Ein glücklicher Club verabschiedet sich in die Sommerpause: Beim Sieg in Braunschweig überragte Mahir Emreli (rechts).
© Sportfoto Zink / Daniel Marr
Ein glücklicher Club verabschiedet sich in die Sommerpause: Beim Sieg in Braunschweig überragte Mahir Emreli (rechts).

Versöhnlicher Abschluss

So schön kann Sommerfußball sein: Der 1. FC Nürnberg verabschiedet sich mit einem 4:1

Der sogenannte Sommerfußball kommt immer dann zur Aufführung, wenn es erstens Sommer ist und es zweitens für eine Mannschaft am Ende der Saison um nicht mehr viel geht. In Nürnberg sah man das in den letzten Jahren selten, weil man sich immer noch irgendwie vor dem Abstieg retten musste, einen besonders guten Ruf hat der Sommerfußball in der Stadt trotzdem nicht.

Das liegt vor allem daran, dass der Club im Verdacht steht, besonders sommerlich zu spielen, wenn die ganz großen Ziele nicht mehr vorhanden sind. Deshalb waren die Erwartungen an die Mannschaft von Trainer Miroslav Klose vor ihrer letzten Dienstreise nach Braunschweig relativ gering. Zumal die dort wartenden Eintracht noch die Möglichkeit hatte, sich den direkten Klassenverbleib zu sichern - und der Club mit einer Niederlage die Spielvereinigung aus Fürth in die Relegation hätte schicken können.

Der erste Durchgang wird der des 1. FC Nürnberg

Es kam dann überraschend alles sehr anders. Beim 4:1 (4:0)-Erfolg zeigte der Club gegen eine vollkommen verunsicherte Eintracht noch einmal ein schönes Fußballspiel und vermittelte pünktlich zum Ende der Saison noch einmal eine Ahnung davon, warum man dem eigenen Publikum in dieser Spielzeit so oft Freude bereitet hat. Besonders eindrucksvoll geriet der Abschied von Mahir Emreli: Der Angreifer verlässt den Club nach einem Jahr wieder, traf aber noch dreimal.

Dass sie die Saison nach zuletzt enttäuschenden Ergebnisse nicht komplett traurig enden lassen wollten, zeigte sich an der Aufstellung von Trainer Miroslav Klose, der auf Experimente verzichtete und seine (mit Ausnahme von Torwart Christian Mathenia) derzeit stärkste Elf beginnen ließ. Für die gelbgesperrten Drexler und Lubach standen Ondrej Karafiat und Danilo Soares in der Startelf, ganz vorne stürmten die zuletzt formstarken Janis Antiste und Mahir Emreli nebeneinander.

Nach einer kurzen Abtastphase, in der Tempelmann für Braunschweig mit einem Schuss aus der Distanz und Emreli mit einem geblockten Schuss erste Gelegenheiten hatten, entwickelte sich eine denkwürdige erste Halbzeit. Nach einer Ecke von Justvan verlängerte Antiste den Ball per Kopf zu Emreli und der traf ebenfalls per Kopf zum 0:1 (10. Minute).

Hatte man der Eintracht ihre Abstiegsangst bis dahin nicht angemerkt, brach nun Panik aus bei der Mannschaft von Trainer Daniel Scherning, die zuletzt zu den formstärksten der Liga gehört hatte. Nach einem schlimmen Fehlpass von Krauße landete der Ball über Antiste und Justvan wieder bei Emreli und es stand nach 20 Minuten 0:2.

Wieder nur elf Minuten später fiel der dritte Treffer für den Club, als Eintracht-Torwart Johansson einen Freistoß Justvans von der rechten Seite unterschätzte und der Ball ins lange Eck segelte. Erst danach hatten die Gastgeber mal wieder eine Gelegenheit: Philippe tanzte zwar Karafiat aus, schoss dann aber aus neun Metern links am Tor vorbei.

Der 1. FC Nürnberg erinnert sich an Düsseldorf

Wie es nun um die Eintracht und ihr Nervenkostüm stand, sah man erneut nach 38 Minuten, als sich Scherning nicht anders zu helfen wusste, als gleich drei Spieler auszuwechseln. Der ins Spiel gekommene Baas traf dann zwar aus der Distanz fulminant das Aluminium, ein echtes Aufbäumen der Gastgeber im ausverkauften Eintracht-Stadion blieb aber aus.

Stattdessen war es in der Nachspielzeit der ersten Hälfte wieder Emreli, der nach einem mühelos über den kompletten Platz vorgetragenen Angriff formschön zum 0:4 traf. In Braunschweig dürften spätestens da die Planungen für die Relegationsspiele gegen den 1. FC Saarbrücken begonnen haben und auf den Tribünen verabschiedeten sich die ersten Zuschauer.

Beim Club dürfte man sich in der Pause gegenseitig daran erinnert haben, dass man erst kürzlich in Düsseldorf immerhin ein 3:0 verspielt hatte und man so etwas nicht noch einmal erleben wollte. In Braunschweig wollte sich zumindest das Publikum nicht der Hoffnung auf eine ähnliche Nürnberger Havarie hingeben - zur zweiten Halbzeit gab es keine Anfeuerung der eigenen Mannschaft mehr.

Es war nicht die schlechteste Idee. Ein wirkliches Aufbäumen der Eintracht fand nicht mehr statt gegen eine Nürnberger Mannschaft, die es in der Übung, Führungen zu verspielen, in dieser Saison zu einiger Meisterschaft gebracht hat.

Der Club spielte die Partie einigermaßen seriös zu Ende. Miroslav Klose verhalf Enrico Valentini noch zu einem letzten Auftritt im Club-Trikot und Winners Osawe zu einem ersten. Der Rest war Sommerfußball wie man ihn kennt. Jetzt ist dann nur noch Sommer, ohne Fußball - beinahe könnte man ein wenig traurig sein.

Braunschweig: Johansson; Jaeckel, Köhler (68. Nikolau), Bicakcic - Rittmüller, Marie (38. Kaufmann), Krauße (38. Baas), Tempelmann, Bell Bell (58. Di Michele Sanchez) - Philippe, Tachie (38. Polter).

Nürnberg: Mathenia; Gruber, Knoche, Karafiat - Janisch (74. Valentini), Jander (90. Flick), Soares - Justvan, Yilmaz (74. Osawe) - Antiste (83. Goller), Emreli (83. Forkel).

Schiedsrichter: Jablonski (Bremen). - Zuschauer: 22.917 (ausverkauft).- Tore: 0:1 Emreli (10.), 0:2 Emreli (20.), 0:3 Justvan (31.), 0:4 Emreli (45+1), 1:4 Polter (90.). - Gelbe Karten: Köhler (9) / Emreli (9).

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