Gruppenjubel mit Torschütze: Die Nürnberg Ice Tigers feiern Ryan Stoa für das 1:0, der Schwenninger Kyle Platzer ist schon auf dem Weg in den Urlaub.
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Gruppenjubel mit Torschütze: Die Nürnberg Ice Tigers feiern Ryan Stoa für das 1:0, der Schwenninger Kyle Platzer ist schon auf dem Weg in den Urlaub.

4:2 gegen Schwenningen

Welch ein Wille, welch ein Kampf: Die Ice Tigers ziehen ins Playoff-Viertelfinale ein

Die Ice Tigers können 2025 erstmals Deutscher Meister werden. Das ist keinesfalls die dahingelallte Bemerkung eines angetrunkenen Reporters, sondern eine nüchterne Feststellung. Weil sich diese Nürnberger Eishockeymannschaft am Donnerstagabend in einen Rausch gecheckt, geschossen und gespielt hat, weil sie zum perfekten Zeitpunkt ihre beste Saisonleistung gezeigt hat und verdientermaßen ein intensives Spiel gewonnen hat, zählen die Ice Tigers seit 21.55 Uhr zu den besten acht Klubs der DEL. Ab Sonntag fordern sie mit dem ERC Ingolstadt den Ersten der Punkterunde im Viertelfinale.

Möglich machten sie das alle gemeinsam: Das entscheidende 4:2 (1:0, 0:0, 3:2) war ein Fest.

Die Spieler zeigen Mut, die Schiedsrichter nicht

Genießen sollten sie diesen Abend, den sie sich über 54 Partien erarbeitet hatten, hatte Ustorf seinen Spielern geraten. Und so absurd das für Menschen klingen mag, für die es wenig erstrebenswert erscheint, mit einer Abrissbirne wie Will Weber auf den Hacken in die Bande zu sprinten, - die Ice Tigers hielten sich an ihren Sportdirektor. Mit großer Lust fuhren sie ihre Checks zu Ende, der offenbar vollkommen schmerzbefreite Eugen Alanov nahm dafür sogar extra weite Wege. Mit großer Verve ließen sie sich immer wieder von Schwenningern begraben, wenn sie Joacim Eriksson zu nahe gekommen waren. Mit großem Tempo und erstmals in dieser kurzen Serie mit Selbstbeherrschung gingen sie dieses erste Drittel an. Ergebnis: 14:6 Torschüsse, 1:0 Tore - weil Ryan Stoa Julius Karrers Schuss mit dem Rücken zu Eriksson abgefälscht hatte (12. Minute).

Millimeterarbeit in jeder Abwehraktion: Marcus Weber und Leon Hungerecker verteidigen vorbildlich.

Millimeterarbeit in jeder Abwehraktion: Marcus Weber und Leon Hungerecker verteidigen vorbildlich. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn

Nürnberg rettete dieses Niveau in den zweiten Abschnitt, blieb aufmerksam und bissig in den Zweikämpfen, von denen jeder einzelne auf dem schmalen Grat zwischen Puckverlust und Strafzeit geführt wurde. Aus dem Rhythmus brachte sie das erste Power-Play des Abends - die Schiedsrichter verweigerten zweimal klare Entscheidungen und gönnten bei Torhüterbehinderungen auf beiden Seiten auch den Schlussmännern zwei Minuten. Dafür wurde Schwenningen danach von Angriff zu Angriff gefährlicher. Webers Schuss touchierte die Latte (29.).

Eriksson versucht es mit Psycho-Spielchen, kassiert das 3:2

Ältere Beobachter mag der Verlauf an das vierte Halbfinalspiel 2007 gegen die DEG erinnert haben. Damals hatte Scott King früh getroffen und auch 18 Jahre später waren bei den Spielern Geduld und bei den 6314 Zuschauern Nerven gefragt. So erklärte sich auch die erste ereignislose Phase des Spiels - bis Kechter aus kurzer Distanz scheiterte (47.).

Schön konnte der nächste Treffer kaum werden - musste er auch nicht. Charlie Gerard schaufelte die Scheibe vors Tor, da schaltete Cole Maier schneller als Eriksson und sein Verteidiger. Der schwedische Torhüter ließ sich danach von einem Betreuer erst einmal demonstrativ die Schlittschuhe schnüren. Das Psychospielchen schien zu funktionieren: Wenig später scheiterten Gerard und Headrick an der Befreiung, Braun unterlief ein seltener Fehlpass und Bassen nahm das Geschenk an (51.). Nach einem Schüsschen von Jordan Murray bekam der Puck Augen (55.) - 2:2. Von Genuss konnte da keine Rede mehr sein. Dann kam Jeremy McKenna an den Puck.

Der Torjäger der Ice Tigers verzögerte, nahm sich die Zeit und schloss eiskalt im langen Eck ab (59.). Eriksson verließ daraufhin sein Tor - und Stoa nutzte die erste Gelegenheit zur Entscheidung. Der Routinier traf von der eigenen blauen Linie (59.). Die Fans durften feiern, die Spieler sich aufs Viertelfinale freuen.

Nürnberg: Hungerecker; Haiskanen/Weber, Shaw/Braun, Headrick/Karrer, Böttner - McKenna/Graber/Barratt, Alanov/Stoa/Kechter, Gerard/Maier/Dove-McFalls, Heigl/Eham/Ustorf. - Tore: 1:0 Stoa (11:20), 2:0 Maier (47:51), 2:1 Bassen (50:26), 2:2 Murray (54:17) 3:2 McKenna (58:04), 4:2 Stoa (58:52/5-6). - Schiedsrichter: Schrader/Rohatsch. - Zuschauer: 6314. - Strafminuten: 6 - 8.

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