
1:3 in Schwenningen
Plexiglas bricht, die Ice Tigers verlieren: Am Donnerstag kommt es zum Eishockey-Showdown
Es brodelte in Joacim Eriksson. Aber was auch immer es war, er ließ es nicht ausbrechen. Der schwedische Torhüter stellte sich über Samuel Dove-McFalls, für einen Sekundenbruchteil sah es so aus, als wollte er sich auf den Nürnberger stürzen. Eriksson aber hielt sich zurück. Schon nach nicht einmal 90 Sekunden war klar, dass diese zwei Mannschaften Spaß hatten an der intensiven Auseinandersetzung, die im Eishockey als Playoffs bekannt sind - oder: der schönsten Zeit des Jahres.
Und irgendwie war es nur konsequent, dass die Wild Wings und die Ice Tigers auch 58:30 Minuten später nicht voneinander lassen konnten. Wie Nürnberg am Sonntag konnte Schwenningen sein Heimspiel gewinnen. Nach dem 1:3 (1:1, 0:1, 0:1) kommt es am Donnerstag (19.30 Uhr) nun aber zu einem entscheidenden dritten Spiel in der Arena Nürnberger Versicherung, um den Einzug in eine Viertelfinalserie gegen den ERC Ingolstadt. Tickets gibt es am Mittwoch ab 9 Uhr. Für eine schnelle Entscheidung waren die Ice Tigers am Dienstagabend in Schwenningen zu undiszipliniert.
Der Scheibenbruch von Schwenningen
Mitch O‘Keefe hatte nach dem 4:3 am Sonntag keinen Grund gesehen, etwas zu ändern. Zumindest nicht personell. Taktische Kleinigkeiten hatten ihm nicht gefallen. Und tatsächlich stellte Nürnberg zunächst die spielerisch bessere Mannschaft. Zwei Abschlüsse in den ersten 30 Sekunden brachten Eriksson bereits auf Temperatur. Aber wie so oft brachten sich die Ice Tigers selbst aus dem Rhythmus. Drei geahndete, dabei überflüssige Fouls waren eines zu viel: In Unterzahl ließ sich Brett Ritchie wie schon in Spiel eins nicht aus der Gefahrenzone schieben (9. Minute). Vor allem aber begann eine wilde Phase, mit der die Wild Wings besser zurecht kamen.
Nach einem unwirklich schönen Rückhandpass von Evan Barratt aus der Rundung glich Jeremy McKenna zwar aus (16.). Den Gästen aber war anzumerken, dass sie die Kontrolle über sich und den Gegner verloren hatten. 38 Sekunden nach dem Seitenwechsel war Ritchie erneut nicht von Leon Hungerecker im Nürnberger Tor wegzuschieben - diesmal war aber niemand in der Nähe, um den großen Kanadier zu stören (21.). Die Ice Tigers überstanden eine weitere Strafzeit, danach folgte, was O‘Keefe am MagentaSport-Mikrofon "a blessing in disguise" bezeichnete - was mit "Glück im Unglück" nicht perfekt zu übersetzen ist.
Unglückliche und ungerechtfertigte Strafen für die Nürnberg Ice Tigers
Josef Eham fuhr in der 28. Minute einen Check gegen Daniel Neumann in die Bande und offenbar traf der Schwenninger dabei die Sollbruchstelle der Plexiglasscheibe. Gut 20 Minuten dauerte es, dann war die Scheibe wieder ausgetauscht. Zunächst schienen die Ice Tigers aber genauso weiterzumachen. Nach einem Check ging Sebastian Uvira zu Boden und der Arm eines Schiedsrichters in die Höhe, wieder war es Eham. Weil Uvira von Schmerzen gekrümmt vom Eis glitt, ließen sich die Referees die Szene noch einmal zeigen - wieder und wieder. Und obwohl sie hatten sehen müssen, dass Ehams Check vollkommen fair war, schickten sie den Nürnberger auf die Strafbank. In Unterzahl traf Julius Karrers dann versehentlich den Kopf eines Gegners. 100 Sekunden musste Nürnberg ohne zwei Feldspieler auskommen.
Tatsächlich war das der Wendepunkt. Denn die Ice Tigers überstanden die Unterzahl souverän und dominierten danach die Partie, ließen kaum einen geordneten Aufbau der Wild Wings zu. Das 2:2 aber wollte nicht fallen. Und im Schlussdrittel zeigte sich, dass auch Schwenningens Trainer Steve Walker die richtigen Anpassungen gegen das Tempo der Ice Tigers vorgenommen hatte. Nürnberg drückte, eroberte immer wieder Pucks zurück, kam dabei aber kaum zu zwingenden Abschlüssen.
Hungerecker rettet, verlässt sein Tor - McMillan trifft
Mit denen musste sich auf der anderen Seite eher Hungerecker beschäftigen. Schwenningen traf zunächst Aluminium, Uvira nur die ausgefahrene Schiene des Nürnberger Torhüters (53.). Noch einmal wurden Freundlichkeiten ausgetauscht - und in der Folge auch weitere Strafzeiten. Die Schiedsrichter aber vermieden es, ein Team zu benachteiligen.
1:58 Minuten vor der Schlusssirene verließ Hungerecker dann sein Tor. Aber auch mit sechs Feldspielern wollte den Gästen nichts mehr gelingen. Brandon McMillan schob den Puck ins leere Tor (60.). Joacim Eriksson wirkte danach total entspannt und trotzdem wirkte es, als würden die Zuschauer in Schwenningen ihre Mannschaft bereits in den Sommer verabschieden.
Nürnberg: Hungerecker; Weber/Haiskanen, Braun/Shaw, Karrer/Headrick, Böttner - Barratt/Graber/McKenna, Kechter/Stoa/Alanov, Dove-McFalls/Maier/Gerard, Heigl/Eham/Ustorf. - Tore: 1:0 Ritchie (8:30/5-4), 1:1 McKenna (15:36), 2:1 Ritchie (20:38), 31: McMillan (59:51). - Schiedsrichter: Kohlmüller/MacFarlane. - Zuschauer: 5500. - Strafminuten: 12 - 20.
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