Hintergrund-Analyse

Keller-Rüpel, Schwander Bollwerk, wilde Torflut: Erkenntnisse aus der Kreisliga Ost

Frank Meyer

2.12.2023, 06:00 Uhr
Der FC Schwand (blaue Trikots) und der TSV Katzwang können beide mit dem bisherigen Rundenverlauf zufrieden sein. 

© GIURDANELLA.SALVATORE Der FC Schwand (blaue Trikots) und der TSV Katzwang können beide mit dem bisherigen Rundenverlauf zufrieden sein. 

Die positive Überraschung

Mit einem 6:0 über den Henger SV startete der TSV Katzwang furios in die Saison und grüßte mit zehn Punkten aus vier Spielen vorübergehend von der Tabellenspitze. Dass sich der Verein aus dem Nürnberger Süden auch danach behauptete und als bester Aufsteiger mit Kontakt zum Aufstiegs-Relegationsplatz auf Rang 4 überwintert, ist für Kapitän Pascal Abele aber gar keine so große Überraschung. „Ich weiß ja, was in unserer Mannschaft für ein Potenzial steckt." Tatsächlich ärgert sich der höherklassig erfahrene Mittelfeldmann über "die liegen gelassenen Punkte" wie zum Beispiel bei der späten 0:1-Niederlage im Derby gegen Schwand. Angesprochen auf das Erfolgsrezept, verweist Abele auf den großen Zusammenhalt sowie ein Trio aus Neuzugängen um Heiko Redl, Oliver Frauenknecht und Bastian Stütz, das sich gut eingefügt und zur Stabilität beigetragen habe. Vorne sei der TSV als spielstarke Mannschaft, die "den Ball laufen lassen" will, sowieso "immer für Tore gut." Knüpfen die Katzwanger im neuen Jahr an die gezeigten Leistungen an, wäre das keine Überraschung mehr.

Die Enttäuschung

Schon das Auftaktprogramm des TSV Berching hatte es in sich. Bezirksliga-Absteiger BSC Woffenbach, der euphorische Aufsteiger TSV Katzwang, die nicht minder formstarke SG Möning/Rohr und Titelfavorit FC Schwand waren Gegner in den ersten Wochen. Neben einem Remis gegen Katzwang sprang immerhin ein Dreier im Derby gegen Wallnsdorf heraus, doch vier Niederlagen verstetigten laut Trainer Andreas Nigl "einen Negativlauf", der durch diverse personelle Hiobsbotschaften begleitet wurde. Timo Flemmerer und Luca Ruppert hatten sich erneut das Kreuzband gerissen, Tarik Vidjen stand wegen eines Umzugs nicht mehr zur Verfügung und dann verletzte sich auch noch Torwart Dominik Höllrigl. "Das sind halt Leute, die wir nicht einfach so ersetzen können", erklärt Nigl, dessen Mannschaft nach zwei Siegen Anfang Oktober nur noch einen weiteres Erfolgserlebnis beim 5:0 gegen SG Forchheim/Sulzkirchen feierte und auf einem Abstiegs-Relegationsplatz kleben blieb. Statt wie im Frühsommer nach dem Gewinn des Gemeindepokals von Nigl erträumt, einen Platz "unter den Top 4" angreifen zu können, stehen die Berchinger zum Frühjahrsauftakt am 16. März gegen Wallnsdorf schon sehr unter Druck. Für den Moment aber, verrät Nigl, sehnten sie sich alle die Winterpause herbei, um den mentalen Ballast loszuwerden.

Für Aufsteiger DJK Wallnsdorf (weiße Trikots) und den TSV Berching verläuft die Kreisliga-Saison bisweilen schmerzhaft. 

Für Aufsteiger DJK Wallnsdorf (weiße Trikots) und den TSV Berching verläuft die Kreisliga-Saison bisweilen schmerzhaft.  © Fritz Etzold

Das Schwander Bollwerk

Die Konkurrenz hatte den FC Schwand vor dem Saisonstart nahezu einhellig als Meisterschaftsfavoriten genannt. Demnach thront der Vorjahresdritte mit vier Zählern Abstand erwartungsgemäß ganz oben im Tableau, sticht dabei mit der besten Abwehr - nur vier von 16 Toren kassierte der Primus auf eigenem Platz - heraus. Auf die Zuspitzung, ob sich seine Mannschaft die Tabellenführung ermauert hat, gibt Trainer Matthias Hartmann eine differenzierte Antwort. Zunächst einmal zitiert er einen aus dem US-Sport entliehenen Spruch, wonach der Angriff einzelne Spiele gewinnt, aber "die Defensive die Meisterschaft". Darüberhinaus erklärt Hartmann: "Wir haben für unser Spiel einen klaren Plan. Wir stehen hinten kompakt und setzen auf gezieltes Mittelfeldpressing." Verletzungsausfälle taten ihre übriges hinzu, dass "nicht jedes Spiel ein Leckerbissen" gewesen sei. Im Vergleich zur Vorsaison habe man bei Bedarf eben auch das nötige "Spielglück auf unserer Seite" gehabt.

Die Keller-Rüpel

Im Lager des Aufsteigers von der DJK-SV Wallnsdorf/Schweigersdorf "war allen bewusst, dass es eine schwere Saison werden würde", konstatiert Trainer Daniel Hausner. Mit einer schwarzen Serie von acht Pleiten zum Auftakt allerdings habe keiner gerechnet. Durch einen Zwischenspurt mit zehn Zählern arbeiteten sich die Grün-Weißen auf den drittletzten Rang nach vorne, behielten unterdessen in der Fairness-Wertung unangefochten die Rote Laterne. Die stattlichen 39 Gelben Karten spiegeln aus Sicht des Trainers durchaus die Einsatzbereitschaft seiner Mannschaft wider. "Wir kommen über den Zweikampf und spielen viel gegen den Ball. Uns bleibt aber auch gar nichts anderes übrig, denn wir haben jetzt ja auch nicht so viele Ex-Landesligaspieler wie beispielsweise der TSV Katzwang in unseren Reihen." Gegen das Image der disziplinlosen Keller-Rüpel indes verwahrt sich Hausner vehement. "Einige Schiedsrichterentscheidungen waren für mich schwer nachvollziehbar. Irgendwie wird da mit zweierlei Maß gemessen.“ Weil jeder Platzverweis das ohnehin dünne Aufgebot schwächte, dürfte Hausner in der Restrunde an einer Reduzierung der Strafen gelegen sein. Damit stiegen gleichzeitig die Chancen auf den Klassenverbleib.

Die wilde Torflut

Im Offensivbereich ließen sich die Mannschaften speziell der oberen sechs Plätze in der bisherigen Saison nicht lumpen. Die Gesamtzahl an Treffern im Vergleich zum Vorjahr stieg von 344 auf 393 und macht sich in einer Quote von durchschnittlich vier Toren pro Partie bemerkbar. In mancher Begegnung geriet die Verteilung wie beim 9:1 des FC Ezelsdorf über Schlusslicht TSV Feucht oder einem 7:0 des BSC Woffenbach ebenfalls gegen Feucht recht einseitig. Mitunter entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch wie beim 5:4 des FC Ezelsdorf über Katzwang oder 4:3 des FC Schwand in Göggelsbuch. Im Sinne des Unterhaltungswerts wäre es wünschenswert, wenn es genauso weitergeht.

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