Der Gute-Laune-HCE in Aktion: Florian Scheerer bedankte sich nach dem 30:27 in Stuttgart bei Milos Kos. Erlangens Abstiegskämpfer feierten sich gegenseitig und mit den zahlreich mitgereisten Fans.
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Der Gute-Laune-HCE in Aktion: Florian Scheerer bedankte sich nach dem 30:27 in Stuttgart bei Milos Kos. Erlangens Abstiegskämpfer feierten sich gegenseitig und mit den zahlreich mitgereisten Fans.

30:27 im Keller-Krimi

So klappt das im Abstiegskampf: Der HCE schnappt sich in Stuttgart enorm wichtige Punkte

Zugespitzt hatte sich der Abstiegskampf für den HC Erlangen wieder erheblich. Zu einer Reaktion war der HCE beim TVB Stuttgart am Sonntag entsprechend aufgefordert. Weil man in der Porsche-Arena bei einem unmittelbaren Konkurrenten konsequent auf dem Tore-Pedal blieb, gelang diese Reaktion beim 30:27 (13:13) aus fränkischer Perspektive hocherfreulich.

Dass Bietigheim zwei Tage vorher gegen Göppingen gewonnen hatte, ließ den in den letzten Wochen aufstrebenden HCE auf einen Abstiegsplatz absacken. Die Druck-und-Drohkulissse erhöhte Bietigheims Sieg natürlich auch für die Gastgeber. Spitzenhandball war im Duell mit dem Turnverein Bittenfeld in Stuttgart daher nicht zu erwarten. Strecken musste Erlangen sich dort früh jedoch schon. Nachdem Maciej Gebala einen Rückhandpass von Viggo Kristjánsson zum 1:1 veredelt hatte, hielten die Gäste weiter dagegen. Sie verteidigten aber zu unabgestimmt und gestatteten den von Kai Häfner orchestrierten Hausherren so das ein oder andere Kreisläufer-Tor zu einfach. Daher entwickelte sich das Spiel in der Anfangsviertelstunde zunehmend in TVB-Richtung. Weil sich zahlreiche Paraden von Stuttgart-Keeper Vujovic dazugesellten, führte Stuttgart vor Viertelstundenfrist mit 8:5. Dass kurz danach Hampus Olssons Schmerzensschreie durch die Porsche-Arena hallten, der Schwede hatte sich bei einem Gegenstoß allem Anschein nach schwer verletzt, machte die Situation für Erlangen im Abstiegskampf noch prekärer.

Doch der HCE, dem zwischenzeitlich ein Vier-Tore-Rückstand drohte, arbeitete sich zurück. Und kam durch einen trockenen Rückraumwurf von Kristjánsson, der acht Torbeteiligungen schon im ersten Durchgang hatte, auf 6:8 heran. Obwohl Vujovic vor allem Kapitän Bissel den ein oder anderen Treffer vorenthielt, nahm Erlangen in der Porsche-Arena Fahrt auf. Erlangen zwang die Gastgeber in eine doppelte Unterzahl und nutzte die daraus entstehende Dynamik vorteilhaft. Khalifa Ghedbane traf den linken Pfosten und parierte. Marek Nissen ließ wenig später die zahlreich mitgereisten HCE-Fans über den Ausgleich jubeln. Das Momentum sprach für Erlangen, Øverjordet stellte auf 10:9 für die Gäste (23.). Der HCE blieb zunächst vorne, auch weil Tobias Wagner Kristjánssons traumhaftes Diagonalanspiel nutzte. Eine Pausenführung verpasste man aufgrund von Nachlässigkeiten bei der Chancenverwertung und der Qualität von Kai Häfner, der aus dem Rückraum heraus beständig traf.

Es blieb eng im Talkessel. Eine schöne Erlanger Handball-Zukunft hatten am Vortag die U19-Junioren in Aussicht gestellt. Der Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft war diesen gegen Bayer Dormagen ganz vortrefflich gelungen. Ein wohltuend zielsicherer Start aus der Pause heraus gelang aber auch den HCE-Profis in der Gegenwart. Miljan Vujovic bezwangen Marek Nissen und natürlich Viggó Kristjánsson, der sich auch von Fehlwürfen nicht davon abhalten ließ, einer der Erlanger Glückspender in Württemberg zu werden. Glück hatte Erlangens Unterschiedsspieler, als er per Siebenmeter am TVB-Torwart und am rechten Pfosten scheiterte, den Abpraller aber konsequent in die Schwaben-Maschen jagte. Ghedbane parierte mit dem Bein über Kopfhöhe monströs. Der starke Øverjordet und Yannik Bialowas hielten den HCE-Vorsprung aufrecht.

Stuttgart fiel abgesehen von Kai Häfner gegen eine längst gut abgestimmte Abwehr immer weniger ein. Und dennoch hatten die Gastgeber Mitte des zweiten Durchgangs ausgeglichen, die Spannung in Bad Cannstatt damit auf die Spitze getrieben. Unnachgiebig angefeuert von seinen Fans behielt der HCE aber die Nerven. Kos, Gebala und Steinert, der für Olsson als Rechtsaußen übernommen hatte, trafen. Nach Ghedbanes Fußparade krallte sich Kristjánsson knapp viereinhalb Minuten vor Spielende den Ball und beförderte ihn aus der eigenen Hälfte zum 27:24 ins TVB-Tor. Der Auswärtssieg, der den HCE punktgleich mit Stuttgart wieder zwei Zähler vor Bietigheim stellt, war geschafft und der Ausflug nach Stuttgart für Erlangens Abstiegskämpfer eine Spitzengeschichte.

HC Erlangen: Ghedbane, Quenstedt; Kristjánsson 9/4, Øverjordet 4, Kos 4, Gebala 3, Nissen 3, Bissel 2, Wagner 2, Metzner 1, Steinert 1, Bialowas 1, Bezjak, Scheerer, Olsson, Link.

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