Deutschlands größtes und gemütlichstes Podcast-Studio: Uli Digmayer (von links), Fadi Keblawi und Sebastian Gloser genießen ihren Abend im Rampenlicht.
© Kai Volgardt
Deutschlands größtes und gemütlichstes Podcast-Studio: Uli Digmayer (von links), Fadi Keblawi und Sebastian Gloser genießen ihren Abend im Rampenlicht.

330 Fans überrascht

Gellendes Pfeifkonzert im Z-Bau: Wie konnte der Podcast „Ka Depp“ live nur so eskalieren?

Der Abend endet nach 28 Minuten Nachspielzeit mit einem Pfeifkonzert. In 125 Jahren mit dem 1. FC Nürnberg soll das zuvor schon einmal vorgekommen sein und es war nicht die einzige Parallele zwischen diesem Schauspiel, das da auf der großen Bühne des Z-Baus aufgeführt wurde und dem Verein, um den es dabei auch, vielleicht, also zumindest ein bisschen hätte gehen sollen. Aber anders als im Max-Morlock-Stadion war diese Enttäuschung gespielt. Gepfiffen wurde, weil es das Ensemble so wollte. Gepfiffen wurde aus Liebe zum Club und diesem Podcast.

275 Mal hatten sich Uli Digmayer, Sebastian Gloser und Fadi Keblawi bereits vor Mikrofone gesetzt - vorgeblich, um sich miteinander und immer mal wieder mit Gästen über professionellen Fußball auszutauschen. Tatsächlich ging es in den ersten etwa hundert Folgen aber um Cordon Bleu, später um Alltagspeinlichkeiten, Alterserscheinungen und den 1. FC Nürnberg. Mindestens eine weitere Folge - sie behaupten natürlich die beste - wurde gar nicht erst aufgezeichnet. Und inzwischen haben so viele Menschen Gefallen an diesem Format gefunden, dass die 276. Folge nicht im Studio des Verlags Nürnberger Presse aufgenommen wurde, sondern auf der Bühne des großen Saals des Nürnberger Z-Baus. Vor mehr als 300 Zuschauerinnen und Zuschauern - was niemanden mehr erstaunt als Digmayer, Gloser und Keblawi selbst.

So viel Bodenzial: Warum Uli Digmayer ein Solo-Programm braucht

Und so mag es nur für Außenstehende kokett geklungen haben, als Fadi Keblawi eine Mutter bedauerte, die die Eintrittskarte zu diesem Abend von ihrer Tochter zum Muttertrag geschenkt bekommen hatte, und ihr den universellen Rat, „nichts zu erwarten, dann wird es noch ein wenig schlechter“, mit auf den Weg in den Saal gab. Er hatte ja nur ahnen können, welche Reaktionen ihre weitgehend improvisierten Verbaldoppelpässe auslösen würden.

Zu viel soll nicht verraten werden, man kann und sollte sich den fulminanten Auftakt und die folgenden eineinhalb Stunden schließlich noch immer auf nn.de ansehen. Aber dass sich Sebastian Gloser am Abend zuvor mit starken Unterleibsschmerzen ins Nordklinikum hatte einliefern lassen, erwies sich als Glücksfall für den Abend und für Uli Digmayer, der sich im grellen Bühnenlicht mit jedem Wortspiel, mit jeder Anekdote wohler zu fühlen schien. Sollte er nicht in den nächsten Monaten mit einem Solo-Programm namens „Ein Nierenstein in wilder Brandung“ auf Tour gehen, wäre das angesichts dieses, Pardon, Bodenzials ein Verlust für die fränkische Kleinkunstszene.

Außerhalb des Podcasts KaDepp können sie auch anders

Wirklich erstaunlich war, dass der Podcast live auch in seinen, nun ja, ruhigen Momenten funktionierte. Wenn Fadi auf sein Smartphone schaut, Uli sich nicht angesprochen fühlt und Sebastian erzählt, dass er gerade Philip Roths „Jedermann“ liest, kann man das im Alltag nutzen, um auf dem Sofa oder in der U-Bahn kurz wegzudämmern. Im Z-Bau nutzten die Menschen die Längen, um sich dann doch ein Bier zu kaufen, weil sie zuvor bei Ulis Zitate-Quiz übersehen worden waren.

Niemand war gekommen, um Einschätzungen zur sportlichen Zukunft Casper Janders geboten zu bekommen, niemand vermisste Analysen, kontroverse Meinungen - obwohl dazu alle drei Podcaster in ihren Nebenjobs als seriöse Sportjournalisten in der Lage sind. An diesem Abend unter Freunden in „Peter Nierensteiners Theaterstadl“ (man muss es gesehen haben) ging es um mehr - zum Beispiel um Seepferdchen. Selten zuvor war ein Pfeifkonzert so verdient.

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