Bayreuth ergaben zudem, dass vielen Menschen Partizipation wichtig ist - durch Mitwirkung und Mitbestimmung.

Erfolg als Booster

Dass viele Menschen vor allem sportlicher Erfolg dazu animieren könnte, ein Teil der Club-Familie zu werden, ist Rossow bewusst. „Das wäre natürlich ein Booster“, sagt der Finanzvorstand, „es darf aber kein Alibi sein.“ Ein erster kleiner Schritt wurde gleich am Samstag gemacht: Die in der Frankenhalle abgesegnete Verschmelzung mit den Fußballfrauen bringt dem Verein schon mal rund 280 neue Mitglieder.

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