Olympische Spiele
Einfach traumhaft: Erlangens Christoph Steinert hilft beim Fabel-Erfolg gegen Frankreich
7.8.2024, 16:36 UhrChristoph Steinert lebt seinen Traum. Nach dem fabelhaften und außergewöhnlich spektakulären 35:34 (29:29, 14:17) gegen Frankreich geht dieser für den Handballprofi des HC Erlangen in die nächste Runde. "Eine Medaille ist jetzt in greifbarer Nähe", hatte der 34-Jährige am Vortag des hochdramatischen Viertelfinales erklärt, vor der Maximalanstrengung gegen den Olympiasieger über 80 Minuten. Nach einer grandiosen Leistung liegt Edelmetall für das DHB-Team tatsächlich griffbereit. Zwei Siege noch und Christoph Steinerts Traum glänzt golden.
Für das Rendezvous mit Frankreichs Starensemble hatte sich auch der Spätberufene in Sachen Nationalmannschaft eigentlich einen späteren Termin gewünscht. "Der Plan ist ein bisschen in die Hose gegangen", sagte "Steini" vor dem Treff mit prominent besetzten Gastgebern in der Lärmhölle von Lille. Im Gegensatz zum DHB-Team war bei Frankreich vor der Runde der letzten Acht einiges in die Hose gegangen. Der Turnierauftakt war auffällig misslungen, Frankreich nach wackeligen Auftritten als Zitter-Vierter gerade noch dabei beim Heimturnier.
Heymann trifft zum 4:2 - DHB-Torwart Wolff ist kein Faktor
Voll dabei, vor 27.000 Zuschauern im Fußballstadion des OSC Lille auf Augenhöhe, war Deutschland in einer flotten Partie zu Beginn. Als Sebastian Heymann einen Gegenstoß wuchtig abgeschlossen hatte, führte man 4:2. Als Steinert die erste Zeitstrafe der Partie kassiert hatte, wendete sich das Blatt jedoch markant. Das DHB-Team verlor gegen die hochgradig motivierten Gastgeber in besorgniserregender Geschwindigkeit den Spielfaden, die Abgeklärtheit im Angriff und den Zugriff in der Abwehr. Während Frankreich-Keeper Gerard Parade an Parade reihte, brachte Andreas Wolff im deutschen Tor bei den Hochgeschwindigkeitsabschlüssen des Gegners keine Hand an den Ball. Als David Späth zwischen den Pfosten übernommen hatte, machte das ebenso wie die Treffer des erneut überragenden Renars Uscins Hoffnung.
"Da ist schon wahnsinnig viel Qualität, die auf uns zukommen wird", hatte der von Frankreichs Wackel-Ergebnissen erstaunte Steinert vor dem Viertelfinale richtig vorhergesehen. Da auch der Abwehrspezialist "Les Experts" nicht gestoppt bekam, der Gruppenerste sich nach Wiederbeginn erneut einfache Gegentore fing, war der Favorit jedoch bald wieder enteilt. Doch Deutschland wehrte sich nun, kämpfte, fand seine Stabilität in der Abwehr und zu mehr Präsenz im Spiel.
Steinert traf zum 17:21 und zwang Hugo Descat eine Zwei-Minuten-Strafe auf. Mit brutaler Moral, Kampfkraft und Späth-Paraden arbeitete sich das DHB-Team Tor um Tor heran und Steinert an einigen Balleroberungen mit. Als Köster nach Knorrs Kempa-Zuspiel ausgeglichen und Heymann bei einem Gegenstoß das 26:25 erzielt hatte, war die Aufholjagd abgeschlossen und der Wahnsinn beim Klassiker gegen Frankreich auf einem ersten Höhepunkt angekommen.
Gerard, Dika Mem und immer wieder Renars Uscins
Beim Karrierehighlight von Christoph Steinert und anhaltenden Allez-Le-Bleus-Rufen gingen die Köpfe auch danach nicht runter, weil Uscins als Torschütze weiter dagegenhielt. Gerard, der Glatzkopf im Tor, ließ Handball-Deutschland mit seinen Paraden graue Haare wachsen. Späth war beim Traumwurf von Frankreichs Superathlet Dika Mem dran, konnte das 28:29 aber nicht verhindern. Als der Handball-Impressario der Hausherren den Ball wenig später verschlampt und Köster ihn blitzschnell zu Uscins weitergeleitet hatte, war wenige Sekunden vor Schluss der Ausgleich gleichwohl Realität und der Wahnsinn gegen die Weltauswahl auf einem völlig neuen Level.
Eine fragwürdige Zwei-Minuten-Strafe für Steinert mit sich anschließendem Siebenmeter konnte Deutschlands Mentalitätsmonstern in der Verlängerung nichts anhaben. Knorr und der fantastische Uscins trafen weiter. Ein Traumwurf von Uscins, an Nikola Karabatic vorbei in den linken Winkel, und eine letzte Parade von Späth sicherten dem DHB-Team den Halbfinal-Einzug. Während für Karabatic eine sagenhafte Karriere damit vorbei ist, geht der Traum von Christoph Steinert am Freitag in die Verlängerung.
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