Zu kalt? Das Drama hinter dem Abschied damals
Warme Erinnerung: Als der Peruaner Percy Olivares eine kurze Zeit für den Club spielte
25.3.2023, 06:00 Uhr
Schon der Start beim neuen Verein verlief ausgesprochen holprig bis turbulent; weil der Deutsche Fußball-Bund sich mal wieder große Sorgen machte um das finanzielle Durchhaltevermögen des 1. FC Nürnberg in den nächsten Monaten, zog der Verband im Sommer 1992 kurzerhand die Spielerlaubnis für drei Neuzugänge zurück.
Debüt mit Verzögerung
Ursächlich für das Nein aus Frankfurt, schrieben die Nürnberger Nachrichten damals, sei gewesen, "dass der Club in der vergangenen Saison dem DFB in der Lizenzierungsangelegenheit nicht in allen Punkten die Wahrheit gesagt hatte". Erst der Gutachterausschuss öffnete auch Percy Celso Olivares Polanco am zweiten Spieltag endlich das Tor zur Bundesliga.
Für stolze 750.000 Mark hatten sie den Peruaner, dessen Landesauswahl am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mainz gegen Deutschland testet, für die linke Außenbahn verpflichtet und sollten sich für ihren Transfer-Coup schon bald auf die Schultern klopfen. Der junge Mann, immerhin stolzer Kapitän seiner Nationalmannschaft, übertraf die hohen Erwartungen an manchen Wochenenden sogar; nach 19 Spielen hatte Olivares vier Tore erzielt und zwei weitere vorbereitet.
Ein 20. Spiel gab es für den neuen Publikumsliebling nicht; bereits Mitte März hatte er um unbezahlten Urlaub gebeten für den Rest der Spielzeit, die Trennung von seiner Frau Christina und der damals dreijährigen Tochter Amy setzte ihm fürchterlich zu. Erst ein paar Tage zuvor war die Familie einigermaßen überstürzt nach Lima abgereist.
Nicht der ausschlaggebende Grund
Christina Olivares litt unter Depressionen und erwartete ihr zweites Kind, bei der ersten Schwangerschaft hatte es Komplikationen gegeben; dass es ihr in Nürnberg schlichtweg "zu kalt" gewesen sei, wie Präsident Gerd Voack später verriet, mag gestimmt haben, war aber gewiss nicht der ausschlaggebende Grund für ihre Flucht nach Peru, wie Percy Olivares heute im Interview mit diesem Medienhaus sagt.

Vielmehr spielte sich im Umfeld der Mannschaft eine Tragödie ab, deren Dimension auch der Club zu spüren bekam. In Leverkusen trug Olivares zum letzten Mal das berühmte Trikot, mitten im Abstiegskampf verlor der 1. FC Nürnberg praktisch von heute auf morgen einen seiner besten Fußballer. "Mitten im knallharten Profigeschäft", veröffentlichte dieses Medienhaus damals, fühlten die Verantwortlichen "ein menschliches Rühren und machten den Weg frei". Ein Fehler vielleicht, wie er heute selbst sagt. Vielleicht hätte der FCN unnachgiebiger bleiben sollen bei der Weiterbeschäftigung des Leistungsträgers, der inzwischen Fußballkommentator bei ESPN ist und sich enorm darüber freut, wie gut man sich in Nürnberg an ihn erinnert.
"Mein Gefühl sagt mir, ich komme wieder"
Bei seinem letzten Auftritt musste ihn Trainer Willi Entenmann bereits in der Pause vom Feld holen, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein schien. Am nächsten Tag bestieg Percy Olivares den Flieger gen Heimat und ward nie mehr gesehen, trotz seines noch über 15 Monate gültigen Vertrags. "Mein Gefühl sagt mir, ich komme wieder", meinte Olivares noch.
Sein Gefühl trog ihn, zwei Wochen später trieb Präsidenten-Sohn Michael in Lima 100.000 Mark Leihgebühr bis 31. Dezember ein, die sein alter und neuer Verein Sporting Cristal für die Freigabe aus Nürnberg zu entrichten hatte. Der Club schaffte ohne Olivares in 14 Spielen nur noch einen Sieg und mit Müh‘ und Not den Klassenverbleib. Und wäre im Mai 1994 mit ihm möglicherweise auch nicht abgestiegen.
Percy Olivares kehrte später nach Europa zurück, allerdings nicht zum 1. FC Nürnberg, sondern in den Süden. CD Teneriffa, PAOK Thessaloniki, Panathinaikos Athen. Wo es wenigstens schön warm ist.
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