2:10 gegen Berlin

Schwarzer Abend statt Red Party: Ice Tigers ergeben sich in ein Debakel

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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31.10.2023, 21:46 Uhr
Frust und Freude in einem Bild: Justus Böttner und Niklas Treutle leiden, während die Berliner feiern.

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink Frust und Freude in einem Bild: Justus Böttner und Niklas Treutle leiden, während die Berliner feiern.

Diese schönen roten Trikots, exklusiv für einen Abend kreiert, der mehr bieten sollte als nur ein Eishockeyspiel; diese wunderbare Kulisse an einem Dienstagabend; der Gegner, Serienmeister und Spitzenreiter – alles war angerichtet für ein Erlebnis, an das sich Profis und Fans noch lange gleichermaßen erinnern sollten. Dann aber versuchte sich Cole Maier nach sechs Minuten direkt vor dem Nürnberger Tor an einem schnellen Spielaufbau, legte den Puck aber dem Berliner Erik Mik auf. 0:1. Und nur neun Spielsekunden später führten die Gäste 0:2.

Die Red Party wurde zum Desaster, zu einer bitteren Erfahrung, die nur eine Erkenntnis hervorbringen kann: So können die Nürnberg Ice Tigers nicht weitermachen. Nach dem 4:7 in Straubing und dem 3:5 in München kassierte die Mannschaft von Tom Rowe beim 2:10 (1:3, 1:4, 0:3) auch zu Hause zehn Treffer. Der Versuch, einer Spitzenmannschaft mit Tempo zu begegnen, ging ein weiteres Mal schief – und hatte vor allem einen Leidtragenden. Nach dem siebten Gegentreffer, zugleich dem siebten Gegentreffer, für den er selbst zuletzt verantwortlich gemacht werden konnte, wechselte sich Torhüter Niklas Treutle selbst aus.

Wo waren die Routiniers?

Vor dem nächsten Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen Wolfsburg werden Rowe, Co-Trainer Manuel Kofler und die Mannschaft viel aufzuarbeiten haben. Zum Beispiel die fatalen Fehlpässe von Maier vor der frühen Berliner Führung (7.) oder Ludwig Byström vor dem 1:4 durch Patrice Cormier (23.), die völlig misslungene Simulation von Härte, die zum Beispiel Evan Barratt mit vier Minuten auf dem Strafzeitenkonto bezahlt hat und die Mannschaft mit dem plötzlichen Stopp im vollen Lauf, die zunehmende Überforderung der jungen Verteidiger, die ob der Verletzungen von Julius Karrer, Hayden Shaw und Marcus Weber offensichtlich zu viel Verantwortung übernehmen müssen, der vorentscheidende Doppelschlag innerhalb von nur neun Sekunden und nicht zuletzt die seltsame Zurückhaltung von vermeintlichen Leistungsträgern.

Beste Spieler gegen Berlin waren zwei Drittel lang der 19 Jahre alte Roman Kechter, Schütze des spektakulären 2:4 (30.), Jake Ustorf, Vorbereiter des 2:4 und Schütze des spektakulären 1:3 (12.), Neuzugang Philipp Mass und der 17 Jahre junge Max Merkl. Zwischendurch war ja durchaus zu sehen, wie diese eher junge Mannschaft erfolgreich Eishockey spielen will. Aber wo waren Ryan Stoa, Barratt, Byström, Charlie Gerard, Dane Fox oder Daniel Schmölz? Wo waren jene Spieler, die den Ice Tigers Sicherheit geben sollen? Zumindest schienen sie weder körperlich noch geistig anwesend zu sein, als es galt, die Treffer von Leo Pföderl (7.), Tobias Eder (9.), Cormier (33.), Zach Boychuk (34.) oder Morgan Ellis (35.) zu verhindern.

Pföderl zum Zehnten

Im Schlussdrittel gab es dann keine Unterschiede mehr – auf niedrigstem Niveau. Frederik Tiffels (41.) und der ehemalige Nürnberger Marco Nowak (44.) erhöhten das Ergebnis ohne große Gegenwehr. Dem einstigen Nürnberger Publikumsliebling Pföderl war es vorbehalten, den zehnten Berliner Treffer zu erzielen (56.). So musste auch Leon Hungerecker den Puck noch dreimal aus dem Tor holen.

Es war ein Debakel, das auch durch die Verletzungen der drei Abwehrspieler sowie der Stürmer Elis Hede und Max Kislinger nicht zu erklären ist - und auch nicht durch herausragende Form und Qualität der Eisbären. Spieler und Trainer hatten ihren Fans bei der Red Party danach jedenfalls einziges zu erklären: Zum Beispiel, wie es möglich ist, in drei Spielen 22 Gegentreffer zu kassieren - oder, wie man gedenkt, angemessen auf diesen peinlichen Abend zu reagieren.

Es hätte ein schöner Abend werden können. Dieser junge Fan bot Ryan Stoa einen Kaugummi im Austausch gegen einen Schläger.

Es hätte ein schöner Abend werden können. Dieser junge Fan bot Ryan Stoa einen Kaugummi im Austausch gegen einen Schläger. © Thomas Hahn, Sportfoto Zink

Gruselig wurde es - wenn auch anders als gedacht.

Gruselig wurde es - wenn auch anders als gedacht. © Thomas Hahn, Sportfoto Zink

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