
Ende der Niederlagenserie
82:67 gegen Karlsruhe: Wie Neuzugang Kai Huntsberry die Statik der Falcons ändert
Die Antworten fielen sehr höflich und sehr erwartbar aus. "Ich habe mich schon ein paar Mal verlaufen, aber mir gefällt es hier wirklich sehr gut", sagte Kai Huntsberry, als er in der Kia Metropol Arena seine ersten Autogramme gegeben und freundlich in Smartphones gelächelt hatte.
Wenn Basketballspieler aus den USA ihr erstes Interview in Deutschland geben, dann loben sie eigentlich immer ihre tollen Mitspieler, die wunderschöne Stadt, die beeindruckende Stimmung in der Halle und die Qualität der Liga. Egal, ob sie gerade in einer Schulturnhalle in der schwäbischen Provinz über das Parkett gerannt sind oder in einer Großstadt mit BBL-Flair; egal, ob sie die neuen Kollegen eigentlich für totale Nieten halten und bereits nach einer Woche bereuen, einen Vertrag in dieser zweiten Basketball-Bundesliga unterschrieben zu haben.
Anruf in Cleveland
Der 23 Jahre junge Kai Huntsberry, geboren in New Orleans, aufgewachsen in Kalifornien, zuletzt beim Farmteam der Cleveland Cavaliers angestellt, ist da keine Ausnahme. Natürlich hat auch er vor nicht allzu langer Zeit noch von einem Platz in der NBA geträumt. Als der Anruf aus Nürnberg kam, hat er aber nicht lange gezögert, sich einer neuen Realität zu stellen. Und weil bereits einige seiner Freunde ihre Profi-Karriere auf der anderen Seite des Atlantiks begonnen haben und ihm Gutes berichtet haben, sagt Huntsberry nicht nur höfliche Sachen über Mitspieler, Trainer, Fans, er sagt sogar: "Es ist ein Kindheitstraum, der da in Erfüllung geht."

Den Nürnberg Falcons hat der Mann mit den kubanischen Wurzeln am Samstagabend vor 2524 Zuschauerinnen und Zuschauern zunächst einmal geholfen, nicht einen Traum, aber einen großen Wunsch zu erfüllen. Sechs Spiele in Serie hatte die Mannschaft von Virgil Matthews zuletzt verloren, diese Serie ist dank des 82:67 (13:13, 24:17, 26:17, 19:20)-Erfolgs gegen die Lions aus Karlsruhe beendet.
Weniger denken, öfter gewinnen
Nachdem Jacob Falko aus familiären Gründen bereits zu Beginn der Vorbereitung in die USA zurückkehrte und sich zuletzt auch noch Bastian Doreth mit Kniebeschwerden abmeldete, fehlte den Falcons ein Point Guard mit Zug zum Korb, mit dem Blick für die Nebenleute, andere mussten deswegen ihre Komfortzone verlassen - und wirkten zuweilen überfordert. "Kai dabei zu haben, hat uns sehr geholfen", stellte Matthews nach dem zweiten Heimsieg fest, "andere konnten den Kopf ausschalten und mehr tun, was sich für sie natürlich anfühlt."
Weniger denken, öfter gewinnen - so könnte das Motto lauten für die Falcons. Gegen Karlsruhe überzeugten sie als Mannschaft und nicht wegen eines Spielers alleine. Tim Köpple spielte erneut aggressiv und stark auf, Julius Wolf beeindruckte als Passgeber, Isaiah Sanders verteidigte giftig und zeigte im Angriff, dass er deutlich mehr kann als Dreier werfen. Die Statik könnte Huntsberry aber entscheidend verändert haben.
Nürnberg: Köpple 13 Punkte, Huntsberry 12, Sanders 12, Gaines 9, Wolf 8 (8 Assists), Schröder 7, Alexander 6, Kaba-Fofana 6, Gille 5, Feneberg 2, Okafor 2.

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