Matchwinner gegen Regensburg

Küsschen vom "Killer": Warum Valentini für den Club immer noch wichtig ist

Uli Digmayer

Sportredaktion

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11.2.2023, 17:58 Uhr

Es ist eine dieser Geschichten, die, wie man gerne sagt, nur der Fußball schreibt. Vor einer Woche hatte Enrico Valentini nach dem 0:1 in Fürth noch mit seinen mangelhaften Torjägerqualitäten gehadert. "Sagen wir mal so: Ein Killer macht den", klagte der Rechtsverteidiger des 1. FC Nürnberg mit Blick auf seine vergebene Großchance in der 81. Minute. Wenig später traf dafür das Kleeblatt zum Sieg - was wohl niemanden im Kader so geschmerzt haben dürfte wie den Herzens-Nürnberger Valentini.

Eine Woche später hatte der verhinderte Derbyheld gegen Jahn Regensburg dann plötzlich jenen "Killerinstinkt" entdeckt, der ihm im Ronhof noch abgegangen war. Als der Ball nach einem missglückten Klärungsversuch von Sebastian Nachreiner ("Dafür kann er von mir aus gerne einen Assist haben") direkt vor Valentinis Füße gekullert war, nahm sich der Routinier ein Herz, visierte das kurze Eck an und traf mit einem fulminanten Schuss zum erlösenden 1:0. "Das darf er ruhig öfter machen", lobte Mittelfeldkollege Florian Flick grinsend.

Ein Küsschen aufs Club-Wappen: Matchwinner Enrico Valentini demonstrierte seine tiefe Verbundenheit zum Verein.

Ein Küsschen aufs Club-Wappen: Matchwinner Enrico Valentini demonstrierte seine tiefe Verbundenheit zum Verein. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

"Schon bei der Ballannahme wusste ich, dass er reingeht. Manchmal hat man einfach so ein Gefühl...", schilderte Valentini sein zweites Saisontor, das dem Club im von viel Kampf und Krampf dominierten Zweitliga-Krisengipfel drei extrem wichtige Punkte sichern sollte. Dass der Abwehrspieler bis dato wie die meisten seiner Kollegen vor 27.118 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion einen eher unglücklichen Auftritt hingelegt hatte - vergeben und vergessen.

Kein Schönheitspreis

"Das schönste Spiel war es sicherlich nicht, aber darum geht’s aktuell auch nicht. Wir wollen die Punkte sammeln. Das haben wir heute zum Glück endlich mal wieder geschafft", befand Mittelfeldspieler Florian Flick. Ähnlich formulierte es sein Trainer. "Fußballerisch können wir uns sicherlich steigern, aber darum ging es heute nicht in erster Linie. Wir wollten den Sieg, das ist uns gelungen", bilanzierte ein zufriedener Markus Weinzierl und schwärmte gerade mit Blick auf das über 120-minütige Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf (5:3 i.E.), das die Mannschaft am Mittwochabend viel Kraft gekostet hatte, von einer "tollen Energieleistung mit einem Traumtor".

Dass Valentini beim Jubellauf in Richtung Nordkurve immer wieder demonstrativ seine innige Liebe zum Club bekundete, wirkte denn auch nicht wie bei manch anderen wappenküssenden Berufsfußball-Nomaden anbiedernd oder gar peinlich, sondern hundertprozentig authentisch.

"Mehr Identifikation mit dem Verein als bei ihm gibt es eigentlich nicht. Er war eine Zeitlang etwas hintendran, aber immer wichtig in der Kabine. Und ich wusste, dass er da ist, wenn ich ihn brauche. Er hat sich zuletzt gut präsentiert und heute mit dem Tor belohnt", freute sich Weinzierl ganz besonders für den 33-Jährigen, der in seinem wohl letzten Profijahr schon auf dem Abstellgleis gelandet zu sein schien und sich nun wieder ins Team zurückgekämpft hat - auch weil Jan Gyamerah neuerdings auf der linken Abwehrseite aushelfen muss.

"Wenn mich der Trainer braucht, bin ich da"

"Ich kenne meine Rolle hier und habe sie angenommen. Ich tue alles für den Verein. Wenn mich der Trainer braucht, bin ich da. Wenn ich auf die Bank muss, dann gehe ich auf die Bank und bin für die Jungs da", betonte Valentini und sang ein kleines Loblied auf den Teamgeist. "Wir haben uns als Mannschaft mit dem Trainer zusammengerauft, das macht mich am meisten stolz." Den Erfolg im Kellerduell mit den schwachen Oberpfälzern wertete er allerdings lediglich "als ersten Schritt. Wir sind da unten noch nicht raus und müssen weiter arbeiten".

Der nächste Schritt aus dem Keller soll gleich am kommenden Sonntag beim 1. FC Heidenheim gelingen. "Das wird natürlich ein schweres Spiel", weiß Valentini, "aber wir nehmen mit, dass wir viel Willen haben, dass wir viel laufen können und dass wir zusammenhalten." Und dass er selbst vor dem Tor durchaus auch ein "Killer" sein kann.

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