Frei durch, aber am Ende nicht so konsequent wie zuletzt: Maciej Gebala und der HC Erlangen scheitern an der nächsten Überraschung.
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Frei durch, aber am Ende nicht so konsequent wie zuletzt: Maciej Gebala und der HC Erlangen scheitern an der nächsten Überraschung.

Abstiegskampf

Nicht nahe genug an der Perfektion: Der HC Erlangen unterliegt der MT Melsungen mit 25:31

Lange Zeit hatten dem HC Erlangen in dieser Saison die Positivbeispiele gefehlt, die Blaupausen, auf die man sich beziehen konnte. Es fehlten dringend benötigte Punkte gegen direkte Konkurrenten - und Überraschungen gegen Topteams sowieso. Seit März waren der Mannschaft unter der Anleitung von Johannes Sellin allerdings gleich mehrere solcher Überraschungen geglückt, sie hatten also zumindest eine grobe Vorstellung, was es am Samstagabend gegen die MT Melsungen brauchen würde.

Die Nordhessen waren als Tabellenzweiter angereist, mit der Aussicht, durch einen Sieg in der Arena Nürnberger Versicherung mit Tabellenführer Berlin gleichzuziehen. Gegen Berlin und zuvor auch Hannover hatte sich der HCE jeweils einen Punkt erkämpft, doch an diese Leistungen konnte der Abstiegskandidat diesmal nicht anknüpfen. Zur Halbzeitpause waren die Gäste bereits mit fünf Toren davon gezogen, am Ende stand ein 25:31 (12:17) auf dem Videowürfel.

Der Melsunger Turngemeinde fehlt es in dieser Saison nicht an Positivbeispielen, lange stand das Team von Roberto Parrondo ganz oben in der Handball-Bundesliga. Für Erlangen bedeutete das, dass es ein Spiel am oberen Leistungsniveau, vielleicht sogar nahe der Perfektion brauchen würde, um erneut etwas Zählbares mitzunehmen. Das Problem: An das obere Leistungsniveau kam der HCE diesmal nur in Phasen, von der Perfektion war er weit entfernt.

Johannes Sellin bemängelt die Chancenverwertung seines HCE

Weiter ohne Milos Kos und diesmal auch ohne Marek Nissen fehlte den Gastgebern erst die Dynamik und dann die Präzision im Angriff, um mit dem Favoriten mithalten zu können. Hier eine vergebene Chance von Hampus Olsson, da ein nicht gut herausgespielter Abschluss von Tobias Wagner in Überzahl, dort ein Lattentreffer von Maciej Gebala - die Gelegenheiten waren durchaus da, wie auch Sellin in einer Auszeit bemängelte.

Weil sich Melsungen gut auf den zuletzt so starken Viggó Kristjánsson eingestellt hatte, war bald die Wucht von Antonio Metzner gefragt. Der stemmte sich auch nach Kräften gegen die Niederlage, bekam aber früh seine zweite Zeitstrafe aufgebrummt, weshalb nach dem Seitenwechsel Christoph Steinert in der Deckung gefragt war. Zwischenzeitlich ließ Kristjánsson durchaus seine Klasse aufblitzen, Dario Quenstedt steuerte wichtige Paraden bei, Fahrt aufnehmen wollte die Aufholjagd vor 5394 Zuschauerinnen und Zuschauern aber erst spät.

Nach 18 Minuten betrug der Rückstand vier Tore (6:10), nach 24 Minuten sogar sechs (8:14), im Gegensatz zu früheren Auftritten in dieser Spielzeit lief ihnen die Partie aber immerhin nicht völlig weg. Das gleiche galt lange Zeit auch für die zweite Halbzeit, bis Melsungen nach einer Dreiviertelstunde in den Verwaltungsmodus schaltete und der HCE und sein Publikum doch noch Feuer fingen. In der 48. Minute verkürzte Nikolai Link in ungewohnter Rolle auf 22:25, immer wieder verwandelten er und seine Mitspieler nun gute Defensive in gute Offensive und wenig später hätte es sogar noch besser kommen können. Zwei Mal vergab Metzner die Chance, die Gastgeber noch näher heranzubringen, dann war es der wie so oft tapfer kämpfende Christopher Bissel, der am sehr gut aufgelegten Adam Morawski scheiterte (52. Minute).

Die 13. Parade ihres Schlussmanns verstanden die Gäste als Weckruf, zogen wieder davon und brachten letztlich den Vorsprung einigermaßen souverän über die Zeit. Erst am Donnerstag gibt es an selber Stelle die nächste Chance, ein Positivbeispiel im Abstiegskampf zu erschaffen. Dann sind die Rhein-Neckar Löwen zu Gast in Nürnberg.

Erlangen: Quenstedt, Zecher; Kristjánsson 7, Metzner 5, Bissel 3, Link 2, Bezjak 2, Overjordet 2, Gebala 2, Olsson 1, Gümmel 1, Büdel, Wagner, Steinert, Scheerer

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