Gunzenhausen: Vereine laufen um 25.000 Euro

15.3.2021, 12:55 Uhr
Gunzenhausen: Vereine laufen um 25.000 Euro

Als er von den Plänen gehört hat, konnte es René Ferstl zuerst gar nicht glauben. Ein Wettbewerb um 25.000 Euro für Vereine aus der Region? Auch ein paar Tage später hört man ihm die positive Überraschung noch an: "Ich finde das wirklich toll von den Firmen! Es ist super für uns kleine Vereine, dass wir uns auf diese Weise ein paar Euro dazuverdienen können", sagt Ferstl, der in normalen Zeiten als Trainer des FC Frickenfelden an der Seitenlinie steht.


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Sein Lob geht vor allem an die Firmen Heizomat und Hetzner Online, die jeweils 10.000 Euro bereitgestellt haben. Aber auch an fünf kleinere Betriebe, die jeweils 1000 Euro zur Verfügung stellen: die Bäckerei Herzog sowie die Gunzenhäuser Firmen Degenhart Eisenhandel, Huber & Riedel, RF Plast und Verpa. Die Idee für den vereinsübergreifenden Wettkampf, der sich auch in der Pandemie realisieren lässt, stammt von Frank Reißlein, einem der Vorsitzenden des SV Unterwurmbach.

"Signal des Zusammenhalts"

Ab Montag soll es nun losgehen mit der digitalen Lauf-Veranstaltung, die inzwischen den Namen "Heizomat-Hetzner-Challenge" trägt. Bis einschließlich Ostersonntag, den 4. April, haben die Mitglieder der acht teilnehmenden Vereine – der FC Aha, der SV Cronheim, der FC Frickenfelden, die DJK Gnotzheim, der FC Gunzenhausen, der TV 1860 Gunzenhausen, der TSV Heidenheim und der SV Unterwurmbach – Zeit, möglichst viele Kilometer zu joggen oder zu walken. Die Klubs leiten die gesammelten Kilometer an Frank Reißlein weiter, der daraus eine tagesaktuelle Tabelle erstellt. Je nach Abschlussplatzierung gibt es einen größeren oder kleineren Teil des Preisgelds.


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René Ferstl freut sich aber nicht nur über die Finanzspritze, sondern auch "über ein Signal des Zusammenhalts in dieser schweren Zeit". Die Mitglieder hätten jetzt die Chance, gemeinsam etwas für ihren Verein zu tun. Beim FC Frickenfelden, glaubt Ferstl, wird fast jeder das ein oder andere mal den Trainingsanzug aus dem Schrank holen und ein paar Kilometer laufen.

An ihm selbst wird es ohnehin nicht scheitern. "Ich laufe sowieso fast jeden Tag, meistens zwischen sieben und 11 Kilometern", erklärt der Coach des A-Klassisten. "Bei so einem Ansporn kann es aber schon sei, dass es mal zwei oder drei Kilometer mehr werden", fügt er lachend hinzu. Vom eigenen Anteil am Preisgeld wird man in Frickenfelden auch etwas an einen wohltätigen Zweck weitergeben. Die andere Vereine planen ähnliches, alle wissen, wie sehr manche Menschen unter der Krise leiden.

Sponsoren suchen Fachkräfte

Dass sich sein Unternehmen finanziell an der Aktion beteiligen würde, war Robert Bloos jun. sofort klar. Durch einen Wettbewerb wieder mehr Leben in die Vereine zu bringen, diese Idee überzeugte ihn. "Aber ich habe gesagt, dann machen wir da auch was Großes daraus", berichtet der Geschäftsführer von Heizomat. Das Unternehmen betreibt Werke in Maicha und Heidenheim, insgesamt 270 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Sie entwickeln und produzieren unter anderem Holzheizungen, die in der Landwirtschaft, der Industrie, aber auch in Privathaushalten zum Einsatz kommen.

Gunzenhausen: Vereine laufen um 25.000 Euro

© Foto: Heizomat-Hetzner-Challenge

Wenn Boos einmal nicht als Firmenchef gefordert ist, steht er als Fußballer auf dem Platz. Der 34-Jährige spielt in der zweiten Mannschaft des SV Cronheim in der A-Klasse. "Bei uns wird die ganze Familie für den SV bei der Challenge mitmachen", verspricht er. Damit sich dem möglichst viele Menschen aus den Vereinen anschließen, hat er sich entschieden, gleich 10.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Und natürlich auch, um seinem Unternehmen ein wenig öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. "Wir suchen nämlich händeringend zusätzliche Mitarbeiter", sagt Bloos. Auch neue Auszubildende seien willkommen.

"Wollen zeigen, dass wir ein guter Arbeitgeber sind"

Dass das Preisgeld insgesamt aber noch deutlich höher wurde, verdanken die Vereine einem Anruf des Heizomat-Chefs bei Martin Hetzner. Als der von Bloos‘ Spende hörte, entschied er sich spontan, den gleichen Betrag dazuzulegen. "Es ist uns wichtig, Engagement in der und für die Region zu zeigen", erklärt Kathrin Schuster, die Personalleiterin bei Hetzner Online. Es gehe darum, die Vereine, denen in der Krise Einnahmequellen weggebrochen sind, zu unterstützen. "Und wir wollen auch zeigen, dass wir ein guter Arbeitgeber sind", fügt sie hinzu.

Das Unternehmen mit insgesamt 330 Mitarbeitern Betreibt Rechenzentren mit Servern und vermietet diese an Kunden. Am oberpfälzer Standort Falkenstein baut Hetzner darüber hinaus selbst Server. Ähnlich wie Heizomat sucht man auch bei Hetzner nach neuen Mitarbeitern. "Im IT-Bereich wird man mit Bewerbungen nicht gerade überflutet", berichtet die Personalleiterin.


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Für den September sucht Schuster noch junge Leute, die eine Ausbildung zum Fachinformatiker oder zum Kaufmann für Büromanagement beginnen wollen. Da kann es nicht schaden, bei den Vereinen vor Ort im Gespräch zu bleiben – wie etwa auch beim 1. FC Gunzenhausen.

Kaum Neueintritte wegen Corona

"Ich habe gleich am Anfang direkt von Frank Reißlein von der Idee erfahren", berichtet dessen Vorsitzender Hans-Jürgen Kieslich. Wer alles teilnehmen wird und um welche Summe es gehen würde, war da noch gar nicht abzusehen. Für Kieslich war es trotzdem "gar keine Frage, ob wir da mitmachen". Wie viele der FC-Mitglieder mitlaufen werden, lässt sich schwer abschätzen, sagt er. In der Tennissparte sind viele Sportler deutlich über 60, die Akrobatikabteilung besteht hauptsächlich aus Kindern. Da müsse man sehen, wer die Laufschuhe schnürt. "Mit der Fußballabteilung rechne ich aber ganz schwer", macht er seine Erwartungshaltung deutlich.


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"Es geht überhaupt darum, die Mitglieder wieder von der Couch zu holen", findet der Vereinsvorstand. Und ein wenig Geld kann der FC auch gebrauchen. Pacht- und Mieteinahmen, zum Beispiel für den Gymnastiksaal, sind in der Krise weggebrochen. Vereinsaustritte hat er zwar nur wenige gegeben, neu dazugekommen ist aber auch so gut wie niemand.

"Es geht keiner in einen Verein, wenn er sowieso keinen Sport machen kann", erklärt Kieslich. Auch er spricht davon, etwa die Hälfte des Preisgeldes spenden zu wollen. Was mit der verbleibenden Summe passieren wird, ist noch nicht abschließend geklärt. An sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten dürfte es aber nicht mangeln.

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