
29:23 an der Enz
Wegweisung in Viadukt-Nähe: Der HCE gewinnt sein Abstiegsendspiel in Bietigheim
Der Gegensatz war extrem. Was sich daraus entwickeln sollte, war es auch. Am Tag nach dem Meister-Coup der U19 drohte den Bundesliga-Profis des HC Erlangen unter gewissen Voraussetzungen der Verlust der 2016 zurückeroberten Erstliga-Zugehörigkeit. Verlieren war verboten und die Vorgabe: ein Auswärtssieg. In Bietigheim erfüllte der HC Erlangen diesen Auftrag akkurat. Das 29:23 (15:12) an der Enz erhöht die HCE-Chancen im Klassenkampf erheblich. Durch ist Erlangen noch nicht, aber auf einem gewinnbringenden Weg im Saisonfinale.
Gewinnen, das hatte der HCE so auch dokumentiert, wollte und musste das Team mit dem blauen H und dem roten C auf den Trikots das selbsterklärte Alles-oder-Nichts-Spiel gegen den aufstrebenden Aufsteiger. Eine Niederlage hätte bei nur noch einem ausstehenden HCE-Spiel die Bietigheimer für Viggo Kristjánsson und Co aus dem Griffbereich gerückt. Der TVB Stuttgart, der gegen Berlin am Sonntag deutlich verlor, hatte sich durch einen Sieg bei den Rhein-Mallorca Löwen - ein Balearen-Ausflug der Kurpfälzer vor der Partie sollte nach ihr für reichlich Aufregung sorgen - zuletzt bereits in eine gute Ausgangsposition im Abstiegskampf gesetzt.
Zum Pflichtsieg war der Ausgang der Partie für Erlangen schon geworden, bevor die Partie in Bietigheim begann. Eine Maximalanstrengung bei einem gelungen Vortrag in der Nähe des großes Eisenbahnviadukts brachte die Gäste in der Ege-Trans-Arena in Hälfte eins danach früh auf den richtigen Weg. Der zuletzt im Abschluss selten erfolgreiche Christopher Bissel warf Erlangen kompromisslos in Führung.
Darauf, dass der HCE nach dem ersten Treffer von Paco Barthe, der das SG-Spiel als Kapitän auch in der Folge treffsicher antrieb, wenig später hinten war, reagierte Erlangen erfolgreich. Gäste-Keeper Dario Quenstedt animierte den seitlich neben ihm stehenden Anhang im proppenvollen Gästeblock mit bravourösen Paraden zu einem Jubelsturm. Viggó Kristjánsson, der sich von einem ersten Fehlwurf nicht aus der Ruhe bringen ließ, ließ Treffer vom Siebenmeterstrich und aus dem Feld heraus folgen. Eng und umstritten blieb das hartumkämpfte Spiel im Landkreis Ludwigsburg trotzdem. Wiederum im Rückstand bedeutete nach Viertelstundenfrist eine Energieleistung von Marek Nissen das 6:6 (16.).
Der Kampf um die Klasse war ein extremer. Vor 4500 Zuschauern in der ausverkauften Ege-Trans-Arena machten beide Teams Werbung für den Handballsport und sorgten für temporeiche Unterhaltung. Als sich der HCE schwertat, Lücken und Lösungen zu finden, halfen Kristjánssons Beharrlichkeit im Abschluss und zwei Tore des aufdrehenden Sander Øverjordet, der auf die Bietigheimer Stehkurve rennend mit seinem zweiten Treffer binnen kurzer Zeit das 9:7 in ein emotionales Zwischenhoch überführte. Der HCE bewahrte seine Zwei-Tore-Führung, auch wenn Kristjánsson das Wurfglück und die Genauigkeit im Abschluss vereinzelt abgingen. Der Isländer blieb beim Blockbuster cool und auf Sendung. Drei Tore vorne war Erlangen im schwäbischen Stimmungsglutofen nach präzisen Abschlüssen von Gebala, Øverjordet, einem von Steinert entschlossen abgeschlossenen Gala-Gegenstoß und Tobias Wagners seriösem Kreisläufertor zur Pause.
Anstrengend blieb das Abstiegsendspiel für Erlangen auch nach Wiederbeginn. Dampfmaschine Nissen traf zum 16:13, eroberte den Ball im Hechtsprung und scheiterte am SG-Schlussmann, um das Spielgerät kurz darauf erneut saftig in die Gastgeber-Maschen zu jagen. Abschütteln ließ sich Bietigheim trotz der gewaltigen Unterstützung der mitgereisten HCE-Fans aber nicht. Das Team von Starcoach Iker Romero setzte unnachgiebigen Einsatz dagegen. Und knapste vom fränkischen Vorsprung immer wieder Tor um Tor ab, auch weil Quenstedt-Paraden nun Mangelware waren. Eingezahlt hatte Antonio Metzner für seinen schonungslosen Einsatz vor dem 20:16. Bietigheims Fabian Wiederstein, der Metzner ruppig stoppte, kassierte die Rote Karte (39.).
Die Schwaben reagierten wütend. Kristjánssons Treffer aus immenser Entfernung ins leere Tor kühlte die Gastgeber nicht ab. Tim Gömmel und Steinert verzögerten den potenziellen Kippmoment. Beim Stand von 23:21 für Erlangen ließ Tom Wolf die Chance zum Anschluss liegen. Ball-Dieb Bissel organisiert dem HCE im Gegenstoß eine Drei-Tore-Führung zurück. In den letzten zehn Minuten galt es hinten wie vorne konsequent und aufmerksam zu bleiben. Weil das in Viadukt-Nähe gelang, wurde der Abend unter den weit über das Spielende hinaushallenden Oh-wie-ist-das-schön-Gesänge der HCE-Fans mit einer durch den Sieg deutlich verbesserten Aussicht auf den Klassenerhalt noch ein richtig schöner.
HC Erlangen: Quenstedt, Ghedbane; Kristjánsson 7/3, Øverjordet 5, Bissel 4/1, Nissen 4, Steinert 2, Scheerer 2, Metzner 1, Bezjak 1, Wagner 1, Gömmel 1, Gebala 1, Link, Kos, Bialowas.
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